Der Plan ist aufgegangen
Kommt die Jahreszahl 2008 ins Spiel, so denkt man unwillkürlich an den großen Banken- und Finanzcrash, der damals im Herbst die Welt aus den Fugen gleiten ließ. Wie der Zufall so will, hat der Getränke-Spezialist Harold Burstein bereits im Sommer die Marken Stroh, Mautner, Bouchet und Charly’s übernommen. „Hätte ich gewusst, was in diesem Jahr noch so alles passiert, dann wäre ich sehr nervös geworden. Viel schlimmer: ich hätte mein Projekt damals nicht finanziert bekommen“, so der heutige Eigentümer Harold Burstein. Er hat 2008 das Unternehmen von Stock Spirits Group gekauft.
Trotz geänderter Rahmenbedingungen hat er es geschafft und besitzt heute die Rum-Kult-Marke schlechthin. Der österreichische Stroh Rum ist weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt und hat eine Exportquote von 75%. Hergestellt wird Stroh Inländer Rum in Klagenfurt in Kärnten.
Die ersten Maßnahmen waren die Umbenennung von Stock in Stroh Austria und damit ein großer Schritt in Richtung Herkunftsbonus. Dieser ist für den Export enorm wichtig, denn Marken aus Österreich schaffen Vertrauen. Das Hauptexportland ist Deutschland, das den weitaus größeren Markt bildet als Österreich. Finnland hingegen hat für Stroh Austria die höchste pro Kopf Quote. Danach folgen Länder wie Holland, Estland, USA. Auch die Boardershops, die Fähren in Skandinavien und Flughäfen sind bedeutende Absatzkanäle „Stroh 80 darf als Gefahrengut nicht ins Flugzeug mitgenommen werden, daher verkaufen nicht unser Schlüsselprodukt Stroh 80, sondern Stroh 60“, erklärt Burstein den Unterschied. In jedem Land arbeitet das Unternehmen mit einem Vertriebsspezialisten zusammen, der die Eigenarten des Marktes kennt: in Estland kann ein Finne eine 3-l-Flasche Stroh 80 einkaufen, die er in seiner Heimat nicht kaufen kann; in Südafrika konsumiert man Stroh Inländer Rum im Kaffee oder als Party-Starter Shots; in USA heißt Stroh Inländer Rum überhaupt Stroh 160. Und in Österreich ist die Spirituose als unverzichtbare Zutat zum Backen und Kochen, aber auch als Beigabe zu Heißgetränken positioniert. Seit 2016 vertreibt Borco nach Deutschland auch in Österreich die Marken von Stroh Austria.
„Wir leben mit der Marke einen Vorteil, der auch gleichzeitig ein Nachteil sein kann: Wir sind ein Nischenprodukt“, so Harold Burstein. „Stroh ist eine Kategorie für sich selbst und wird auch nicht als Rum sondern eben als Stroh gesehen. Nachdem Rum in der EU nicht aromatisiert werden darf fallen wir in die Kategorie der Spirituosen in USA sind wir einfach ein spiced Rum. Diese Solo-Position wird letztendlich noch von drei Faktoren beeinflusst:
der Steuer auf Alkohol und die damit verbundene Preiskalkulation,
das Wetter: je kälter desto besser für Stroh Inländer Rum
die allgemeine wirtschaftliche Situation: je mehr Winter-Tourismus, desto besser.
Das Team rund um Harold Burstein arbeitet erfolgreich seit vielen Jahren an der Verjüngung der Marke: „Da gibt es sehr viele Möglichkeiten, aber die Marke steht besser da denn je“.