Staffelübergabe bei Stroh Austria
Harold Burstein ist seit 2008 - nach einem Management Buy-Out - Geschäftsführer und Eigentümer der Sebastian Stroh Austria GmbH. Nun übergibt er die Geschäftsführung an die Branchenexpertin Mag. Karin Trimmel weiter.
Der Eigentümer Harold Burstein steigerte den Exportanteil und die internationale Markenbekanntheit der Marke Stroh über die Jahre sukzessive. Mit Karin Trimmel hat er die beste Nachfolgerin in der Geschäftsführung: "Sie wird die Marke mit fachlicher Kompetenz und viel Gespür in der Welt der Kulinarik weiter voranbringen, zu der Stroh seit nunmehr 190 Jahren gehört. Die Pandemie hat uns wieder gezeigt, wie verbunden die Konsumenten mit unseren Produkten sind und mit wie viel Emotion die Marke Stroh in Österreich - und über die Grenzen hinaus - besetzt ist."
Das Ausgangsprodukt für Stroh Inländer Rum ist ausschließlich echter Rum. Die Geschichte des Inländer Rums reicht zurück in die Zeit der Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Heute ist Inländer Rum in der EU eine geografisch geschützte österreichische Spirituose und er wird über Kattus-Borco vertrieben.
retailreport.at: Wie sieht die wirtschaftliche Entwicklung bei Stroh aus?
Karin Trimmel und Harold Burstein: Natürlich mussten auch wir Einbußen aus der Gastronomie und dem Travel Retail in den letzten zwei Corona-Jahren hinnehmen, die aber durch den gestiegenen Umsatz im LEH aufgefangen wurden. International gesehen konnten wir sogar eine zweistellige Zuwachsrate in allen wesentlichen Märkten - insbesondere Deutschland, Skandinavien und den Niederlanden - verzeichnen, womit in Summe 2021 ein erfolgreiches Jahr war. Besonders die signifikante Absatzsteigerung in Deutschland im letzten Jahr hat uns bei unserem positiven Ergebnis 2021 sehr geholfen.
Viele Themen spielen sich rund ums Backen und den Export ab, welche neuen Kanäle und Marketing-Pläne gibt es – auch von Seiten von Frau Trimmel?
Karin Trimmel und Harold Burstein: Das Genussthema wird auch weiterhin ein Focus in unserer Markenkommunikation bleiben, welches wir im Ausland sogar noch verstärken werden. Österreich ist eine Genussnation und Stroh ist ein fixer Bestandteil der heimischen Kulinarik, die im Ausland nicht nur in der Gastronomie anerkannt ist, sondern auch in den Haushalten immer beliebter wird. Wir werden sicherlich erfolgreiche Marketingaktivitäten weiterführen wie z.B. über Instagram internationale Foodies mit spannenden Rezepten zu versorgen aber auch neue Kommunikationskanäle für unsere Themen Kochen und Backen andenken.
Es ist zwar ein Geheimrezept, aber muss man Rum an sich nicht deklarieren, ob er aus Zuckerrohr, Rübe, … gemacht wird?
Karin Trimmel und Harold Burstein: Ja, genau das machen wir mit der Beschreibung des Produktes: Stroh Inländer Rum.
as Ausgangsprodukt für Stroh Inländer Rum ist ausschließlich echter Rum. Ursprünglich erhielt er diesen Namen um ihn vom importierten Rum abzugrenzen, heute ist sogar in der EU gesetzlich festgelegt, dass Inländer Rum zu 100% in Österreich aus Zuckerrohrmelasse hergestellt werden muss und macht ihn so zu einer geschützten österreichischen Spezialität. Dieser Rum zeichnet sich durch seine fein-duftige, zarte Rum-Note und seinen harmonisch, blumigen Geschmack aus. Heute ist Inländer Rum in der EU eine geografisch geschützte österreichische Spirituose, was ihn in der internationalen Spirituosenwelt einzigartig macht.
Wie sieht es mit der Mix-Freudigkeit aus? Ist hier noch mehr Potential?
Karin Trimmel und Harold Burstein: Die Gastronomie und Barszene ist international gesehen sehr mixfreudig, überhaupt wo sie jetzt wieder geöffnet hat. Hier gibt es sicherlich Potential, im Ausland sogar noch mehr als in Österreich.
Welche steigenden Rohstoff-Preise sind für Stroh besonders schmerzlich?
Karin Trimmel und Harold Burstein: Bei sämtlichen Rohstoffen und Verpackungsmaterialen ist es im Laufe des Jahres 2021 zu massiven Preissteigerungen gekommen, die teilweise auch über 10 % liegen. Nur um ein Beispiel zu nennen: Glas ist um ca. 10% gestiegen. Dazu kommt eine immer größer werdende Planungsunsicherheit, Lieferengpässe sind leider an der Tagesordnung und wir rechnen mit keiner Entspannung.
Wie sind Sie im Thema „Nachhaltigkeit“ aufgestellt?
Karin Trimmel und Harold Burstein: Gut, aber es geht sicher noch besser, z.B. unser Betrieb ist CO2-neutral zertifiziert. Wir sehen Nachhaltigkeit als einen bestimmenden Faktor in unserem täglichen Tun. Wo immer möglich, achten wir auf Optimierungsmöglichkeiten und einen schonenden Umgang mit Ressourcen. Das ist ein Prozess, der uns über die nächsten Jahre stetig begleiten wird.
Ist der Handel einem österreichischen Hersteller in Summe besser gesinnt als einem Konzern?
Karin Trimmel und Harold Burstein: Heimische Marken sind momentan bei den Endverbrauchern stark nachgefragt. Folglich sollte es auch im Interesse des lokalen LEH sein, diese Marken zu listen. Dieser Trend wurde durch die Pandemie verstärkt und hat gezeigt, wie verbunden die Konsumenten mit Stroh sind und mit wie viel Emotion die Marke in Österreich besetzt ist. Unser Vertriebspartner in Österreich ist das Familienunternehmen Kattus-Borco, welches aufgrund seiner eigenen Tradition und starken Marken seit vielen Jahren sehr gut in der österreichischen Handelslandschaft verankert ist, was Stroh zu Gute kommt. Letztlich entscheidet aber eben der Konsument.
Frau Trimmel, wie würden Sie die Geschäftsführung bei Stroh für die Zukunft beschreiben und wo liegen Ihre Schwerpunkte und Pläne?
Karin Trimmel: Es ist für mich eine Auszeichnung und gleichermaßen eine schöne Herausforderung, eine Ikone der heimischen Markenwelt zu übernehmen und ein Traditionsunternehmen wie die Sebastian Stroh Austria GmbH in die Zukunft führen zu dürfen. Harold Burstein hat in den letzten Jahren die Marke Stroh von der Kategorie Inländer Rum zu einer eigenständigen Kult-Ikone aus Österreich geformt und sehr erfolgreich in über 40 Ländern weltweit etabliert. Ich halte viel von "Evolution statt Revolution". In der nächsten „Evolutionsphase der Marke Stroh" geht es um eine kontinuierliche Weiterentwicklung der Marke, um "Stärken zu stärken". Dazu gehört insbesondere die Kommunikation die Vielfältigkeit der Verwendungsmöglichkeiten von Stroh in der Genusswelt. Stroh Rum ist in vielen Rezepten bereits ein unverzichtbarer Bestandteil und soll zu einem "Enricher" in der Küche und Barszene gemacht werden, der jedes Gericht und jeden Drink bereichert.
Darüber hinaus stehen die weitere Festigung und der Marktausbau der wesentlichen Absatzmärkte auf meiner persönlichen Prioritätenliste.
Herr Burstein, bleiben sie dem Unternehmen (außer als Eigentümer) auch noch sonst in irgendeiner Art und Weise treu?
Harold Burstein: Ja, ich werde auch in Zukunft in strategische Entscheidungen eingebunden sein. Ich bin weiterhin Geschäftsführer in der Dachgesellschaft, in der die grundsätzliche Unternehmensstrategie einschließlich Investitionen angesiedelt ist. Ich habe mich nach insgesamt 20 Jahren an der Spitze aus dem operativen Tagesgeschäft zurückgezogen und bleibe der Marke Stroh nach wie vor verbunden ohne mich in das Tagesgeschäft einzumischen. Karin Trimmel und ich haben hier klare Grenzen in der Zuständigkeit gezogen, die sich bereits in den letzten Monaten im Zuge der Übergabephase bewährten.
Harold Burstein, Eigentümer Sebastian Stroh Austria GmbH
1957 in Wien geboren
1977 HTL Matura für Betriebstechnik
1983 Start in der Lebensmittelindustrie bei AUER Waffelfabrik bis
1996 als Direktor für Marketing & Vertrieb
1996 - 2001 Eintritt in die Spirituosenwelt, GF Seagram Österreich
2001 - 2021 GF der Sebastian Stroh Austria GmbH
Seit 2008 Eigentümer der Sebastian Stroh Austria GmbH
Mag. Karin Trimmel, neue GF der Sebastian Stroh Austria GmbH
1967 in Wien geboren
1991 Studienabschluss Handelswissenschaften WU Wien und Start in der Lebensmittelindustrie mit Schwerpunkt Getränke
1991 - 2008 div. Vertriebs/Marketing- und General Management Funktionen bei Coca-Cola, Nestlé, Pago, Römerquelle, Red Bull
2008 Eintritt in die alkoholische Welt über Schlumberger und die Underberg-Gruppe
2021 Co-GF der Stroh Austria GmbH
Seit 2022 GF der Stroh Austria GmbH