Scheidung auf österreichisch
Dass Marcello Mastroianni in der 1962 erschienenen Schwarzen Komödie „Scheidung auf italienisch“ einen Mordsspaß hatte, das wollten Drehbuchautor und Publikum so. Den Akteuren im Streit zwischen Mars und Rewe ist mit Sicherheit das Lachen vergangen, wird doch der Krieg um die Preiserhöhungen öffentlich ausgetragen. Dabei kann es mehrheitlich nur Verlierer geben.
Denn: mag es für den Handel darum gehen die Preise für die Konsumenten niedrig zu halten und für die Industrie endlich die eigenen Mehrkosten abgegolten zu bekommen, so denken sich die Verbraucher vielerorts, warum man diese Verhandlungen öffentlich abhält?
Vor allem weil Mars und Rewe keine Präzedenzfälle mehr sind. Schon vor vielen Jahren, als von der heutigen Teuerung im Energiebereich noch keine Rede war, hat Produzent Neuburger seinen Leberkäse der Spar verwehrt, weil man sich nicht auf einen Preis einigen konnte. Damals gingen die Wogen hoch. In der Zwischenzeit finden immer wieder grobe Meinungsverschiedenheiten zwischen Industrie, Landwirtschaft und Handel um Preise statt. Aktuell ist diese Diskussion an der Tagesordnung.
Auf der anderen Seite muss man natürlich zugeben, dass genau jetzt auf Seiten des Handels und auf Seiten der Industrie das Fass zum Überlaufen gekommen ist und nur ein großes Unternehmen wie Mars diese Probe aufs Exempel starten konnte – mit einer Rewe als Kontrahenten, die ebenfalls international tätig ist. Den langen Atem können die großen Firmen am längsten aushalten, noch dazu, wenn es um den österreichischen Markt geht. So sehr wir unser Land lieben – und das ist gut so – so sehr muss man auch sagen, dass gerade für internationale FMCG-Unternehmen der Verlust nicht nachhaltig unternehmensschädigend sein wird – wenn auch schmerzlich. Ein österreichisches KMU kann sich auf diese Preis-Diskussionen nicht einlassen, dann wäre man schneller weg vom „Schaufenster“ als gedacht.
Zuletzt sei noch das Thema Markenartikel/Handelsmarke angesprochen: wenn sich nun ein Markenhersteller wie Mars dazu entscheidet, seine großen Marken aus dem Süßwaren- und Tiernahrungsbereich nehmen zu lassen, dann wird der Handel über kurz oder lang diese „leeren“ Flächen mit Eigenmarken oder Konkurrenzmarken füllen. KMU-Produzenten oder Start Ups riechen sicher Lunte und wollen die Gunst der Stunde nutzen. Ja, es gibt hier sicherlich neue Chancen.
Für die Eigenmarke heißt es aber auch: Qualität hoch, dann auch Daumen hoch. Denn: nur wenn es dem Konsumenten schmeckt, dann wird er wiederkaufen und darum geht es im Endeffekt. Nur wer langfristig denkt, wird in dieser Auseinandersetzung Erfolg haben und die Gunst und das Vertrauen der Konsumenten gewinnen.
Gabriele Jiresch