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Bilanz-Pressegespräch der PROPAK-Industrie: Marko Bill Schuster, stellvertretender Obmann der PROPAK, PROPAK-Fachverbandsobmann Georg Dieter Fischer und PROPAK Geschäftsführer Martin Widermann. 

PROPAK: Firmen sehen Wettbewerbsnachteil

Hohe Arbeitskosten, steigende Bürokratie: Die PROPAK-Industrie sorgt sich um ihre Wettbewerbsfähigkeit.

Stark steigende Personalkosten, gepaart mit stagnierender Produktivität und gedämpfter Nachfrage, bringen die industriellen Papierverarbeiter zunehmend unter Druck. Die 87 Betriebe der papier- und kartonverarbeitenden Industrie in Österreich (PROPAK) mussten im abgelaufenen Jahr in der Produktion mengenmäßig einen Rückgang von 9,1 Prozent auf 1,1 Millionen Tonnen verkraften. Der Wert der abgesetzten Menge fiel um 9,1 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro. „Österreich ist keine Insel“, sagt PROPAK-Fachverbandsobmann Georg Dieter Fischer im Rahmen des Bilanzpressegesprächs heute, Dienstag. „Die rückläufige Entwicklung zeigt die europäische Konjunkturschwäche.“ Knapp 80 Prozent aller hergestellten Produkte aus Papier, Karton und Wellpappe gehen in den Export, etwa die Hälfte davon wird nach Deutschland geliefert.

Standort Österreich in Gefahr?

„Für die PROPAK-Industrie wird es schwieriger, sich im internationalen Wettbewerb zu behaupten“, berichtet Marko Bill Schuster, stellvertretender Obmann der PROPAK. Allein in den vergangenen drei Jahren sind die KV-Löhne und Gehälter in der PROPAK-Industrie um über 20 Prozent gestiegen. „Damit unsere heimische Industrie wieder international mithalten kann, braucht es attraktivere Rahmenbedingungen. Wir benötigen eine neue sozialpartnerschaftliche Herangehensweise zur kollektivvertraglichen Lohn- und Gehaltsfindung. Und wir brauchen dringend einen Abbau von Bürokratie – hier droht den Unternehmen eine Lawine insbesondere an europäischen Regelwerken, Stichwort Lieferkettengesetz.“

Mehr Unternehmen als je zuvor denken über Veränderungen nach, was die Produktion und den Standort betrifft. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Branchen-Umfrage, die der Fachverband PROPAK unter seinen Top-30-Mitgliedsunternehmen durchgeführt hat. Während zwei Drittel der Firmen derzeit keine Veränderungen planen, musste bereits jeder dritte papierverarbeitende Betrieb Maßnahmen ergreifen. „Das reicht vom Outsourcing einer Dienstleistung bis zur Verlagerung von Teilen der Produktion an einen anderen Firmenstandort - ob innerhalb oder außerhalb der EU“, so PROPAK-Branchenvertreter Schuster.

PPWR Aussage

Vorsichtig positiv äußert sich der Fachverband PROPAK zum vorläufigen Text der neuen EU-Verpackungsverordnung PPWR (Packaging and Packaging Waste Regulation). „Wir begrüßen, dass die europäischen Institutionen eine gemeinsame Position gefunden haben, die der zentralen Rolle von Verpackungen aus Papier/Karton/Wellpappe in der Kreislaufwirtschaft Rechnung trägt – das hat im ersten Entwurf noch ganz anders ausgesehen“, so Widermann. Die finale Bestätigung durch die Mitgliedstaaten steht zwar noch aus. Widermann betont aber: „Es war eine Herkulesarbeit des Fachverbands PROPAK in Zusammenarbeit mit den europäischen Verbänden, dies zu erreichen. Nicht von der Hand zu weisen ist allerdings die Gefahr eines deutlich erhöhten bürokratischen Aufwands. Es bleibt abzuwarten, wie die nationale Umsetzung aussehen wird.“

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geschrieben am

07.06.2024