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Rewe International AG-Vorstände Christoph Matschke und Marcel Haraszti (re.)

Rewe International: Österreich im Detail

Die Rewe Group in Österreich steigerte den Gesamtbruttoumsatz im Geschäftsjahr 2022, das Ergebnis blieb stabil zum Jahr davor.

Trotz weltweiter negativer Einflüsse auf die gesamte Wirtschaft – so auch den Handel – gab es für Rewe International Österreich Lob von Jan Kunath. Der Manager ist stellvertretender Vorsitzender der Rewe Group in Köln und zuständig für das internationale Handelsgeschäft. „Man hat verlässlich für unsere Kunden Kurs gehalten“, sagt Kunath in Richtung der beiden Rewe International AG-Vorstände Marcel Haraszti und Christoph Matschke.

Die Zahlen im Detail

Die Rewe Group in Österreich mit Billa, Penny Bipa, Adeg und der Rewe Austria Touristik steigerte den Gesamtbruttoumsatz (Handel und Touristik) im Geschäftsjahr 2022 um + 5,8 % auf 9,57 Mrd. € (bereinigt um nicht fortzuführendes Geschäft AGM). Die Ergebnisse hingegen sind nicht gewachsen, alleine für Energie gab man rd. 70 Millionen Euro mehr aus. Das Geschäftsfeld Lebensmittelhandel (Billa, Penny, Adeg) hat ein Umsatzplus von + 4,6 % erreicht, der Drogeriefachhandel (Bipa) legte um + 7,5 % zu. Die Rewe Austria Touristik 2022 erwirtschaftete ein Umsatzplus von + 175,8 %, was naturgemäß der wiedergekehrten Reiselust der Konsumenten zu verdanken ist.

Die Rewe Group investierte 2022 in Österreich 285 Mio. €, die Zahl der Mitarbeiter stieg um 1.280 auf 46.556 – das ist ein Plus von 4%. Davon sind rd. 2300 Lehrlinge, um 100 mehr als 2021.

Billa (Billa/ Billa Plus) konnte den Umsatz 2022 um + 2,9 % steigern, beschäftigte 31.888 Mitarbeiter (+ 690 geg. 2021) und erhöhte die Zahl der Märkte um sechs auf 1276. Die Markenzusammenführung vor rund zwei Jahren hat nun gefruchtet: Billa Plus entwickelt sich besser als Billa – nach anfänglichen Schwierigkeiten. Das zeigen auch die ersten zwei Monate 2023: Billa Plus legte um 11% zu und Billa um 10,9%. Und das auch noch nach einem guten Weihnachtsgeschäft 2022.

Penny mit + 9,2 % Umsatzplus

Penny Österreich, seit dem 4. Quartal 2022 mit dem neuen Filialkonzept PENNYversum gestartet, kommt im inflationsgeprägten Krisenjahr 2022 auf ein Umsatzplus von + 9,2 %. Im massiv umkämpften österreichischen Diskontmarkt schloss das Unternehmen besser als der Diskont-Branchenschnitt ab. Mit 16,9% war Penny INTERNATIONAL (Österreich, Italien, Ungarn, Tschechien und Rumänien) sogar Wachstumsführer im Unternehmen.

Adeg inkl. Großhandel +3,4 %

Im Jahr 2022 startete die Kooperation mit OMV und dem Co-Branding VIVA Billa, 195 Tankstellenshops werden im Endausbau beliefert. Außerdem bestehen Kooperationen mit Shell (Billa Unterwegs), BP (Billa Now) und JET (Billa stop n‘ shop). Insgesamt werden derzeit über 600 Tankstellen beliefert. Die selbständigen Adeg-Kaufleute konnten inklusive dem Großhandelsgeschäft ein Plus von 3,4 % erwirtschaften. Über Zuwächse in der Belieferung kann man sich in der Adeg ebenfalls freuen: acht Kaufleute aus dem Wedl-Pool kamen in der Belieferung dazu (drei als Adeg, die übrigen unter eigener Flagge). Und 2024 wird es ebenfalls spannend, dann wechselt ein im Westen tätiger großer Kaufmann von der Konkurrenz zur Rewe und wird ab dann unter Adeg firmieren.

Das deutsche Modell als Vorbild

Aktuell gibt es in und rund um Wien drei Billa-Kaufleute, im Juni eröffnet der vierte Kaufmann im 11. Bezirk. Der Andrang ist laut Rewe groß, bis Ende 2026 will man 100 Billa Kaufleute unter dem Rewe Dach beherbergen. Heuer sollen es 15 werden.

Bipa Umsatz wächst um + 7,5 %

Bipa verzeichnete 2022 mit einem Plus von + 7,5 % ein weiteres Umsatzwachstum. „Der strategische Fokus auf noch mehr Nachhaltigkeit im Sortiment, aber auch das umfangreiche Soft Health-Angebot kommen bei unseren Kunden sehr gut an“, so Haraszti. Wenn man sich daran erinnert, wie es einst um die DFH-Marke in Österreich gestanden ist, so gab es eine regelrechte Kehrtwende in der Akzeptanz der Kunden und somit auch in der wirtschaftlichen Performance. Ein Beispiel: Bipa macht im eCommerce 20 Mio. Euro Umsatz, das ist ein sattes Plus von 96%. Dass der Non-Food Bereich im Allgemeinen für Online mehr prädestiniert ist als der Food Bereich, zeigen die eCommerce-Zahlen bei Billa: aktuell liegt man bei einem Umsatz von 66 Mio. Euro und erreichte ein Plus von 26%.
Ein zweites Fullfilment Center wurde im Norden Wiens errichtet.

Category Manager wurden zu Beschaffern

Vieles, was man über die vielen Jahre vor der Pandemie im Handel insgesamt aufgebaut hatte, wurde durch die Krisen (Covid und Krieg) ein wenig zunichte gemacht. „Unsere Category Manager hatten sich einige Zeit lang in ‚Beschaffer‘ verwandelt“, so Haraszti. Grund dafür waren die instabilen Lieferketten, die nicht nur massiv teurer wurden, sondern auch nicht alle Ware, die man wollte, bieten konnten. Dazu kommt, dass die Industrie ihre höheren Kosten an den Handel weitergeben wollten und mussten. Man hat sich alles genau angesehen, um Trittbrettfahrer zu vermeiden. Gerade die internationalen großen Konzerne halten ihre Verhandlungen mit der Eurelec (Einkaufsgemeinschaft Rewe Group und Leclerc) in Brüssel ab. Mit den einzelnen Ländern wird fokussiert über Promotions und Regalplatzierungen vor Ort gesprochen. Der Vorteil, dass Rewe International Österreich selbst ein Teil eines internationalen Unternehmens ist, wird hier ausgespielt.

„Unterm Strich günstiger“

Von der Strategie „nur die Marge zählt“ hat man sich im Management verabschiedet. Grund dafür ist ohne Überraschung die Teuerungswelle. „Wir haben nicht alle Mehrkosten weitergegeben“, so Haraszti. „Wir sehen den Dreiklang des Sparens beim Konsumenten sehr genau: 56% kaufen mehr Angebote, 50% mehr Eigenmarken und 25% kaufen generell weniger ein. Darauf reagieren wir“, so der Vorstand. „Unser Aktions- und Rabattprogramm noch einmal auf die aktuellen Kundenbedürfnisse geschärft. Und die Produktzahl unserer Preiseinstiegsmarke „clever“ um weitere + 12 % auf mehr als 730 Produkte ausgebaut. So lag unsere Sortimentsinflation 2022 in Summe auf das Gesamtjahr gerechnet mit + 8,5 % unter dem VPI Nahrungsmittel von + 10,7 %.“

Die Investments konzentrierten sich jedoch nicht nur in die Verbraucherpreise, sondern auch in die Fortführung der Programme rund um Bio und Regionalität. Vor allem die Ausweitung des „Fair zum Tier“-Frischfleisch-Angebots mit höheren Tierwohl-Standards wurde forciert. Bis Ostern sind alle Bedientheken auf Tierwohl Frischfleisch umgestellt.

Der Aktionsanteil bei Billa lag 2022 bei Billa bei 37%, bei Billa Plus bei 43,3%. Heuer liegt man bei Billa bei 34,5% und bei Billa Plus bei 40,9%. Die Aktionen werden ständig überprüft und angepasst. Prinzipiell liegt man mit dem Aktionsanteil in Österreich in einem guten Mittelfeld: die Verbrauchermärkte ohne Rewe haben einen Aktionsanteil von 44,3% und die Supermärkte ohne Rewe einen Aktionsanteil von 34,2%. Rewe hat in Summe einen Aktionsanteil von 37,6%, der übrige Lebensmittehandel (alle Zahlen laut NielsenIQ) von 37,9%. Der Aktionsanteil von Penny liegt bei 33,2%.

Investitionen in die Zukunft

„Mit unserer Plant Based-Offensive im Sortiment, Billa Pflanzilla und den ersten drei Billa Kaufleuten haben wir starke Akzente im Markt gesetzt“, betonte der Rewe International AG-Vorstand. Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen wurde auch die Optimierung des Filialnetzes konsequent fortgesetzt, „mit vollem Fokus auf den richtigen Markt am richtigen Standort und ein modernes Einkaufserlebnis für unsere Kunden. Besonderes Augenmerk legen wir bei Um- und Neubauten außerdem auf die Erzielung bestmöglicher ökologischer Effekte für die umliegenden Grätzl und Gemeinden.“ Das reiche von einem optimierten Flächen- und Ressourcen-Bedarf, höchstmöglicher Energieeffizienz, über eine ökologische Bauweise bis hin zur Einbindung des jeweiligen Marktes in nachhaltige Mobilitätskonzepte.

„Wir werden auch 2023 in allen Geschäftseinheiten für unsere Kunden konsequent und verlässlich Kurs halten“, kündigte Rewe International AG-Vorstand Marcel Haraszti an. Dazu werde die Rewe Group Österreich mit einem geplanten Invest-Volumen von 460 Mio. Euro ihre Investitionsoffensive in Kundenzufriedenheit, Modernisierung, Digitalisierung und Ökologisierung fortsetzen.

200 Mio. Euro Investitionen in IT

Für den herrschenden „War for Talents“ auf dem IT-Markt wurde eine eigene IT-Recruiting Taskforce installiert. So konnten 2022 rund 100 weitere IT-Experten aufgenommen werden. „Wir sind davon überzeugt, dass eine moderne IT ein entscheidender Faktor für den langfristigen Erfolg ist und investieren in unseren Ländern über die nächsten Jahre 200 Mio. € in einen mehrjährigen IT-Transformationsprozess”, erklärt Christoph Matschke.

Ziel ist es, den immer individuelleren Kundenwünschen noch besser nachzukommen, dafür werden hinter den Kulissen Prozesse optimiert, um Mitarbeiter in allen Bereichen für wichtige Aufgaben wie bei der Betreuung und Beratung der Kunden zu entlasten. Und Matschke führt weitere Beispiele zur Effizienzsteigerung an: „Dazu gehören auch unsere Kernkomponenten wie das Warenwirtschaftssysteme in den nächsten Jahren neu und zukunftsorientiert aufzustellen oder Synergien durch konzernübergreifende Lösungen zu heben und natürlich selbst Lösungen entwickeln.”

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geschrieben am

29.03.2023