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Jahresbilanz Handel und Corona-Prognose 2020

Optimistische Prognose sagt starke Verluste voraus

Eine Studie von Kreutzer, Fischer & Partner im Auftrag des Handelsverbandes geht von einem Verlust von 26 Mrd. Euro Haushaltausgaben aus.

2019 hatte sich im Handel gut entwickelt, aber in Wahrheit interessiert das heute nur noch wenige. Denn: Corona hat die Welt des Handels und der Wirtschaft komplett auf den Kopf gestellt. Das sehen auch die Präsentatoren der Studie „Handel in Zahlen“-Jahresbilanz 2019 und Corona-Prognose 2020 so.

Andreas Kreutzer (Kreutzer, Fischer & Partner) und Rainer Will (Geschäftsführer des Handelsverbandes) stellen die Entwicklungen des Handels vor. 

Rückblick auf 2019

So schön hätte es werden können: 2019 haben sich die Ausgaben der privaten Haushalte in Österreich um +2,0% auf 206,5 Milliarden Euro erhöht. Die anziehende Inflation hat den realen Anstieg allerdings auf +0,5% gedrückt. Die einzelhandelsrelevanten Ausgaben sind im Vorjahr um 2,6% gewachsen und haben einen neuen Rekordwert von 67,5 Milliarden Euro erreicht. Das Podium der Top3-Wachstumssieger 2019 bilden Sportartikel mit +5,3%, Elektrogeräte mit +3,3% und Lebensmittel mit +3,0%. Das größte Ausgabensegment im Handel war 2019 der Lebensmittelsektor mit 24,1 Milliarden Euro. Auch der Modehandel konnte aufgrund des anhaltenden eCommerce-Booms um +2,5% auf 12,4 Milliarden Euro zulegen. Der Büchermarkt hat hingegen ein Minus von -0,1% auf nunmehr 2,6 Milliarden Euro zu verdauen.

Der Distanzhandel befindet sich in Österreich laut Studie weiterhin auf Wachstumskurs. eCommerce hat im letzten Jahr erneut an Bedeutung gewonnen, die Wachstumsdynamik ist im Vergleich zu 2018 sogar noch gestiegen. Der Vertriebskanal generierte im Vorjahr um satte 13% höhere Privatausgaben. Damit ist der Onlinehandel 2019 erneut 8mal so schnell gewachsen wie der stationäre Handel. Corona befeuert den eCommerce weiter. 2019 lag die Zahl der zugestellten Pakete im B2C Bereich bei 151 Millionen. Damit ist das Paketvolumen innerhalb eines Jahres um +14% gestiegen. Hauptgründe für die Paketlawine sind neben dem generellen eCommerce-Boom vor allem überproportional steigende Teillieferungen und Retouren.

Auswirkungen von Corona

„Wir gehen davon aus, dass die heimische Wirtschaft 2020 und 2021 durch die Corona-Krise einen Ausgabenrückgang im Ausmaß von rund 26 Milliarden Euro verkraften muss. Allein heuer rechnen wir mit einem coronabedingten Rückgang der Ausgaben privater österreichischer Haushalte um insgesamt 15 Milliarden Euro", so Rainer Will.

Dabei kommt der Handel noch vergleichsweise glimpflich davon, denn die Ausgaben- rückgänge betreffen primär Investitionsgüter und Dienstleistungen. Die Segmente Videospiele (+7,7%), Nahrungsmittel (+7,1%), Medikamente (+6,2%) und Drogeriewaren (+1,3%) werden die Krise voraussichtlich mit einem Umsatzplus meistern. Am stärksten hat Covid-19 die Bereiche Möbel (-5,3%), Bekleidung/Schuhe (-3,8%) und Hausrat (-1%) getroffen. 

"Generell wird Corona heuer den Onlinehandel in allen Warengruppen anschieben. Der eCommerce federt vielerorts Umsatzverluste im stationären Sektor ab. Darüber hinaus erleben wir einen Lockdown-Effekt – heimische Onlinehändler gewinnen Marktanteile von der internationalen Konkurrenz zurück", ist Andreas Kreutzer überzeugt.

Eine Lücke könnte man füllen

Darüber hinaus wird Österreich nach wie vor mit China-Paketen geflutet, indem die bestehende 22-Euro-Freigrenze durch asiatische Online-Händler vorsätzlich ausgenutzt wird. Daher spricht sich der Handel auch vehement gegen den Plan der EU-Kommission aus, die bereits für 1. Jänner 2021 fixierte Abschaffung der 22-Euro-Freigrenze bei Paketlieferungen aus Drittstaaten um ein halbes Jahr zu verschieben. Das Aus für die 22-Euro-Freigrenze ist überfällig, würde es doch in Österreich ein 150 Millionen Euro großes Steuerschlupfloch für asiatische Onlinehändler endlich schließen (7 Milliarden Euro EU-weit). 

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geschrieben am

11.06.2020