Wer schreibt die Regeln beim kontaktlosen Bezahlen?
Das Payment Festival (PF) wurde 2019 in Österreich gegründet und hat das Ziel, die Bezahlung der Zukunft – nämlich mehrheitlich kontaktlos – nach Europa / Österreich zu holen. Denn, wer es noch nicht weiß: die beliebten Wallets von Google, Apple, aber auch Alibaba bringen uns in Europa auf lange Sicht gesehen Verluste ein. Sie kosten langfristig gesehen der europäischen Wirtschaft ein 10faches, als die Installation einer gemeinsamen europäischen Gruppe mit einem gemeinsamen Bezahlsystem kosten würde. Es geht – wie überraschend – um Gebühren und Steuern.
Selbstverständlich will es der Konsument, aber auch der Handel (on- und offline) bequem, schnell und kostengünstig. So stellen sich die Übersee-Kandidaten derzeit klar und deutlich dar. Aber das kann Europa auch.
Fix im PF sind die Initiatorin Birgit Kraft-Kinz, bei der die Koordination und Kommunikation liegt. Des Weiteren gehören dazu: Gerald Gruber (Neobank bunq / Business Development) und Martin Sprengseis (bluesource / Initiator des Payment Festivals PF19). Bei diversen Treffen sind Experten gefragt, ihre Erfahrungen weiterzugeben, wie eben jüngst Christian Pirkner (Bluecode / CEO). Bluecode hat es als einer der wenigen europäischen Bezahlsysteme geschafft, einen hohen Stellenwert bei den Händlern, der Politik und den Banken zu erarbeiten. Der Weg dorthin war nicht immer einfach, wie Pirkner berichtet. Doch die Hürde ist weniger die EU- oder Landespolitik, vielmehr sind es die Banken, die sich schwer überreden lassen, Neues auszuprobieren. Doch Treiben lassen und nichts tun ist keine Alternative.
Auch wenn Instant Payment in Österreich noch nicht so angekommen ist, es wird rasch gehen: Wir stehen bei Instant Payment erst bei 10%, doch die Steigerungsrate ist hoch. Alleine die Scan&Go-Filialen einzelner Händler werden in der Menge zulegen, dadurch pressiert das Thema noch viel mehr. Immer wichtig: persönlicher Mehrwert und Vereinfachung des Bezahlvorganges
Die Studie
PF 19 führte eine Studie durch, die die Bezahlvorgänge und Wünsche der Stakeholder hinterfragt hat. Sechs Stakeholdergruppen wurden definiert und im Rahmen der Studie befragt. Seit 2018 hat sich die Meinung der Experten aus Banken, Handel, Regulatoren und Start-ups zur Einschätzung, wo Österreich im Bereich von innovativen Zahlungssystemen liegt, wenig verändert. Die Befragten stufen Österreich mit überwiegender Mehrheit (82,9 %) auch 2020 im Mittelfeld innovativer Zahlungssysteme ein. Die Relevanz an die Spitze innovativer Zahlungssysteme zu kommen, wird hoch eingeschätzt: Ebenfalls 83,3% der Befragten halten das für relevant oder sogar sehr relevant. „Die Aufholjagd hat begonnen“, sagt PF19-Initiator Martin Sprengseis-Kogler, Managing Partner von bluesource, einem Unternehmen, das innovative Lösungen im Payment Bereich baut. Die Relevanz eines eigenen „europäischen Payment Schemes“ wird mit 85% Zustimmung als sehr relevant eingestuft. Tatsächlich beinhaltet die europäische Payment Strategie das Vorhaben europäische Payment Schemes zu stärken bzw. zu gründen, um in diesem Bereich nicht in Abhängigkeit von den USA oder Asien zu bleiben.
Von Regularien über Kollaboration bis zu den Chancen
Die Antworten auf die Frage, inwieweit die Regularien Europa stärken, gehen nach wie vor auseinander: Während 36% Regularien als stärkend oder sehr stärkend für den Wirtschaftsstandort sehen, bewertet der Großteil (46%) Regularien als nur eher stärkend. 17% der Befragten sind der Meinung, dass Regularien sogar eher hinderlich sind. Kollaboration, also die Bedeutung neuer Zusammenarbeitsformen, hat an Stellenwert gewonnen. Auf die Frage „Welche Rolle spielt Kollaboration für Ihren Unternehmenserfolg bzw. wie stark kollaboriert Ihre Unternehmung bereits mit dem ecosystem Payment“ geben 58 % der Befragten an, bereits stark oder sehr stark mit dem ecosystem zu kollaborieren. Die Zustimmung ist 2020 mit 78% höher als 2019 (75%). Als größter Nutzen aus der Kollaboration wird mit einer Zustimmung von knapp 90% „neue Produkte/neue Services“ identifiziert. Ebenfalls 88% Zustimmung erhalten „Innovation“, „mehr Kundenorientierung“ sowie „neue Geschäftszweige bzw. Geschäftsmodelle“. Das waren auch 2019 die höchsten Werte. „Internationale Beispiele wie die Neobank bunq zeigen, dass Kollaboration ein sehr effektiver Weg ist, rasch innovative Lösungen für sich laufend verändernde Kundenbedürfnisse zu schaffen“ sagt Gerald Gruber, Business Development Leiter von bunq und PF19 Initiator.
Die Veränderungen aus COVID19 bleiben im Zahlungsverkehr
Eine aktuelle Studie von BCG (Boston Consulting Group) weist aus, dass die COVID19-Krise zu einem signifikanten Rückgang der Bargeldnutzung mit einer einhergehenden Nutzungserhöhung kontaktloser Bezahlmöglichkeiten geführt hat (laut BCG um bis zu 39 Prozent). Mit einem Zustimmungsindex von 82% schätzt der Großteil der Befragten die Lage so ein, dass auch nach der COVID19-Krise das veränderte Bezahlverhalten bleiben wird. Auf die Frage, inwieweit die COVID19-Krise den E-Commerce stärkt, ergibt der Zustimmungsindex 89%. Mit einem Zustimmungsindex von knapp 75%, sehen die Befragten auch eine Schwächung des österreichischen Einzelhandels durch COVID19. Die Frage zur Schwächung der österreichischen Banken und Finanzinstitute wird eher verneint. Der Zustimmungsindex liegt mit 48% auch unter der Relevanzgrenze. Auf die Frage nach der Schwächung des gesamten Payment Sektors fällt die Antwort noch eindeutiger aus: Der Zustimmungsindex liegt bei nur 35%. „Gemeinsam wollen wir den Europäischen Wirtschaftsstandort stärken, dazu sind enge Kollaboration und nachhaltige Lösungen, wie unsere nötig,“ sagt Christian Pirkner, CEO von bluecode. „Die Zeit galoppiert dahin, wir müssen rasch und geschlossen agieren.“