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Spartenobmann Handel Rainer Trefelik

Rainer Trefelik: Es braucht Stimmungsimpulse

Handelssparten-Obmann Rainer Trefelik über die aktuelle Entwicklung im Handel in Österreich.

Auch wenn medial das Weihnachtsgeschäft als „Rettung“ des wirtschaftlichen Handels-Jahres dargestellt wurde, so war bis vor kurzem noch nicht klar, ob wie sich die Umsätze auf das gesamte Jahr auswirken. Statistik Austria veröffentlichte vor wenigen Tagen die Bilanz des Einzelhandels. Nominell erhöhten sich die Umsätze (ohne Kfz-Verkäufe) um 2,1 Prozent, um die Inflation bereinigt (real) lag das Plus bei 0,5 Prozent. Deutlich stiegen die Umsätze beim Handel mit Lebensmitteln (inklusive Getränke und Tabakwaren) mit plus 4,3 Prozent (real: 1,7 Prozent), bei Nicht-Lebensmitteln fiel das Plus mit 1,4 Prozent (real: 0,2 Prozent) kleiner aus.

Rainer Trefelik, Obmann der Sparte Handel in der WKO und selbst Modehändler sieht die Situation nicht ganz so rosig. „Die Ergebnisse sind regional und auch branchenmäßig unterschiedlich zu sehen. Hier herrscht starke Heterogenität“, so Trefelik. Der Lebensmittelhandel hat sich gut entwickelt, aber in anderen Branchen, wie z.B. im Spielwarenhandel, im Modehandel oder im Schuhhandel sieht die Entwicklung nicht so rosig aus.

Und die wichtigste Frage ist jene nach der Rentabilität:  „Das Umsatzniveau zeigt nicht, wie viel Gewinn die Unternehmen am Ende des Tages . Besonders kritische sehe ich hier z.B. die „Black week“, die für die Rendite eines Händlers nicht förderlich ist „, sagt der Obmann.

Stimmung hat sich verbessert

Hoffnung bereitet den österreichischen Händlern die bessere Stimmung und somit die Konsumlaune im Land. Ohne diese und ohne dem Konsumentenvertrauen ist ein profitabler Handel schwierig zu bewältigen. Denn: die Kostensituation wird sich weiterhin verschärfen. „Leider sehen wir im Konsumverhalten derzeit nur ein kleines Pflänzchen. 2025 wird für viele Betriebe eine Zäsur“, prognostiziert Trefelik. Sorge bereitet Rainer Trefelik die aktuelle Schließungszahl unter den Händlern. Sogar Traditionsbetriebe stehen unter massivem Druck und das Bild der Einkaufsstraßen verändert sich.

2025 als Zäsur

Das laufende Jahr 2025 wird entscheidend sein, ob man als Händler überlebt und die Kosten tragen kann. „Wenn man 2025 überlebt, so wird man 2026 am Aufschwung partizipieren können. Das bestätigen auch die Wirtschaftsforscher. Ich füge hinzu: Der Aufschwung muss auch wirklich kommen, da gibt es keine Alternative dazu“, so Trefelik. Denn die Kosten steigen ohne Unterbrechung: Netzentgelte und Energie sind die Haupttreiber. Der Sparkurs der Kunden und die Zoll-Pläne der USA tun ihres dazu. „Die derzeitige wirtschaftliche Situation gleicht keinem Buffet, bei dem ich ins Jubeln gerate“, fasst Trefelik zusammen.

Nicht zuletzt heißt es: das Prinzip Hoffnung muss immer allgegenwärtig sein.

Online – die Lösung?

Die Skepsis bei Online-Shops österreichischer Händler ist gegeben. So manche große und auch internationale Modehändler lassen ihre Finger davon. Und auch Hidden Champions können das Manko nicht kompensieren. Solange Shein und Temu aggressiv den Markt bearbeiten, solange wird es schwierig.

"Chinesische Plattformen wie Temu und Shein bedienen sich unfairer Praktiken, die ihnen Wettbewerbsvorteile verschaffen. Um zu verhindern, dass europäische Handelsunternehmen dadurch immer mehr unter Druck geraten, ist es höchst an der Zeit, dass die EU hier wirksame Maßnahmen setzt", sagt Rainer Trefelik. Er begrüßt damit die Vorschläge der EU-Kommission, eine Bearbeitungsgebühr als kurzfristige Maßnahme auf Pakete von Onlinehändlern aus Drittstaaten einzuführen. Mittelfristig sollen mit der EU-Zollreform, die schrittweise ab 2028 umgesetzt werden soll, Plattformen als Schlüsselakteure die Zollverwaltung entlasten. Unter anderem sollen künftig große Plattformen für ihre Marktplatzhändler sowohl die Umsatzsteuer als auch die Zollabgabe einheben und abführen sowie darüber hinaus kontrollieren, ob die angebotenen Waren den EU-Vorgaben, insbesondere den EU-Sicherheitsstandards, entsprechen.

Positiv ist vor allem, dass die großen Online-Plattformen selbst verstärkt in die Pflicht genommen werden sollen. "Wenn künftig die Plattformen dafür sorgen müssen, dass alles seine Richtigkeit hat und auch sämtliche Abgaben und Lizenzen wie die Verpackungsabgabe oder die Elektroaltgeräteabgabe  ordnungsgemäß abgeführt werden, dann macht das auch die Kontrolle wesentlich einfacher. Denn zigtausende kleine chinesische Shops zu kontrollieren, überfordert die europäischen Zollbehörden", sagt der Bundesspartenobmann.

Trefelik zufolge müssen diesen geplanten Schritten aber weitere folgen. „Wichtig wäre vor allem noch, dass die für 2028 geplante Abschaffung der 150-Euro-Zollfreigrenze vorgezogen wird und eine länderübergreifende Risikoanalyse erfolgt, um Unterdeklarierungen zu verhindern“, so Trefelik.

Damit sich EU nicht verläuft

Die Maßnahmen zur fairen Behandlung der Händler in Europa sieht Trefelik als guten Start, denn man hat sich in der EU-Gesetzgebung völlig verlaufen. „Unternehmen stehen hinter der Zielsetzung des Green Deal – aber nicht so! Die ganzen Regularien sind ein großer Wettbewerbsnachteil. „Wir brauchen innerhalb der EU den Mut, zuzugeben, dass wir uns gesetzmäßig verlaufen haben, die Regularien müssen mit Augenmaß umgesetzt werden und viele bürokratische Verpflichtungen müssen zurückgenommen werden“ , so Trefelik.

Kein Perpetuum Mobile

„Wir sind nun seit fünf Jahren in der Krise. Das muss ein Unternehmen erst einmal aushalten“, ist Trefelik diesbezüglich betrübt. Seit 2019 sind die Umsätze stabil bis fallend, die Kostenblöcke steigen an. „Handel ist kein Perpetuum Mobile“, so der Obmann. Nur die Eigenkapitalquote ist ausschlaggebend dafür, dass man die schlechten Zeiten übersteht. Viele junge Unternehmen können darauf nicht zurückgreifen. „Wenn Reserven angeknabbert werden, so bleiben Investitionen, Marketing und auch Personal auf der Strecke. Dieses Szenario gilt es unbedingt zu vermeiden“, so Rainer Trefelik abschließend.

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geschrieben am

12.02.2025