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V.l.n.r.: NÖM-Vorstand Alfred Berger, Billa-Vorstand Robert Nagele (Senatoren des Senats der Kreislaufwirtschaft), Agatha Kalandra (PwC Österreich) und Harald Hauke (ARA Vorstandssprecher und Koordinator des Senats der Kreislaufwirtschaft)

Status quo der Kreislaufwirtschaft

Eine aktuelle Studie prognostiziert Österreich durch die Kreislaufwirtschaft bis 2030 ein Umsatzpotenzial von 35 Mrd. Euro. Der von der ARA initiierte Senat der Kreislaufwirtschaft fordert von der Politik eine Entbürokratisierung, um das Potenzial nutzen zu können.

Die Studie* wurde von PwC in Zusammenarbeit mit dem von der ARA initiierten Senat der Kreislaufwirtschaft durchgeführt und zeigt auf, welche enormen wirtschaftlichen Wachstumschancen durch die Kreislaufwirtschaft in Österreich bestehen. Aktuell weist die heimische Kreislaufwirtschaft eine Bruttowertschöpfung von 4,1 Mrd. Euro auf, generiert von rund 13.000 Unternehmen und insgesamt mehr als 48.600 Beschäftigten. Bis 2030 könnte diese jährlich über 5 Mrd. anwachsen. So wären bis zu diesem Zeitpunkt insgesamt 35 Mrd. Euro heimische Bruttowertschöpfung möglich. Wenn nicht die bürokratischen Hürden das Wachstum blockieren würden.

Die Zirkularitätsrate – der Anteil recycelter Materialien am Gesamtverbrauch – liegt in Österreich derzeit mit 12,8% im europäischen Mittelfeld. Doch um das Ziel von 18% bis 2030 zu erreichen, besteht noch erheblicher Handlungsbedarf. Denn damit wird der Bedarf der Industrie an Recycling-Rohstoffen in den kommenden fünf Jahren stark anwachsen.

Senat der Kreislaufwirtschaft

Als Partner und Vertreter der Wirtschaft sieht sich der Senat der Kreislaufwirtschaft: Unter der Koordination der ARA (Altstoff Recycling Austria AG) haben sich sieben heimische Leitbetriebe zusammengeschlossen, um dieses gewaltige ökonomische Potenzial auszuschöpfen: Alpla, Billa, Brau Union, Holcim, Mayr-Melnhof Karton, NÖM und Spar. Das gemeinsame Ziel ist, Österreich im EU-Spitzenfeld der Circular Economy zu etablieren und heimischen Betrieben einen Wettbewerbsvorteil zu sichern. Das kann aber nur gelingen, wenn sich zukünftig die rechtlichen Rahmenbedingungen ändern. Nur dann kann die Wirtschaft die Abhängigkeit aus Primärrohstoffen reduzieren und die Ressourcenbilanz deutlich verbessern. „Die Kreislaufwirtschaft muss daher marktfähig werden und wir müssen sie messbar machen und stärker in politische sowie gesellschaftliche Bewusstseinsbildung integrieren. Unser Ziel ist es, die Kreislaufwirtschaft im nächsten Regierungsprogramm zu verankern“, so Harald Hauke, Vorstandssprecher der ARA AG und Gründer des Senats.

Forderungen an die Politik

Der österreichische Senat der Kreislaufwirtschaft appelliert daher an die zukünftige Bundesregierung, diese große industriepolitische Chance nicht ungenutzt zu lassen und fordert die rasche Umsetzung eines Deregulierungs- und Entbürokratisierungs-Pakets. Dabei werden vier konkrete Forderungen gestellt:

1. Umfassende Kunststoff-Strategie
Um die EU-Ziele zur Einführung verbindlicher Quoten für recyclingfähige Verpackungen sowie den Einsatz von Rezyklaten termingerecht zu erreichen, ist die Entwicklung einer zielgerichteten Kunststoff-Strategie und eine proaktive Einführung einer Ökomodulation unerlässlich.

2. „Schengenraum“ für Kreislaufwirtschaft
Zur Förderung des grenzüberschreitenden Handels mit recycelbaren Materialien innerhalb der EU sollte ein „Kreislaufwirtschafts-Schengenraum“ geschaffen werden. Das heißt: Abschaffung der aufwändigen und langwierigen Notifizierungsverfahren sowie der Begleitdokumente bei der grenzüberschreitenden Abfallverbringung. Im Gegensatz zu Primärrohstoffen, die aufgrund der EU-Warenverkehrsfreiheit von solchen Auflagen befreit sind, stellt dies derzeit eine erhebliche Handelsbarriere dar.

3. Interministerielle Koordinierungsstelle für Kreislaufwirtschaft
Die Kreislaufwirtschaft umfasst als komplexe Querschnittsmaterie verschiedene Sektoren wie Wirtschaft, Mobilität, Landwirtschaft, Bauwirtschaft, Gesundheit, Umwelt und Finanzen. Auf Regierungsebene sollte daher eine interministerielle Koordinierungsstelle eingerichtet werden, die in enger Abstimmung mit den europäischen Institutionen arbeitet, um eine übergreifende Umsetzung der Kreislaufwirtschaft zu ermöglichen, die nicht an nationalen Grenzen haltmacht.

4. Erweiterte Herstellerverantwortung für Textilien
Analog zur Verpackungsentpflichtung soll durch eine erweiterte Herstellerverantwortung das Textilrecycling kompetitiv gestaltet und so die Recyclingquote in diesem Sektor signifikant erhöht werden.

* PwC-Studie „Von linear zu zirkulär: Status quo der österreichischen Kreislaufwirtschaft“, Februar 2024, Datenbasis: 2021.
Die Studie finden Sie hier zum kostenlosen Download.

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geschrieben am

11.09.2024