Osterruhe: bittere Pille für den Handel
Das Institute für Retailing, Sales & Marketing der Johannes Kepler Universität in Linz unter der Leitung von Prof. Dr. Christoph Teller und Dr. Ernst Gittenberger hat sich die Umsätze des Handels in Bezug auf die verordnete Osterruhe angesehen. Für den Osten Österreichs ist diese "Ruhe" ein herber Schlag und eher die Ruhe vor dem Sturm. denn: die drei Bundesländer verlieren mit der Ruhe enormen Umsatz und sehen wahre Probleme auf sich zukommen.
Der Einzelhandel in den Bundesländern Burgenland, Niederösterreich und Wien erzielt knapp die Hälfte der österreichweiten Umsätze. Die neuerlichen Geschäftsschließungen (mit Ausnahme der Grundversorgung) in der Ost-Region verursachen im stationären Einzelhandel durchschnittliche Umsatzverluste in Höhe von rd. € 55 Mio. (brutto) pro Tag. Durch die verordnete „Osterruhe“ von 1. bis 10. April im Burgenland, in Niederösterreich und Wien können die (geschlossenen) Einzelhandelsgeschäfte (saisonübliche) Umsätze in Summe von rd. € 440 Mio. nicht erzielen.
Szenarien erhoben - Ausblicke trüb
Die Diskussionen zu möglichen (weiteren) Geschäftsschließungen nach Ostern halten an. Szenarioanalysen können einen Einblick zu (hypothetischen) Ausgestaltungen des Lockdowns #4 liefern:
Szenario 1: Lockdown #4 in Ost-Österreich bis Ende April
Die Diskussionen, den neuerlichen Lockdown über den 11. April hinaus zu verlängern, reißen nicht ab. Wenn der stationäre Non-Food-Einzelhandel im Burgenland, in Niederösterreich und in Wien (bis auf die Grundversorgung) vom 1. bis 30. April schließen müsste, ist mit Umsatzverlusten in Summe von rd. € 1,4 Mrd. (brutto) zu rechnen.
Szenario 2: Lockdown #4 kommt nach Ostern in allen Bundesländern
Durch die Geschäftsschließungen im April verliert der stationäre Non-Food-Einzelhandel in Ost-Österreich pro Tag rd. € 55 Mio. Sollte der Lockdown auf die weiteren Bundesländer ausgedehnt werden, entgehen dem Einzelhandel rd. € 115 Mio. pro Tag an dem die Geschäfte schließen müssen. Lockdown #4 ist bereits am 1. April im Burgenland, in Niederösterreich und in Wien in Kraft getreten. Unter der (hypothetischen) Annahme, dass die weiteren Bundesländer nach Ostern (ab 12.April) folgen, wäre bis Ende April mit Umsatzverlusten im Einzelhandel österreichweit in Höhe von rd. € 2,4 Mrd. (brutto) zu rechnen.
Schleichende Entwöhnung
Dem Handel wird nun zum vierten Mal die bittere Medizin verabreicht. Unklar bleibt nur, wie viel davon. Das wiederholte reflexartige Zusperren des stationären Non-Food-Einzelhandels hat die bekannten Nebeneffekte, die über millionenschwere Verluste hinausgehen – egal welches unserer dargelegten Szenarien schlagend wird. Eine „Alternative“ zum Lockdown steht mit verpflichtenden Eintrittstests schon im Raum. Das „Hineintesten“ in den Handel wird jedoch weitere Kollateralschäden im Handel verursachen.
Lockdowns und Zutrittstests tragen zur schleichenden Entwöhnung der Konsumenten vom ladengebundenen Einkauf bei. Gleichzeitig kommt es zur alternativlosen Umleitung der Kaufkraft in Richtung Online-Handel. Es gibt kaum einen Wirtschaftssektor, der unser tägliches Leben so sehr beeinflusst, wie der Einzelhandel. Ändert sich der dominierende, stationäre Einkaufskanal durch wiederholtes Aus- und Einschalten, wird sich auch unser Leben verändern. "Spätestens jetzt bei der vierten Auflage des großflächigen Zusperrens des stationären Handels sollte wie bei jedem Medikament gründlich wissenschaftlich getestet werden, ob die heilende Wirkung der Lockdowns größer ist als die fatalen und in weiterer Folge letalen Nebenwirkungen auf unseren Handel und damit auf unsere Gesellschaft. Klar ist für den Handel jetzt schon, diese Medizin wird genauso bitter schmecken, wie beim ersten Mal", so Dr. Teller und Dr. Gittenberger.