Direkt zum Inhalt
Bundesspartenobmann des Handels in Österreich, Dr. Rainer Trefelik

Rainer Trefelik: „Handeln“ an allen Fronten

Der Obmann des Handels in der Wirtschaftskammer Österreich, Dr. Rainer Trefelik, hat auf allen Fronten für den Handel zu kämpfen.

Der Obmann des Handels in der Wirtschaftskammer Österreich, Dr. Rainer Trefelik, hat auf allen Fronten für den Handel zu kämpfen: national für Energieunterstützungen und Covid-Auswirkungen, in Wien für einen fairen Umgang mit dem Handel und hinsichtlich der Mitarbeiter ist eine Anspannung mit der Arbeitnehmervertretung zu spüren.

Dabei hat der Handel in Österreich schon unter Corona und seinen Maßnahmen gelitten, denn: der Handel ist hybrid. Nicht nur Lebensmittelhandel ist stellvertretend für den gesamten Handel in Österreich – es gibt natürlich eine Vielzahl an Händlern aus vielen Branchen: Mode, Elektronik, Schmuck, Parfümerie, um nur eine wenige zu nennen.

In einem Exkurs sei erwähnt: auch wenn sich der Lebensmittelhandel in Covid-Zeiten als vermeintlicher Sieger darstellte, so waren die Kosten und Anforderungen sehr anspruchsvoll.

Gebeutelt hat es vor allem den Mode- und Bekleidungshandel. „Wie wir aktuell auch an den Bällen sehen können, so sind Events für den Handel sehr wichtig. Ein Vergleich mit 2022 und 2021 ist natürlich nicht zulässig, da es keine Events gab, aber auch das Niveau von 2019 haben wir noch nicht erreicht“, so Rainer Trefelik. Dazu kommt, dass sich der Druck von allen Seiten erhöht. Am meisten spürbar ist der Kostendruck, der durch Energie hervorgerufen wird. „Für uns im Handel ist jedoch der Deckungsbeitrag das Wesentliche“, so Trefelik. Nicht der Umsatz in Relationen zu vorangegangenen Jahren, sondern der Deckungsbeitrag ist für das weitere Bestehen und Überleben der Handelsunternehmen wichtig.

Events unterschiedlich bewertet

Doch Corona hat seine kräftigen negativen Auswirkungen auf Events spüren lassen. In einer Metropole wie Wien werden Events durch viele Faktoren getragen. „In den ländlichen Gebieten haben sich in Covid-Zeiten Organisationsstrukturen für Veranstaltungen verlaufen und Neueinrichtungen sind teilweise zu riskant“, so Trefelik. Hier braucht es wesentliche Impulse, damit die Spirale nicht noch schneller hinunter geht: weniger Events, weniger gesellschaftliche Treffen bedeuten weniger Handel – diese traurige Perspektive muss gestoppt werden.

Versöhnlicher Jahresabschluss

Ende 2022 stemmten die Handelsvertreter noch einen Energiekostenzuschuss II für den Handel, nachdem die Branche ja bei EKZS I durchgefallen ist. „Aber 2023 schlagen die Verträge mit den Energieanbietern durch, die Bevölkerung passt ihr Ausgabeverhalten an und es wird für den Handel ein extrem herausforderndes Jahr“, prognostiziert Trefelik. Es wird sowieso ein Jahr voller Volatilitäten, aber „wir müssen den Grundoptimismus spüren, trotz aller Teuerungen“, so Trefelik. „Die Regierung muss Optimismus zeigen, der Handel geht voraus!“.

Es geht auch um Geschwindigkeit bei Förderungen

Dabei geht es aber darum Hilfen und Förderungen genau jetzt auszuschütten. „Im Nachhinein kann man die Förderungen gut analysieren und bis hin zu etwaigen Zurückzahlungen strukturieren, aber die Hilfe ist JETZT notwendig. Es geht um die Geschwindigkeit der Hilfen, nur Liquidität hilft zum Überleben. Die Insolvenzen steigen und hier muss man gegensteuern, ist sich der Handelsobmann sicher.

Und dann kommt Klimawandel als Herausforderung

Als ob all die Umstände rund um Corona und Ukraine-Krieg nicht schon genug wären, setzt sich die Klima-Krise on the top auf die Sorgen noch oben auf. Und es wäre nicht die Gesellschaft, wenn es nicht um die Suche nach einem Schuldigen gehen würde. Dabei ist der Handel ganz vorne dabei. „Es heißt ‚DIE Modebranche ist schuld, DER Lebensmittelhandel ist verantwortlich, DIE Autobranche muss herhalten“, sieht Rainer Trefelik eine Auseinandersetzung auf unterschiedlichen Ebenen schwelen. Aber: Radikalisierung tut uns nicht gut. Die polarisierte Diskussion in Bezug auf die Klimakrise bringt keine Lösungen. „Nun ist der Konsument auch in der Pflicht, denn Meinungsbefragungen sind anders als das tatsächliche Verhalten der Verbraucher“, so Trefelik.

Beispiel Wien, 1. Bezirk

Auf dem Rücken des Handels und der Wirtschaftstreibenden Wiens wird gerade die Diskussion um die „Verkehrsberuhigte Innenstadt“ ausgetragen. Rainer Trefelik, dessen Geschäft selbst im 1. Bezirks liegt: „Der Handel ist Wandel und wir sind auch zukunftsorientiert und wissen, dass im Sinne des besseren Klimas noch viel gemacht werden muss. Aber: eine verkehrsberuhigte Innenstadt ohne strukturierte klare Lösung für alle Beteiligten ist katastrophal für die Unternehmen in der Innenstadt“, so Trefelik. Kaufkraft ist mit Mobilität verbunden und genau diese Mobilität wird nun blockiert. Die Autos unter die Erde in Garagen zu bringen, ist prinzipiell wünschenswert, WENN es genug Parkplätze und Garagen gäbe. Die politische Diskussion ist tendenziös, wenn es um Stimmenfang geht und wird wieder auf dem Rücken der Händler und auch Gastronomen ausgetragen. „Es fehlt die Planungskomponente“, so Trefelik. „Die derzeitigen Kosten der Umstrukturierung liegen bei 14 Mio. Euro bei einem Bezirksbudget von 5 Mio. Euro“, weiß der Handelsobmann. „Wenn die Neustrukturierung nicht ordentlich vorbereitet wird, dann passiert nur eins: die Kunden fahren woanders hin“, sagt Trefelik.

Kategorien

Tags

geschrieben am

13.02.2023