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Bierpfand wird angehoben

Pfanderhöhung auf Standard-Bierflaschen

Seit mittlerweile fast 50 Jahren beträgt das Pfand auf Bierflaschen 9 cent – damals natürlich in Schilling umgerechnet. Nun nutzen die Bierbrauer die Gunst der Stunde.

Die Gunst der Stunde ist das historische Zeitfenster, wenn nämlich mit 1.1.2025 das Einwegpfand auf PET-Flaschen und Dosen mit der Umsetzung startet. Diese Möglichkeit nutzt die Brierbranche, um auch am Bierflaschenpfand zu kurbeln. Im Zuge dieser Einführung werden die heimischen Brauereien im ersten Quartal 2025 den Pfandsatz für die klassische 0,5-Liter-Mehrweg-Bierflasche anheben. Die Erfahrungswerte mit der neu eingeführten 0,33-Liter-Mehrweg-Bierflasche, die mit 20 Cent bepfandet ist, sind gut. Deshalb schließt man sich auch mit der 0,5-Liter-Mehrweg-Bierflasche an.

Bierflasche darf keine Ramschware werden

Auch aufgrund des niedrigen Einsatzes werden gerade im urbanen Bereich immer mehr Mehrweg-Gebinde „nicht retourniert, sondern entsorgt.“ Das führt dazu, dass den Brauereien die Flaschen fehlen und diese nachgekauft werden müssen. „Wir setzen die Pfandhöhe mit 20 cent pro Flasche so an, dass der Anreiz, die Flaschen wieder in den Kreislauf rückzuführen, erhöht wird“, erklärt Karl Schwarz, Obmann des Verbands der Brauereien Österreichs. Davon profitiert auch die Umwelt – sind doch Mehrweg-Gebinde, die bis zu 40-mal wieder befüllt werden können, „auch ökologisch im Vorteil.“

Wer zahlt die Umstellung?

Die Umstellung zahlen die Brauereien. Die Kosten von rund 10-12 Mio. Euro werden unter den in Österreich aktiven Brauereien je nach Marktanteil aufgeteilt. Man rechnet mit einer Amortisierungsrate von etwa 6-7 Jahren.  „Wir rollen auf alle Händler gleichzeitig aus“, so Karl Schwarz.

Aufwand für den Handel

Ab der Einführung des erhöhten Pfandes erhalten Konsumenten bei der Rückgabe von leeren Gebinden eine Gutschrift von 20 cent pro Flasche, diese werden vom Handel wiederum den Brauereien verrechnet. Es ist also nicht – wie beim Einwegpfand mit einem neuen Logo bzw. EAN-Code verbunden.

Um mit möglichst validen Daten kalkulieren zu können, wurde mit jenen Handelsketten, die bei Bier traditionell einen hohen Mehrweganteil führen, eine Ist-Stands-Analyse durchgeführt. Die Gespräche waren konstruktiv und die BWB war von Anfang an mit eingebunden. Nach Einigung mit Unternehmen, die rund 80% der im Handel verkauften Mehrweg-Gebinde absetzen, wird der Verrechnungsmodus auf alle weiteren Handelsketten umgesetzt.
Dazu war es auch wichtig zu evaluieren, wie sich handelsseitig Vollgut und Leergut aufteilen: durchschnittlich entfallen 20% auf Leergut und 80% auf Vollgut, also volle Bierkisten, die in den Regalen stehen.

Lagerwert beim Handel verdoppelt sich über Nacht

An jenem Tag im ersten Quartal 2025, an dem die Umstellung stattfindet, verdoppelt sich der lagerwert im Handel schlagartig. Ab da verrechnet der Handel den Konsumenten das erhöhte Pfand und die Brauereien können den Handelspartnern für alle zum Umstellungszeitpunkt auf Lager befindliche Bierflaschen die Pfanddifferenz nachverrechnen.

Selbstständige Kaufleute oder kleinere Händler werden durch Webinare informiert und unterstützt.

Clearingstelle

Die dem Verband der Brauereien inhaltlich zugeordnete Gesellschaft der österreichischen Brauwirtschaft fungiert als Clearingstelle hinsichtlich der Kosten für die Automatenumstellung auf die neue Pfandhöhe. Diese belaufen sich auf 300.000 Euro und werden vom Verband ebenfalls anteilig der gemeldeten Produktionszahlen aufgeteilt. Den Aufwand für die Umstellung tragen wie erwähnt die Brauereien. Für alle Beteiligten ist sie kostenneutral.

Konsumenten zahlen einmalig mehr am PoS und bekommen dann das erhöhte Pfand retourniert. Sie haben durch die Umstellung keine Nachteile. Man erhofft sich jedoch durch die Pfanderhöhung eine erhöhte Wertschätzung auf das „Rohmaterial“ Bierflasche. Aber man rechnet auch mit verkürzten Rückgabe Intervallen. Ein sorgsames Umgehen mit dem Wertstoff Glas als Pfand ist in Zukunft noch wichtiger.

„Mehrweg – und damit die klassische 0,5-Liter Bierflasche – ist seit Jahren DAS Symbol für Kreislaufwirtschaft. Es gilt diesen Status nicht zu verändern, wenn es um das neue Einwegpfand geht. Betroffen von der Pfanderhöhung sind alle Flaschen, die aktuell am Rückgabeautomaten mit 9 cent hinterlegt sind. Nachdem das zu 90% die Bierflaschen sind, hat man von Seiten der Brauereien die Initiative gestartet.  Aktuell ist es eben so, dass 95% der NRW-Flaschen zurückgegeben werden. 6% werden eben nicht retourniert – 2% davon, weil der Konsument es einfach nicht tut und der Rest aufgrund von Fehlwürfen oder Glasbruch.

Anders als bei anderen Getränken setzt die heimische Bierbranche zum überwiegenden Anteil auf die einheitliche 0,5-Liter-NRW-Flasche. Das vereinfacht nämlich seit Jahrzehnten die Retournierung, da die Flaschen bei verschiedenen Brauereien zurückgegeben werden können und neu befüllt werden

Pfandkreislauf

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geschrieben am

24.10.2024