Warenverfügbarkeit rund um Weihnachten
Vor wenigen Tagen machte ein Brief der Spar-Zentrale an einzelne Industriepartner die Runde. Es ging um „Verfügbarkeiten der Ware um die Weihnachtszeit“ und um „Mindestbestellmengen“.
Bei manchen dieser Industriepartner gingen die Wogen hoch. Retailreport.at hat bei Spar angefragt, um eine Stellungnahme zu bekommen. Unternehmenssprecherin Mag. Nicole Berkmann klärt auf, zunächst, was das Thema Logistik im Handel anbelangt: „Für uns als Händler ist eine reibungslos funktionierende Logistik das Um und Auf, damit immer alles zum rechten Zeitpunkt in den Märkten ist.
Denn nur, wenn die Ware zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort ist, können die Kunden kaufen. Viele Tausende Artikel werden dabei jeden Tag bewegt.
Dahinter steckt – über 9 in Österreich verteilte Lagerhäuser - ein enorm aufwändiges, hochspezialisiertes, fein abgestimmtes Lager- und Transportlogistik-System auf neuestem Stand der Technik.“
Schließlich sollte zwischen Handel und Industrie eine Partnerschaft herrschen: Berkmann weiter: „Dabei müssen Erzeuger und Händler zusammenspielen, damit das gut funktioniert.
Von dieser hocheffizienten Logistik profitieren aber auch die Erzeuger. Genauso wie sie auch vom Erfolg der Spar generell profitieren. Immerhin machen sie ja, wenn wir mehr Umsatz machen, ebenso mehr Umsatz. Gute Lieferanten haben daher naturgemäß ein Interesse daran, dass ihre Logistik mit unserer perfekt zusammenspielt und entwickeln mit uns gemeinsam die dafür nötigen Lösungen.
In den meisten Fällen funktioniert das Zusammenspiel zwischen Erzeugern und uns sehr gut.“
Es gibt ein Aber, das diesen Brief überhaupt notwendig werden ließ: „Es gibt auch Lieferanten, denen ist das offensichtlich nicht ganz klar, wie die Erfahrungen von den letztjährigen Weihnachtsfeiertagen zeigen: Die Weihnachtsfeiertage sind die absolute Hochsaison im Lebensmittelhandel. Jeder in der Branche weiß das. Um die Wünsche unserer Kunden zu erfüllen und ihnen alles für das Weihnachtsfest und die Silvesterparty verfügbar zu machen, arbeiten wir dabei quer über das ganze Unternehmen wochenlang auf Hochtouren, wir gehen an die Grenzen der Belastbarkeit und darüber hinaus – sowohl was den Personaleinsatz angeht als auch was die Logistikkette angeht, die muss wirklich fehlerfrei wie am Schnürchen laufen, damit das alles auch wirklich klappt. 2019 hatten wir große Versorgungsprobleme bei manchen Lieferanten. Sie konnten nicht rechtzeitig die gewünschte Menge liefern.
Das führt bei uns zu massiven Kundenbeschwerden und zu großen Problemen in der Versorgungskette. Wir erlauben uns daher, die Lieferanten darauf hinzuweisen, dass sie ja durchaus vom Weihnachtsumsatz profitieren wollen, aber halt eben auch ihren Beitrag dazu leisten müssen und für uns manches einfach unverständlich ist.“
Das Thema Betriebsurlaub wurde ebenfalls angesprochen und aufgeklärt: „Denn es gibt beispielsweise Lieferanten, die machen über Weihnachten Betriebsurlaub.
Zu Weihnachten ist das für einen Lebensmittelerzeuger ungefähr so, als würde in Schladming ein Hotel mitten in den Semesterferien schließen.
Was diese Lieferanten dann oft machen, ist, dass sie uns am 20.12. die GESAMTE Ware, die sie über Weihnachten gerne über uns verkaufen wollen, mittels mehrerer LKWs palettenweise vor die Lagerhäuser stellen. Sie erwarten, dass wir schon irgendwie damit umgehen werden, verstopfen aber damit die „Lager-Pipeline“ - Unsere Systeme können zu dem Zeitpunkt den massiven Ansturm nicht bewältigen. Darum haben wir sie aufgefordert, dies heuer zu unterlassen.“
Manche Lieferanten haben für alle ihre Produkte Mindestbestellmengen. Mag. Nicole Berkmann: „Das ist bei so genannten Schnelldrehern ok, aber nicht bei Langsamdrehern. Wir werden gezwungen, auch von den Langsamdrehern Mindestbestellmengen zu ordern. Dann kommen mehrere LKWs gleichzeitig mit einer Ware zu unseren Lagern, die wir ewig lange dort liegen haben, eben, weil sich das Produkt nicht so gut verkauft. Auch hier „verstopfen“ die Produkte unnötig die Lagerlogistik.
Wir haben uns daher erlaubt, zu fordern, dass wir keine Mindestbestellmengen mehr bestellen müssen. Genau diesen Lieferanten (und nur diesen) haben wir daher heuer diese Briefe geschickt“, so Berkmann abschließend.