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Mag. Fritz Poppmeier_Spar Vorstandsvorsitzender

Spar - das Interview mit Fritz Poppmeier

Die Entwicklung der Spar in Österreich und im Ausland zeigt, welche Kontinuität in der Unternehmensführung liegt. Ein Gespräch mit Vorstandsvorsitzenden Mag. Fritz Poppmeier.

Dass die Marktführerschaft der Spar in Österreich mit Sicherheit keine „Eintagsfliege“ war, das beweisen die jüngsten Zahlen des Unternehmens, die heute veröffentlicht wurden. Nicht nur das: Spar behält nicht nur weiter die Marktführerschaft im Lebensmittelhandel, diese wird auch noch ausgebaut: Der Umsatz im Lebensmittelhandel stieg um 3,9% von 2020 auf 2021 und erreichte 8,63 Mrd. Euro. Auch in zwei norditalienischen Regionen, Friaul und Südtirol-Trentino, konnten die Salzburger ihre Nummer-1-Position halten. Ganz allgemein gesagt: in allen Ländern, in denen Spar tätig ist, befindet sich der österreichische Lebensmittelhändler unter den Top 3 am jeweiligen Markt. Große Steigerungen konnten auch in Kroatien, Ungarn und Slowenien erwirtschaftet werden, Italien legte im Lebensmittelhandel bei Spar um 1,7% zu.

Insgesamt stieg der Brutto-Verkaufsumsatz der gesamten Gruppe 2021 um insgesamt +4,7 % auf 17,37 Milliarden Euro: das ist die Spar Österreich Gruppe inklusive der SES. Die SES erreichte in allen tätigen Ländern einen Umsatz von 2,64 Mrd. Euro (+7,6%), darin enthalten sind Interspar- und Hervis-Umsätze von 899 Mio. Euro. Hervis selbst erreichte einen Umsatz in allen tätigen Ländern von 540 Mio. Euro (+14,7%, wechselkursbereinigt). Das bedeutet sowohl für die SES als auch Hervis, dass man auf einem guten Weg ist, die Krise im Großen und Ganzen hinter sich zu lassen.

Retailreport.at hat Mag. Fritz Poppmeier, den Spar-Vorstandsvorsitzenden, gefragt, welche Hauptfaktoren denn zum beachtlichen Erfolg des Unternehmens geführt hätten. Seine Antwort gleicht dem 1x1 eines Händlers: Vertrauen bei Kunden erwirken, gute Mitarbeiter und Standorte zur Verfügung haben, die besten Lebensmittel für JEDEN Haushalt im Sortiment zu führen und in Krisen ein gutes Gefühl und Sicherheit für den Konsumenten zu vermitteln. Das klingt mehr als logisch, ist aber in der Umsetzung doch um einiges diffiziler, als man denkt. Denn es gibt ja auch noch Wettbewerber, einen volatilen Rohstoffmarkt, eine nicht immer handelsfreundliche Regierung und auch immer wieder neu auszuhandelnde Partnerschaften mit der Industrie. Für den Vorstandsvorsitzenden ist auch die like-for-like-Entwicklung wichtig: “Die genauen Zahlen veröffentlichen wir nicht, aber sie sind in allen Einheiten gestiegen“. Beachtlich auch deshalb, weil NielsenIQ für 2021 eine Entwicklung im Lebensmittelhandel von -0,3% (inklusive dem Spar Wachstum) bekannt gibt. „Seit 2008 sind wir als Vollsortimenter Wachstumssieger, der Diskont stagniert in Österreich“, so Poppmeier. „Wenn man möchte, kann man bei uns zum gleichen Preis einkaufen, wie beim Diskont und hat aber zusätzlich eine tolle Vielfalt, regionale Frische und Feinkost in Bedienung zur Verfügung“.

Ein großes „Aber“ gesellt sich zur Freude: die Marge im Lebensmittelhandel hat sich verschlechtert.  Grund dafür sind die Mehraufwendungen durch Corona (Maske, Impfung, Testen), aber auch die höheren Preise der Lieferanten.

Mag. Fritz Poppmeier: „Das Konzernergebnis ermöglicht uns, die geplanten Investitionen in die Infrastruktur und in die Digitalisierung weiter voranzutreiben. Wir haben in allen unseren Geschäftsbereichen und in allen Ländern Kundenvertrauen gewonnen, in dem wir Sicherheit großgeschrieben und alle verordneten Maßnahmen perfekt, aber für die Kundinnen und Kunden so einfach wie möglich umgesetzt haben. Darauf, dass wir die Marktführerschaft im Lebensmittelhandel in Österreich nicht nur halten, sondern sogar weiter ausbauen konnten, sind wir natürlich besonders stolz. Mein aufrichtiger Dank gilt den über 90.000 Mitarbeitenden.“ 

Spar geht in die Größe

Wenig überraschend ist die Tatsache, dass ein Format, das eine breite Vielfalt aus Food und Non-Food bietet, in den vergangenen zwei Jahren am erfolgreichsten war. Gepaart mit Preisen auch für das kleine Börserl ist das mit Sicherheit ein goldener Weg zum Erfolg. Somit ist es auch sinnvoll dort, wo es möglich ist – egal ob bei selbstständigen Kaufleuten oder bei Supermärkten, in das nächsthöhere Format zu switchen. Fast 70 ehemalige Spar-Filialen (400 bis 1000 m² Verkaufsfläche) wurden mittlerweile zu Eurospar-Märkten (1000 bis 2500 m² Verkaufsfläche) erweitert, 8 davon im Jahr 2021.
10 Spar-Supermärkte, die von selbstständigen Kaufleuten betrieben werden, wurden ebenfalls zu modernen Eurospar-Märkten ausgebaut, 4 davon 2021 (zum Beispiel Eurospar Kitzer in Aich-Assach oder Eurospar Spruzina in Kindberg).
Insgesamt waren die selbstständigen Spar-Kaufleute beim Modernisierungs-Tempo voll mit dabei und erreichten eine besonders gute Entwicklung. „Besonders im Westen, wo ja die Wintersaison 2021 nicht stattgefunden hat, haben unsere Kaufleute gut aufgeholt“, ist Mag. Poppmeier auf die Initiativen der Selbstständigen stolz.

Auch Interspar setzt auf den Ausbau bestehender Standorte: In Perg (OÖ) wurde ein Eurospar zu einem Interspar-Hypermarkt erweitert. Die Eröffnung fand im März 2021 statt. Ein vergleichbares Projekt entsteht derzeit in Gänserndorf (NÖ).  Der seit 26 Jahren bestehende Eurospar-Markt wird durch einen Interspar-Hypermarkt ersetzt. Baubeginn war Ende Februar 2022, die Eröffnung ist für 2023 geplant. In Leibnitz (Stmk.) wird noch in der ersten Jahreshälfte 2022 der Baubeginn für einen neuen Interspar-Hypermarkt erwartet, der den bestehenden Eurospar ersetzen wird.

Schwerpunkt in Landeshauptstädten

Spar geht nicht nur den Weg in die Größe, sondern auch in die „Breite“: der Schwerpunkt der Expansion wird in den Landeshauptstädten, vor allem in der Bundeshauptstadt Wien liegen. „Wir werden die Standortzahl erhöhen, um noch näher an die Kundenwünsche heranzurücken“, sagt Fritz Poppmeier. Das Ziel ist es in Flächengebieten noch stärker zu werden. Ein gelungenes Beispiel ist der „Interspar in der Schottengasse“. Hier hat man buchstäblich neues Terrain betreten: in der Fläche (Altbestand komplett renoviert), aber auch im Sortiment (Premiumisierung). Das bereits in Umsetzung befindliche Konzept „Eurospar und Spar-Supermarkt 2.0“ schlägt in die gleiche Kerbe, nun folgen auch die Spar Gourmets. Sie erfahren in allen Belangen demnächst einen Relaunch (Linie & Konzept).

Um die Landeshauptstädte und die Bundeshauptstadt optimal zu versorgen, sind geeignete Logistikzentren aller Art notwendig. Mit Ebergassing ist man sehr gut aufgestellt. „Es gilt jedoch – gerade bei den aktuellen steigenden Transportkosten – immer näher an den Konsumenten bzw. die zu beliefernden Filialen heranzurücken“, so der Vorstandsvorsitzende. In Betrieb gingen und gehen

  • ein neues Weinlager voll digitalisiert in Loosdorf (2021)
  • ein neue Fischplattform auf der grünen Wiese in Perschling bei St. Pölten (2022)
  • Im Zentrallager Wels wird die 4. Ausbaustufe finalisiert (2022)
  • Finalisierung des neuen Logistikzentrums in Monselice/Italien (2022/23)
  • ein neues Zentrallager in der Nähe von Zagreb (2022/23)
  • Erweiterung Großhandelslager Laibach (2022/23)
  • Erweiterung Großhandel/Trockensortiments-Lager Graz (2022/23)

Die Preise werden überall steigen

Die aktuelle Preisdiskussion und die steigende Inflation wirkt sich auch auf die Lebensmittelpreise aus. Allerdings werden „die Preise im Lebensmittelhandel nicht so schnell steigen, wie etwa bei den Energiekosten oder Treibstoff“, sagt Mag. Poppmeier. Trotzdem geht sich ein „Halten der aktuellen Preise“ mit Hilfe von Mischkalkulation nicht mehr aus. „Aber wir versprechen unseren Kunden, dass sie bei Spar die beste Leistung zum besten Preis bekommen – jetzt und auch in Zukunft“. Und eine wichtige Botschaft schiebt der Spar-Chef gleich nach: „das wird absolut nichts an unserer Einstellung zu Bio, Frische, Herkunft und Nachhaltigkeit ändern. Die Preisgestaltung ist natürlich eine Herausforderung und wenn man Fehler dabei macht, so reagiert der Konsument sehr rasch negativ darauf“.

Wunsch an die Regierung

Als einer der größten privaten Arbeitgeber in Österreich steht es Spar zu, ihre Wünsche an die Regierung zu richten. Denn um nach wie vor ein attraktiver Arbeitgeber im Handel zu bleiben, gilt es die Menschen zu motivieren arbeiten zu gehen. Deshalb ist es auch wichtig, dass für die Mitarbeiter „mehr im Börserl bleibt“, wie es Mag. Poppmeier nennt. „Arbeit muss sich lohnen, wir suchen händeringend nach Arbeitskräften. Unser Vorschlag ist weniger Steuern einzuheben, vor allem, wenn es um die Lohnnebenkosten geht. Diese gehören dringend gesenkt. Zusätzliche Anliegen wären eine Effizienz-Steigerung der staatlichen Verwaltung und eine Beendigung der „kalten Progression“ bei der Lohn- und Einkommenssteuer.

Digitalisierung ist mehr als Online-Shop

Denn auch im Lebensmittelhandel hat sich in den letzten Jahren viel verändert, e-Commerce ist salonfähig geworden. 800 Mio. Euro wird Spar 2022 investieren, ein Teil davon geht auch in die Digitalisierung. „Wir investieren in die Expansion, neue Märkte, Veränderung der Arbeitswelten, aber auch in unsere hochmodernen Logistikzentren. Digitalisierung ist weit mehr als ein Online-Shop“, so Poppmeier. „Der Supermarkt der Zukunft ist keine Automaten-Lösung, daran arbeiten wir auch nicht. Es ist vielmehr ein Ort, wo sich Menschen treffen, Service geboten wird, das Sortiment begeistert und man sogar mit dem Fahrrad hinfahren kann. Das ist unsere Mission“, blickt Fritz Poppmeier optimistisch in die Zukunft.

Bericht: Gabriele Jiresch

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geschrieben am

25.03.2022