Spar: Pauschale Preiserhöhungen gibt es nicht
Vor mehr als einem Jahr ist Mag. Markus Kaser in den Spar-Vorstand aufgerückt und hat die Agenden Einkauf, Marketing, CSR und IT übernommen. Interspar hatte er zuvor zum Benchmarkt unter den Hypermärkten gemacht, das nicht nur in der Hochblüte der Pandemie zum One-Stop-Shop-Wunder wurde, sondern auch sonst durch die große Vielfalt die Verbraucher begeistert. Markus Kaser betont aber eines vehement: „Nicht ich alleine habe die Interspar-Erfolge zu verantworten! Das lag und liegt an einem großen Team, an einer gewaltigen Mannschaft und an der guten Kollegenschaft. Gemeinsam haben wir es uns zur Aufgabe gemacht die Interspar selbstständig zu entwickeln“, so Markus Kaser. „Es geht um den Output aller Anstrengungen, aber in Wahrheit ist der Erfolg geprägt von Kreativität, Energie und Stärke. Diese Dinge entstehen, wenn Teams hervorragend zusammenarbeiten,“, beschreibt er das gute Abschneiden des Handelsformates Interspar in Österreich. „Es sind die Menschen in den Teams, die in der Zusammenarbeit untereinander Energien entwickeln, ergänzt durch die Expertise von Spar“. Denn: die Interspar konnte sich selbstständig entwickeln, es gab keine Stallorder. Die Abstimmung mit dem Gesamtkonzern war immer gegeben und das Team hat das Beste rausgeholt. „Bei Interspar bildet sich alles ab: von der Nahversorgung über die Gastronomie bis hin zu Non Food Artikeln. Interspar ist ein 100% funktionierendes Unternehmen vom Controlling über den Einkauf – auch auf internationaler Ebene. Es war eine tolle Möglichkeit für mich, dort mitzuarbeiten“, so der Vorstand.
Die Bereiche passen zusammen
Im Familienunternehmen Spar sind wichtige Bereiche bei Mag. Kaser angesiedelt. IT passt zu Marketing, speziell im sortimentstechnischen Bereich brauchen sich die beiden Wissensgebiete: von der Kassa zur Waage bis hin zur Logistik. Was allerdings die IT-Security angeht, äußert sich Spar zurückhaltend. „Selbstverständlich sind wir hier aktiv und gehen sorgfältig vor. Das war aber schon immer so und wird sicher auch so bleiben.“, fasst Kaser das Thema zusammen.
Über Marketing kommt man zu CSR und Ware (Einkauf). „Wir können durch eine aktive Sortimentsgestaltung und auch über zielgenaues Marketing viel im Bereich CSR bewegen und sind an vielen Themen schon wirklich lange dran: Zucker-raus-Initiative, gegen Nutriscore, gegen Gentechnik, gegen Glyphosat, gegen schlechte Pestizide und für einen kontrollierten Fischkonsum“, so Kaser. CSR ist Teil der Marke: „Wir sehen es als unsere Aufgabe als größter heimischer Händler diesen Anforderungen gerecht zu werden. Das hat intrinsische Gründe und ist auch unser Geschäftsinteresse. Denn: auch den Kunden interessiert, was wir tun. Mit Themen wie gesunde, bewusste Ernährung, Bio, Regionalität und leistbare Preise können wir Wirkung erzielen!“
Können nicht reflexartig Preise erhöhen
Womit wir bereits mitten im aktuell meist diskutierten Thema angekommen sind: Preise. „Als Anwalt der Kunden sind wir auch dafür verantwortlich, dass die Preise nicht in den Himmel schießen“, so Kaser und weiter: „Jetzt kommen viele und wollen eine Preiserhöhung, aber es ist zum einen für Österreichs Bevölkerung nicht gut, wenn wir alle Preise stark anheben und vor allem können wir nicht reflexartig die Einkaufspreise anheben. Pauschale Preiserhöhungen gibt es nicht!“
Wenn ein Lieferant eine Preiserhöhung anstrebt, so werden alle Parameter geprüft und ein genaues Hinschauen gefordert“. Besonders kritisch sieht es der Einkaufs-Verantwortliche im Vorstand bei Industrie-Lieferanten mit einem EBT von 10% vom Umsatz und mehr. Auch steht Markus Kaser hier schon solidarisch hinter Lieferanten, bei denen die Preiserhöhung wirklich nachvollziehbar ist. „Es gibt jedoch keine Pseudo-Solidarität.“
Es kommt nicht selten vor, dass die Spar gemeinsam mit den Herstellern auf die Suche nach möglichen Kostentreibern geht, die nicht notwendig sind. „Wenn ich fitter werden will, muss ich manchmal über meine Grenzen gehen, das ist im Sport so und auch im Berufsleben“.
Über Verbände und Vereinigungen der Industrie meint Markus Kaser, sie betreiben „Klientelpolitik“, was ja auch gerechtfertigt ist, aber „unsere Klientel sind unsere Kundinnen und Kunden sowie unsere Mitarbeitenden. Für die sind wir da!“
Die Wogen glättend bestätigt Kaser, dass man mit der mittelständischen österreichischen Industrie sehr gut arbeiten kann und mehrheitlich zu vernünftigen Lösungen kommt. „Manchmal gibt es harte Verhandlungen, die auch dauern, aber man kommt immer zu einer guten Lösung. Wir erkennen immer wieder: Österreich, das Land und seine Einwohner, muss verstanden werden.“
Wieviel kann man an Kosten abfedern?
Natürlich spürt auch der Händler die brutal steigenden Kosten. „Wir können sie nicht wegtransferieren, unsere Standorte sind fix und auch durch die Quarantänen haben wir steigende Personalkosten durch Überstunden der gesunden Mitarbeitenden“, so Kaser. „In manchen Betrieben haben wir Mehrkosten von 20%“.
Mit SIMPEX hat die Spar einen Wettbewerbsvorteil im Non Food-Bereich und kann durch die gut etablierten Strukturen viel abfedern. „Da geht es uns besser als anderen, vor allem auch, weil wir einige Produktionen nach Europa zurückgeholt haben: Polen, Italien, Portugal, Rumänien und auch Österreich zählen nun vermehrt zu den Produktionsländern für uns“, so Kaser. Leider jedoch: alles, was einen Stecker hat, wird noch gerne in China hergestellt. „Bis wir diese Industrie nach Europa zurückholen, wird es noch dauern“, beschreibt Kaser.
Eine europäische Re-Industrialisierung wird langwierig und kostenintensiv, aber es wird funktionieren. Warum sich Markus Kaser hier bis ins Detail auskennt? Weil er auch für die Eigenmarken zuständig ist. „Die eine oder andere Preiserhöhung müssen wir weitergeben, weil wir nicht wollen, dass die Qualitäten schlechter werden. Aber: genauso wie die Industrie hinterfragen wir auch, welche Kostensteigerungen gerechtfertigt sind und welche nicht“.
Wunsch an die Regierung
Der Wunsch an die Regierung ist keine Überraschung, gehört jedoch laufend deponiert: weniger Aktionismus und eine aufrichtig in die Zukunft gerichtete Politik zu betreiben. „Es gilt weniger auf die Interessensgruppen abgezielte Aktionen zu machen. „Ich kenne kein europäisches Land, wo Landwirtschaft, Industrie und Handel in Wahrheit so gut miteinander arbeiten, das muss auch einmal gesagt sein“, so Kaser. „97% der Zusammenarbeit in Österreich ist gut beziehungsweise sehr gut, aber damit lässt sich politisch kein Kleingeld machen. Wenn sich Personen nicht auskennen, wird das umso schwieriger. Deshalb wünsche ich mir Transparenz und Experten auch in der Politik, genauso wie einen positiven Spin. Man sollte zur Einheit aufrufen und nicht ein ständiges Gegeneinander provozieren.
Interview: Gabriele Jiresch