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v.l.n.r. Marcel Haraszti und Alexandra Draxler-Zima

Rewe Österreich: „Wir wachsen gesund“

Anlässlich der Präsentation des Jahresergebnisses der Rewe in Österreich und International wurde ein abermaliger Einblick in die Strategie des Händlers gegeben.

Für wen war das vergangene Jahr 2023 keine Herausforderung? Die große Mehrzahl an Unternehmen litt an hohen Kostensteigerungen und verhaltenen Konsumgewohnheiten. Und: jedes Unternehmen ging auf seine Weise mit der neuen Situation um. So auch Rewe in Österreich, die im Einklang mit der Rewe in Deutschland – die „Mutter“ in Köln – an diversen Schrauben drehte: Flächenreduzierung, Aktionen, Logistik-Optimierung, um nur einige zu nennen. Marcel Haraszti, Vorstand der Rewe International erklärte die Strategie. Ihm zur Seite ist seit 1. Jänner 2024 Alexandra Draxler-Zima, die als Geschäftsführerin der Rewe International Dienstleistung und Finanzverantwortliche so manche Agenden von Christoph Matschke übernahm. Mit einem Satz fasst der Vorstand die Maßnahmen zusammen, als das Thema Marktanteile zur Sprache kam: „Marktanteile können auch arm machen, da wachsen wir lieber gesund“, so Haraszti. Im vergangenen Jahr legte der Marktanteil um 0,2 Prozentpunkte auf 33,9 % zu.

Die Ergebnisse in Zahlen

Im Geschäftsjahr 2023 steigerte die Rewe Group in Österreich mit Billa, Billa Plus, Penny, Bipa und Adeg und der Touristik den Gesamtbruttoumsatz (Handel und Touristik) um + 9,6 % auf 10,45 Mrd. Euro. Das Geschäftsfeld Lebensmittelhandel erzielte ein Umsatzplus von + 9,1 %, der Drogeriefachhandel legte um + 13,2 % zu. Die Rewe Group investierte 2023 in Österreich 371 Mio. Euro, die Zahl der Mitarbeiter stieg um 539 auf 47.176, davon rd. 2.300 Lehrlinge.

Billa und Billa Plus erwirtschaftete 2023, trotz eines erneut schwierigeren Marktumfeldes, ein Umsatzwachstum von + 8,8 %. 2023 feierte Billa sein 70-jähriges Jubiläum, rund 10 Millionen Kunden kaufen jede Woche bei Billa ein.

In Bezug auf Umstrukturierung setzt Rewe auf ein klares Bekenntnis zu Rentabilität. Dazu gehört es auch unrentable Standorte zu schließen bzw. zu verlagern. Die Flächenbereinigung zeigt, dass 2023 55 Billa Standorte weniger unterm Strich standen (mit der Weitergabe an Adeg Kaufleute in Vorarlberg sind es 42 Standorte). Die Fläche wurde um 1,5% - das sind 12.000 m2 – reduziert. Die Flächenproduktivität erhöhte sich somit auf mehr als 10%.

2024 werden auch 15-20 Billa Standorte ihre Pforten schließen. 24 neue werden jedoch auch geöffnet (neu erschlossene Wohngebiete oder Zusammenlegungen). 2018 zählte man noch 612 Standorte, 2022 lag man bei 570 Standorten.

Mit der Expansion des Billa Kaufleute-Modells auf mittlerweile zehn Standorte - darunter die erste Billa Kauffrau im 21. Wiener Gemeindebezirk und der erste Billa Plus Kaufmann - wurde im vergangenen Jahr ein weiterer Meilenstein erreicht. 2024 sollen 15-20 Billa Kaufleute dazukommen.

Billa Corso entwickelt sich sehr gut, ein neuer Standort wird demnächst in Wien 19, Sieveringerstraße eröffnet.

Penny mit + 11,0 Prozent Umsatzplus

Penny Österreich konnte den Umsatz 2023 um + 11,0 % steigern. Damit war das Jubiläumsjahr 2023 nicht nur aufgrund des 20-jährigen Bestehens von Penny erfreulich, sondern auch wirtschaftlich sehr erfolgreich. Durch verstärkte Investitionen in das Filialnetz sind sechs weitere Standorte eröffnet worden. 14 Märkte wurden umgebaut. Der USP bei Penny liegt in den 229 eigenen Fleischhauer-Abteilungen. Außerdem ist Penny mit 55% Markenartikel-Anteil der Händler mit dem höchsten Marken-Anteil im Diskont.

Bipa Umsatz wächst um + 13,2 %

Bipa verzeichnete 2023 mit einem Plus von + 13,2 % auf 939,0 Mio. Euro ein weiteres Umsatzwachstum. Mit 9 Neubauten und 13 Umbauten wurde verstärkt in das Filialnetz investiert. In Kroatien legte Bipa eine Höchstleistung von +26% Umsatz hin. In 139 Outlets arbeiten 860 Mitarbeiter.

Rewe Großhandel Österreich mit Plus von 9,5 %

Zum Rewe Großhandelsgeschäft zählt die Belieferung der Adeg Kaufleute, Tankstellenshops und Kooperationspartner. Der Umsatz wuchs um 9,5 % (bereinigt um nicht fortzuführendes Geschäft AGM). Insbesondere durch die Expansionsstrategie (Investitionsvolumen rund 17 Mio. Euro 2023) der vergangenen Jahre im Bereich des Großhandels konnte die lokale Präsenz gestärkt werden. Die erfolgten Wechsel von Kaufleuten zu Adeg erweitern das Netzwerk. Jüngst dazugekommen ist Kaufmann Andreas Vorderegger mit zwei Märkten (Wald im Pinzgau und Königsleiten). Er wechselte von Spar zu Adeg.
Mit Tankstellen-Shops zählt Rewe 608 Kooperationspartner über alle Tankstellenbetreiber hinweg: Jet, Shell, OMV und BP.

Touristik

Die Reisebranche hat sich von den Krisen erholt. Der touristische Gesamtumsatz stieg 2023 um 18,8 % auf 210,4 Mio. Euro.

Marken- und Eigenmarkenpolitik im Konzern

Der Eigenmarkenanteil ist um 2Prozentpunkte auf 32% angestiegen. Seit der Vereinigung der Billa-Schienen hat die Marke „Billa“ auch in der Eigenmarke eine noch größere Kraft bekommen.

Ja! Natürlich legte 10% zu und Billa Bio 18%. „Im Bio-Bereich sind wir stärker gewachsen als konventionell“, so Haraszti. Es steht 9,7% zu 8,6%.

Clever legte um 27% zu und die Billa Genusswelt um 30%.

48% des Fleischumsatzes stammen aus Tierwohl-Projekten. 70% sind es beim Huhn, 50% bei Rind und 25% bei Schwein.

7000 rein pflanzliche Artikel befinden sich im Sortiment, das sich das größte „Pflanzliche Sortiment Österreichs“ nennen darf.

Im letzten Jahr hat man in den Vertriebsschienen 23.100 Artikel preisgesenkt. „Wir haben hart verhandelt, aber nur so konnten wir die Inflation niedrig halten“, erklärt Haraszti. 850 Artikel liegen auf Diskont-Niveau. Auch heute sind die Verhandlungen mit der Industrie oftmals sportlich – mancherorts gibt es auch Auslistungen. Österreichische Hersteller mit einem klaren Bekenntnis zur fairen Wertschöpfung haben allerdings laut Haraszti „einen VIP-Eingang bei uns“.

Der Aktionsanteil liegt gesamt gesehen bei 38,6%.

Da Rewe auch selbst produzierendes Unternehmen ist, stellte sich die Frage nach der Auslastung in den letzten Monaten. Die Produktionsbetriebe in Eberstalzell (Fleischwerk), Traiskirchen (Fleisch) und Radstadt (Wurst) entwickeln sich gut, die Mengen sind gestiegen und neue Produkte kamen auf den Markt – meistens mit Schwerpunkt Convenience. Der Ausbau der Leberkäse-Produktion spielt hier eine wesentliche Rolle.

Position als Top-Arbeitgeber gestärkt

Als einer der größten Arbeitgeber des Landes, mit insgesamt 47.176 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, überzeugt die Rewe Group mit vielfältigen Karrierechancen und krisensicheren Arbeitsplätzen für Menschen jeden Alters und Backgrounds. Verschiedene Arbeits- und Ausbildungsmodelle stehen dabei im Fokus, erklärt Haraszti:„Wir treiben auch im Jahr 2024 den Ausbau unserer Ausbildungszentren voran. Zudem werden potenzielle Mitarbeiter noch zielgruppenorientierter angesprochen.“ Um vor allem dem Lehrlingsmangel entgegenzuwirken, hat Billa 2023 die Suche nach jungen Nachwuchstalenten neu gedacht und ist mit einem innovativen Truck durch Österreich getourt.

Ausblick 2024

Die Rewe Group setzt auch im Jahr 2024 ihre klare Ausrichtung auf Tierwohl, pflanzlichen Genuss, Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung fort. Darüber hinaus wird die Modernisierung des Filialnetzes in Österreich weiter vorangetrieben. 2023 wurden 371 Mio. Euro investiert, heuer sind es sogar 520 Mio. Euro. Die Summe geht in: Standorte, IT, Optimierung der Flächen, aber auch in die Eigenmarkenpolitik.

Bei IT steht die IT Plattform NEO im Fokus und in der Logistik wird es zu Optimierungen kommen. In Wiener Neudorf wird ein neuer Standort im Rahmen des Zentrallagers benötigt, ein Miet-Standort in Laxenburg wird ans Netz genommen (Cross Stocking) und in St. Pölten hofft man auf baldige Genehmigungen. Für Online-Fullfilment gibt es zwei Läger (Donaustadt und Inzersdorf).

Online ist man Vorsichtig

In den Online-Handel investiert der Händler wie viele andere Lebensmittelhändler nach wie vor hinein. 78 Mio. Euro Umsatz macht man mit Billa, 25 Mio. Euro mit Bipa. Die Schwarze Null zu erreichen ist ein hartes Brot, bei Bipa ist es einfacher, da es sich um ein reines Paket-Geschäft handelt. Denn: es ist immer noch die „Last Mile“, die sich schwer rechnet.

Prinzipiell ist man bei Rewe vorsichtig mit einer Prognose für 2024, denn die Inflation ist noch immer leicht steigend: Im Februar waren es 2,5% bei Rewe, allerdings 3,5% im LEH insgesamt. Übers Jahr gesehen wird sich die Inflation nach Ansicht des Händlers bei 3,5% einpendeln – das bleibt zu hoffen.

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geschrieben am

10.04.2024