Russland-Krise: Erwin Kotányi im Interview
Als Hintergrund: der Gewürzespezialist ist in Russland mit seinen Produkten sehr gut aufgestellt und wird von den Verbrauchern sehr geschätzt. Geschäftsführer Mag. Erwin Kotányi kennt den Markt wie seine Westentasche.
Wie geht Kotányi mit den jüngsten weltpolitischen Entwicklungen bzw. der Situation in Russland um?
Mag. Erwin Kotányi: „Für uns als internationales Unternehmen sind die osteuropäischen Länder und gerade Russland ein wichtiger und stark wachsender Absatzmarkt, daher beobachten wir die Situation natürlich sehr aufmerksam und vor allem mit Blick auf die Menschen mit wachsender Besorgnis. Was den wirtschaftlichen Aspekt betrifft, werden wir wie viele andere Betriebe die Auswirkungen der aktuellen Krise spüren, sind aber aufgrund unserer starken Position am heimischen Markt und unserer langjährigen Erfahrung in 32 Exportmärkten breit und gut aufgestellt. Wir produzieren auch hier in Wolkersdorf und haben auch aus den vergangenen zwei Pandemiejahren viel Erfahrung in der Problemlösung, was Rohstoffe, Logistik und Transport betrifft. Unsere Sorge gilt aber derzeit aber auch allen voran der Zivilbevölkerung und unseren Handelspartnern in der Ukraine.“
Welche Auswirkungen hat die aktuelle Entwicklung auf das Geschäft von Kotányi?
„Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten – aus aktueller Sicht ist es schwierig, eine klare Prognose abzugeben. Unsere Handelsbeziehungen zu den Supermarktketten sind derzeit stabil und wir hoffen, dass die Transportwege weiterhin geöffnet bleiben. Zusätzlich zu Handel und Transport ist es wichtig, dass wir mit den auftretenden Kursschwankungen richtig umgehen.“
Hat Kotányi aus schon dagewesenen Krisen gelernt und wie geht man mit Sanktionen gegen Russland um?
„Wir haben uns schon vor langer Zeit dafür entschieden, auch weiterhin auf unseren Produktionsstandort in Wolkersdorf zu setzen und hier zu investieren – denn hier werden unsere Produkte unter stabilen Rahmenbedingungen und mit unserem hohen Qualitätsanspruch verarbeitet. Damit können wir sicherstellen, dass wir den Produktionsbetrieb und die Versorgung aufrechterhalten können. Russland und auch andere osteuropäische Länder sind somit reine Exportmärkte. Bei früheren Krisen ist der Handel mit Gewürzen nicht von Sanktionen betroffen gewesen und unsere derzeitige Einschätzung ist, dass das auch diesmal so sein wird.“
Wie werden die Geschäftsbeziehungen weitergehen?
„Sollte die Bundesregierung oder die EU gesetzliche Vorgaben erlassen, so halten wir uns als österreichisches Unternehmen selbstverständlich daran. Aus aktueller Sicht halten wir die Geschäftsbeziehungen mit unseren Lieferanten, Partnern und Supermarktketten aufrecht und bewerten diese auf tagesaktueller Basis.“
1881 Janos Kotányi im ungarischen Szeged gegründet, zählt Kotányi heute zu den traditions- und erfolgreichsten Familienunternehmen Österreichs. Der Gewürzexperte ist mit einem im Jahr 2020 erwirtschafteten Umsatz von 175 Millionen Euro klare Nummer 1 in Österreich und rangiert in über 20 Ländern Zentral- und Osteuropas – so auch in Russland und der Ukraine – unter den Top Marken am Markt. Der Markteintritt in Russland erfolgte Anfang der 1990er Jahre. Besonders die Gewürzmühlen sind dort sehr beliebt, was in den vergangenen Jahren deutliche Zuwächse und 2020 fast ein Viertel des Gesamtumsatzes ausmachte. Aktuell expandiert das Unternehmen aber auch stark nach Asien, unter anderem nach Malaysia.