Prauchner: Transparenz entlang der Lieferkette
„Der Lebensmittelhandel verwehrt sich nicht gegen Preistransparenz. Doch sollte es die Regierung mit der Steigerung der Transparenz entlang der Lebensmittelkette wirklich ernst meinen, dann reicht es nicht, nur die Einkaufspreise des Lebensmitteleinzelhandels zu veröffentlichen. Vielmehr muss die gesamte Lieferkette berücksichtigt werden“, reagiert Christian Prauchner, Obmann des Bundesgremiums Lebensmittelhandel in der WKÖ, auf die von der Regierung vorgestellten Pläne zur Eindämmung der Inflation. Denn nur dann werde wirklich Transparenz für die Kunden darüber geschaffen werden, wie die Preisbildung entlang der Wertschöpfungskette tatsächlich funktioniert, vom Bauernhof bis zum Regal. „Ausschließlich die Einkaufspreise des Lebensmitteleinzelhandels zu veröffentlichen wäre reine Symbolpolitik und somit kein Zeichen von Transparenz, sondern im Gegenteil von Intransparenz“, so Prauchner.
Zusätzlich gelte es, auch die dahinterstehenden Kosten darzustellen. „Die Regierung scheint zu vergessen, dass die Gewinnspanne eines Handelsunternehmens nicht der Differenz zwischen Verkaufspreis und Einkaufspreis entspricht“, kritisiert Prauchner. Von dieser Differenz sind schließlich zahlreiche weitere Kosten des Unternehmens in Abzug zu bringen. „Und diese sind in den vergangenen zwölf Monaten stark gestiegen - von der Energie über Logistik und Verpackung bis zu den gestiegenen Personalkosten. Dadurch schrumpft die tatsächliche Rentabilität im Lebensmittelhandel durchschnittlich auf lediglich 1-2% des Umsatzes. Viele kleine Nahversorger sind aktuell insbesondere angesichts der explodierenden Energiekosten in der Verlustzone“, stellt Prauchner klar.
Im Bereich der Vermeidung von Lebensmittelverschwendung, wo die Regierung ebenfalls mehr Transparenz fordert, setzt der Lebensmittelhandel bereits seit vielen Jahren eine 360-Grad-Strategie um – und dies sehr erfolgreich. Durch einen ganzheitlichen Ansatz verschiedener Maßnahmen ist es dem Lebensmittelhandel – in Zusammenarbeit mit zahlreichen Partnerorganisationen – gelungen, den Anteil von Lebensmittelabfällen am Gesamtumsatz auf rund 1 % zu reduzieren. „Alle großen Handelsketten haben Partnerschaften mit Sozialeinrichtungen und Tafeln und spendeten in der Periode 2018-2020 jährlich rund 20.000 Tonnen Lebensmittel an diese Einrichtungen. Entlang der Wertschöpfungskette fallen die größten Mengen an Lebensmittelverwendung in den Haushalten und Außer-Haus-Verpflegung an. Der Anteil des Handels ist gering“, so Prauchner. Der Lebensmittelhandel stehe aber gerne bereit, sich mit konstruktiven Vorschlägen einzubringen, um hier weitere Verbesserungen zu erwirken.
In Summe, so betont der Lebensmittelhandel, sind die Verkaufspreise der Branche bereits heute sehr transparent. „Im heimischen Lebensmittelhandel herrscht ein harter Wettbewerb, der nicht zuletzt auch stark über den Preis geführt wird. Alle Händler kommunizieren ihre Preise nicht nur am Regal, sondern informieren ihre Kunden auch regelmäßig über Flugblätter, TV, Radio, Print und digital über Aktionsangebote. Das ist unser tägliches Geschäft“, sagt Prauchner. Dieser harte Wettbewerb garantiert, dass die Verbraucher:innen die bestmöglichen Preise vorfinden. Dies zeigt sich nicht zuletzt auch daran, dass die Teuerung bei Lebensmittel in Österreich (14,5% im März) deutlich niedriger liegt als im EU-Durchschnitt (20%).