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RegioPlan-Analyse: Aktuelle Insolvenzen verändern Österreichs Handelslandschaft

RegioPlan: Veränderung Handelslandschaft

Durch Insolvenz, Rückzug der Unternehmen aus Österreich oder einfach nur Filialreduktion stehen aktuell mindestens 550.000 m² Verkaufsfläche zur Disposition.

Durch die Insolvenz und die erfolgten bzw. geplanten Schließungen ist der größte Brocken mit aktuell etwa 300.000 m² Verkaufsfläche die Kika/Leiner-Gruppe, wobei auch die verbliebenen Standorte aus heutiger Sicht keineswegs sicher scheinen. Dazu kommen durch den Rückzug von XXL-Sport 33.000 m², Salamander und Delka 14.000 m², Reno 14.000 m², Gerry Weber, Hallhuber und Tally Weijl mit insgesamt 14.000 m². Auch bei Forstinger scheinen nach der weiteren Insolvenz nicht mehr alle Standorte mit etwa 50.000 m² sicher, die Reduktion um ca. 5.000 m² ist jedoch bereits fixiert. Dazu kommen viele kleinere Filialisten wie etwa Gamestop, Cherry, Dominici, Sergent Major oder Northland plus alle nicht-filialisierten Händler, die in naher Zukunft Verkaufsflächen abbauen. Insgesamt ergibt das weit über 550.000 m² oder knapp 4 % der gesamten Verkaufsfläche in Österreich. Rechnet man den weitgehend stabilen Lebensmittelhandel heraus, sind es gar über 5 %.

Nicht nur die aktuellen Insolvenzen und Rückzüge aus der Fläche verändern den österreichischen Einzelhandel, denn dieser Trend besteht schon seit 10 Jahren – völlig unabhängig von Corona und Teuerung. Selbst große Unternehmen wie H&M, C&A, Zara, Douglas oder Marionnaud reduzieren ihre Flächen seit Jahren oder ziehen sich völlig aus der Fläche zurück wie etwa CCC, Yves Rocher oder Conrad.

 

Neue Konzepte sind kein Ersatz

Die Expansion vor allem der Non-Food-Diskonter wie Action, PepCo, Tedi, NKD oder Kik kann diese frei werdenden Flächen bei weitem nicht auffüllen, ebenso wenig wie Gastronomie. Auch neue Konzepte, die in Österreich auf den Markt kommen, eröffnen meist nur wenige oder gar nur einen Standort, etwa in der Wiener Innenstadt oder in der Shopping City Süd in Vösendorf.

Die Ursache dieser Kaufzurückhaltung liegt in einem gesellschaftlichen Wertewandel: Weniger zusätzliche Dinge kaufen (Stichworte: Fast Fashion, Umweltbewusstsein), stattdessen mehr Genuss (Stichworte: Freizeit, Gastro, Urlaub, Entertainment) – und zusätzlich steigen langfristig die Onlineanteile. Die Umsatzpotenziale für den klassischen Handel werden damit geringer und wenn dann für die Händler auch noch steigende Kosten durch die Mieten, Energie, Personal, Inflation sowie weitere Positionen hinzu kommen, müssen Standorte geschlossen werden. 

 

Handelszonen unter Druck

Die freiwerdenden Handelsflächen setzen sowohl die gewachsenen, als auch die synthetischen Handelszonen gehörig unter Druck. In Summe gesehen werden die aktuellen und künftigen Flächenschließungen die Leerstandsquote von derzeit 5 % auf 10 % erhöhen. Am stärksten betroffen werden dabei die kleineren Innenstädte und kleine Shopping Malls sein. Die Innenstädte haben dabei noch die viel besseren Karten: Durch Umnutzungen, Gestaltung und Verkehrsmaßnahmen kann die Attraktivität wieder gesteigert werden.

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geschrieben am

13.08.2023