Handel: Safety first
Es geht im Handel noch immer um Ladendiebstahl, aber die Methoden haben sich weiterentwickelt. Und es sind zahlreiche Delikte dazugekommen: Cybercrime, Online-Betrug, Betrug mit KI und vieles mehr beschäftigt die Polizei. 2021 ist die Zahl der weltweiten Ransomware-Angriffe mit +435% regelrecht explodiert. Im Vorjahr musste der Onlinehandel in Österreich zwar erstmals deutliche Umsatzeinbußen hinnehmen, doch die Zahl der Delikte und neuen Betrugsmaschen ist erneut angestiegen. Laut Kriminalstatistik gab es 2022 in Österreich insgesamt 60.195 Anzeigen im Zusammenhang mit Cybercrime. 64% der österreichischen Handelsbetriebe sind bereits Opfer von Betrug im Netz geworden, ein Drittel der Unternehmen sogar schon mehrmals.
"Mittlerweile steht Cybercrime ganz weit oben auf der Liste potenzieller Bedrohungen für den Handel und alle anderen Branchen, denn die Schäden gehen teilweise in die Millionen. Auch die Arten von Betrug im Netz, mit denen Onlinehändler konfrontiert werden, sind mannigfaltig. Die Palette reicht vom Retourenbetrug über Bestellungen, die nicht bezahlt werden können, die Angabe verfälschter Namens- oder Adressdaten bis hin zum Abstreiten des Erhalts der Ware", beruft sich Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will auf die Ergebnisse der Sicherheitsstudie.
Prävention ist dabei die halbe Miete – je besser die Vorbereitung, desto besser laufen die Geschäfte. Daher ist die langjährige, enge Kooperation mit dem Bundeskriminalamt und der Initiative "Gemeinsam Sicher" für die Branche von essenzieller Bedeutung.
Top 3 Delikte im stationären Handel: Ladendiebstahl, Bezahlung mit Falschgeld, Vandalismus
"Die Liste der häufigsten Vergehen auf der Fläche wird angeführt vom klassischen Ladendiebstahl (89%), gefolgt von der Bezahlung mit Falschgeld (43%), organisierter Bettelei und Vandalismus im Shop (je 22%) sowie Bandenkriminalität (18%). Positiv ist, dass fast alle Händler konkrete Maßnahmen zum Schutz vor Kriminalität im eigenen Geschäft in Verwendung haben", sagt Robert Spevak, Abteilungsleiter Revision und Sicherheit bei Metro Österreich sowie Leiter des Handelsverband-Ressorts "Sicherheit im Handel".
Bei den Schutzmaßnahmen setzen die Betriebe am häufigsten auf Mitarbeiterschulungen (63%), Videoüberwachung (59%), das Verschließen aller Betriebsräume (52%), die Nutzung von Warensicherungsanlagen und Einbruchmeldeanlagen (44%) sowie besondere Maßnahmen für „Hot Products“ (40%).
Top 3 Cybercrime-Delikte: Phishing/Datendiebstahl, Malware-Angriffe, Cyber-Erpressung
Zu den gängigsten Formen von Cybercrime im Handel zählen aktuell Phishing (61%), Malware-Angriffe (52%), Cyber-Erpressung durch Hacker (32%), Ransomware (28%) und Botnetze bzw. DDoS Angriffe (16%). Bei den eCommerce-Betrugsformen häufen sich zurzeit vor allem Bestellungen, bei denen den Käufern vorab bewusst ist, dass sie die Rechnung nicht begleichen werden können (57%). Auch die Angabe der Identität anderer Personen (51%) und die Nutzung verfälschter Namens- bzw. Adressdaten (50%) sind in der Beliebtheitsskala der Kriminellen nach oben gewandert. Fast jeder zweite Webshop hat schon Erfahrung mit Kunden gemacht, die den Erhalt der Ware abstreiten, obwohl sie diese erhalten haben (47%).
Beliebteste Online-Payment-Methoden: Kreditkarte, PayPal & Sofort-Überweisung
Bei den kleineren Handelsbetrieben beläuft sich die durch Online-Betrug verursachte Schadenssumme in den meisten Fällen (30%) bis 500 Euro, in 30% zwischen 500 und 10.000 Euro. Unternehmen mit mehr als zehn Beschäftigten erlitten 2022 im Schnitt wesentlich höhere Verluste: 32% der entstandenen Schäden machten zwischen 5.000 und 10.000 Euro aus, bei 27% beliefen sich die finanziellen Einbußen auf 10.000 bis zu 100.000 Euro.
Über die "Sicherheitsstudie 2023"
Die "Sicherheitsstudie 2023" wurde vom österreichischen Handelsverband in Kooperation mit dem Bundeskriminalamt durchgeführt. 150 heimische Unternehmen aller Handelsbranchen und Größenordnungen (vom EPU bis zum Konzern) haben teilgenommen und den Online-Fragebogen vollständig und fristgerecht ausgefüllt. Der Erhebungszeitraum betrug acht Wochen, Studienende war der 31. März 2023.