Direkt zum Inhalt
Berglandmilch Geschäftsführer Josef Braunshofer

Spürbarer Druck bei Milchbauern

Österreichs größte Molkerei, die Berglandmilch, ist in Wahrheit Diener zweier Herren: Sie gehört der Bauernschaft, muss aber auch nach den Spielregeln des Handels agieren.

Nahezu alle zwei Wochen gibt die Vereinigung der Österreichischen Milchverarbeiter ein Statement ab: „Es muss gesichert werden, dass nachhaltige Wirtschaftsweisen auch abgegolten werden“, erklärt der Präsident der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter Dir. Helmut Petschar im November 2019 in Richtung EU und untermauert die Forderung nach einem GreenDeal, in dem Herkunft, Haltung und Qualität der heimischen Milch abgegolten wird. Im Dezember beklagt man die hohen Personal-, Energie-, Verpackungs- und entsorgungskosten und stellt fest, dass diese am Rücken der Bauern getragen werden. Auch an die Konsumenten wird vor Weihnachten plädiert heimischer Qualität den Vorrang zu geben und für Qualität auch fair zu zahlen. Und nicht zuletzt richtet sich das jüngste Announcement an Handel und Konsumenten: „Deutliche Kostensteigerungen bei Vorleistungen für die Milchwirtschaft im Bereich Verpackung, Energie, Löhne, Zucker und Frucht, weiters steigende internationale Notierungen vor allem bei Käse und Pulver und eiweißbetonten Milchprodukten führen europaweit zu festeren Preisen“, erklärte Petschar angesichts der Entwicklung auf internationalen Märkten und der steigenden Unzufriedenheit bei Landwirten über die Preissituation auf den Höfen, die in mehreren Ländern bereits zu Protesten der Bauern geführt haben. Der Österreicher verfügt im Durchschnitt über eines der höchsten Einkommen in der EU und der Anteil der Konsumausgaben für Milchprodukte liegt bei lediglich 0,7%, er erhält dafür die international höchste Qualität“. Für Petschar ist daher klar, dass diese positiven Vorzeichen auch für die heimischen Milchbauern positive Einkommensaspekte bringen müssen. „Es muss jedenfalls gewährleistet sein, dass die heimischen Milchbauern einen fairen Anteil an dieser Entwicklung erhalten“, ergänzte Petschar.

„Ja, die Milchbauern sind zur Zeit unzufrieden und fordern einen besseren Milchpreis“, so sieht es auch DI Josef Braunshofer, Geschäftsführer der Berglandmilch, der größten österreichischen Molkerei. In Berlin/D finden die größten Traktorendemos statt, die Bauernschaft artikuliert ihre Unzufriedenheit in vollem Maße. Braunshofer kennt die Situation und merkt, dass es ein Wachrütteln aller Beteiligten braucht, um wieder mehr Zufriedenheit bei den Produzenten zu erreichen. 10.000 Milchlieferanten hat die Berglandmilch, da kann man sich schon ein Gesamtbild der Situation machen. Auch wenn man versucht Handel und Konsumenten auf die Probleme in der Milchwirtschaft aufmerksam zu machen, so sei gewiss dass die Sorgen nicht abnehmen: dadurch, dass die Haltungsformen bei Bio nun durchgehend erfüllt werden müssen, kann es sein, dass Bauern aus dem „Bio-Pool“ rausfallen, was ihnen wiederum einen niedrigeren Milchpreis beschert. Die Durchbrechung dieses Kreislaufes wäre wünschenswert.

Wie gut, dass Vorsorge getroffen wird

Doch bei der größten Molkerei lässt man den Kopf ganz sicher nicht hängen. Ganz im Gegenteil. Die Berglandmilch ist in allen Bereichen bestens aufgestellt und lässt keine Möglichkeit außer Acht, damit es den Bauern gut geht, der Handel innovative Produkte bekommt und die Konsumenten staunen, was man aus Milch und Käse alles machen kann – neben dem Sortiment der klassischen Molkereiprodukte.

Und eines gleich vorweg: mit der Umsetzung von nachhaltigen Maßnahmen hat man nicht gewartet, bis etwas gesetzlich verpflichtend wird, sondern man hat sich schon sehr früh mit Nachhaltigkeit auseinandergesetzt – in allen Werken der Genossenschaft. Dazu zählen Photovoltaik-Projekte und Wärmerückgewinnungen wie in Wörgl zum Beispiel. Die Maßnahmen macht die Berglandmilch für die Gesellschaft, auch wenn der Handel es ist, der die Anforderungen direkt an die Molkerei weitergibt. „Wir meinen, dass wir in der Umsetzung vieler Maßnahmen schon sehr weit sind, aber wir hören nicht auf uns weiterzuentwickeln“, so Josef Braunshofer. Ein beliebtes Beispiel sind auch die alternativen Quellen der Energiegewinnung durch erneuerbare Energien. „Hier wird laufend erörtert, was die beste Alternative ist“. 

Das Lob kommt postwendend: Im November wurde die Berglandmilch erneut für ihr Engagement in Sachen Klimaschutz ausgezeichnet. Die klima:aktiv Auszeichnung wurde für ein Wärmerückgewinnungsprojekt am Standort Klagenfurt verliehen. „Wir dürfen uns von der neuen Regierung sicher einiges erwarten, doch wir sind gerüstet und eines ist klar: in mittlerer und langfristiger Zukunft werden wir Dampf und Wärme für die Märkte nicht mehr mit fossiler Energie herstellen“, so Braunshofer. Und eines sei auch gesagt: Klimaneutralität soll nicht durch angekaufte Zertifikate erreicht werden.

Von der Produktion zur Verpackung

Gerade im Mopro-Bereich gibt es eine Prämisse: probieren, probieren, probieren. Dass auch im Bereich Verpackung kein Stein am anderen bleiben wird, ist klar. Hier sind jedoch alle Hersteller von Lebensmitteln gleich stark betroffen. Aber: die Berglandmilch ist schnell. Sie optimiert in allen Bereichen. Beim Käse kommt im Scheibenbereich eine Materialstärkenreduktion zum Tragen, die rund 30.000 kg Plastik einspart; auch der 85%ige Papieranteil, der recyclebar ist, wird beim Scheibenkäse auf Effizienz überprüft; 50% aller PET-Produkte werden wiederverwendet, was bedeutet, dass 340 Tonnen PET einer neuerlichen Verwendung zugeführt werden. 

Alle Becher der Berglandmilch werden auf recyclingfähigen Kunststoff umgestellt, für den es einen Recycling- und Sammlungsstrom gibt.

Die Kartonummantelung bei den Bechern wird forciert

Aber über all den Packstoffen steht Glas: Ende des Frühjahrs 2018 kam die Berglandmilch mit der Milch im Glas Einweg auf den Markt. Seither wird geforscht und man darf sich schon sehr bald auf eine Innovation in diesem Bereich freuen. Acht Mio. Euro wurden in eine Wasch- und Abfüllanlage investiert, damit die Milch in einer Glas-Mehrweg-Flasche Platz findet. Mit März soll es soweit sein. 

Und nicht zuletzt ist auch die Rezeptur ein Bestandteil der Nachhaltigkeits-Strategie: weniger Zucker kommt in alle Produkte – die Umstellung verläuft linear und permanent. Hochwertige Proteine gelangen durch Mozzarella und Co. zu den Konsumenten und Käse wird auf natürliche Weise als „Fleischersatz“ gepusht. 

Die Basis stimmt

Um all diese Schrauben in richtige Stellung zu bringen, muss der Grundstoff einwandfrei sein. Dass unsere Milch aus Österreich qualitativ ausgezeichnet ist, dafür sorgt auch die Kontrolle durch die AMA. Aber die Berglandmilch setzt dem allen noch eins oben auf und fördert die Tierwohlprogramme, die in Europa ihresgleichen suchen. Den Kühen wird kein gentechnikverändertes Futtermittel gefüttert, aber auch kein Futter aus Übersee kommt in den Trog. Palmölfrei und glyphosatfrei werden die Tiere sowieso ernährt. Das sind die Grund-Standards der Berglandmilch-Qualitätsstandards. Für die Molkerei kann demnach die Forderung nach mehr Nachhaltigkeit gerne kommen, man ist bereits bestens gerüstet.

Kategorien

geschrieben am

30.01.2020