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Im Bild v.l.n.r.: Marko Bill Schuster (Mondi Functional Paper und Films), Georg Dieter Fischer (Obmann PROPAK), Martin Widermann (Geschäftsführer PROPAK)

PROPAK zieht Bilanz für 2024

2024 war ein herausforderndes Jahr für Österreichs Papierverarbeiter.

Die österreichische papierverarbeitende Industrie blickt auf ein wirtschaftlich schwieriges Jahr zurück. Wie der Fachverband PROPAK bekanntgab, sank der Produktionswert 2024 um 1 Prozent auf 2,73 Milliarden Euro. Zwar konnte die Produktionsmenge leicht gesteigert werden, doch Verbandsobmann Georg Dieter Fischer relativiert: „Wir stehen damit nach acht Jahren wieder auf dem Produktionsniveau von 2017 – mit den Kosten von 2025.“

Besonders schmerzlich war der Rückgang im Exportbereich, der mit einer Quote von 80 Prozent das wirtschaftliche Rückgrat der Branche bildet. Der Exportwert schrumpfte um 5 Prozent. Fischer verweist auf die gestiegene Arbeitskostenbelastung, insbesondere im Vergleich zu Deutschland, dem mit über 30 Prozent wichtigsten Handelspartner: „Unsere Exportstärke wird nicht zuletzt durch den Nachteil in den Arbeitskosten ausgebremst.“

Marko Bill Schuster, Obmann-Stellvertreter bei PROPAK, fordert ein Umdenken in der Lohnpolitik: „Ein Abschluss unter der Inflation darf kein Tabu mehr sein, wenn wir Arbeitsplätze sichern wollen.“ Gerade bei standardisierten Produkten drohe Österreich sonst an Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren. Entscheidend sei ein ausgewogenes Verhältnis zwischen fairer Entlohnung und wirtschaftlicher Tragfähigkeit.

Personal und Ausbildung im Fokus

Die Beschäftigtenzahl in der Branche sank leicht um 1,9 Prozent auf rund 8.500 Personen. Der Fachkräftemangel bleibt ein zentrales Problem: Über die Hälfte der Unternehmen stuft die Personalsituation laut Branchenumfrage als „schwierig“ ein. Positiv hebt der Verband jedoch die Entwicklung bei den Lehrlingen hervor: 2024 konnte ein Zuwachs von sechs Prozent erzielt werden. PROPAK gehört damit zu den wenigen Industriebranchen mit einem Plus im ersten Lehrjahr.

Nachhaltigkeit als Zukunftschance

Trotz der wirtschaftlichen Herausforderungen sieht PROPAK auch Chancen – vor allem im Bereich Nachhaltigkeit. Die Branche verweist auf hohe Recyclingquoten (85 %) sowie einen durchschnittlichen Recyclingmaterialanteil von 75 %. „Unsere Produkte sind Kreislaufchampions“, betont Widermann. Papierbasierte Verpackungen würden zunehmend als Teil der Lösung und nicht als Umweltproblem wahrgenommen.

Verhaltener Optimismus für 2025

Für das laufende Jahr 2025 erwartet die Branche trotz anhaltender Belastungen durch hohe Kosten und volatile Rohstoffmärkte ein stabiles Ergebnis. Fischer betont jedoch, dass dies nur mit neuen Ansätzen in der Kollektivvertragsverhandlung gelingen könne: „Eine nachhaltige Absicherung des Standorts Österreich wird nicht ohne Kompromisse möglich sein.“ Als Belastungsfaktor ist die zunehmende Regulierungsdichte, insbesondere auf EU-Ebene zu sehen. PROPAK-Geschäftsführer Martin Widermann warnt vor Überforderungen durch neue Auflagen: „Weder Behörden noch Unternehmen dürfen in ihrer Handlungsfähigkeit eingeschränkt werden.“ Kritisch sieht er den sogenannten „Trickle-down“-Effekt, bei dem Regelungen für Großunternehmen indirekt auch kleinere Betriebe belasten.

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geschrieben am

23.05.2025