Österreichs Wirtschaft verharrt in der Krise
Die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) erwartet in ihrer September-Interimsprognose für Österreich im Jahr 2024 einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,7 %. Der private Konsum verläuft in Österreich angesichts der kräftigen Realeinkommenszuwächse enttäuschend, sagt das WIFO. "Die derzeitige Rezession in der Herstellung von Waren ist die zweitlängste Krise seit über 20 Jahren. Bislang dauerte nur die Krise Anfang der 2000er-Jahre länger, jedoch waren damals die Produktionseinbußen deutlich geringer", so der Autor des aktuellen WIFO-Konjunkturberichtes Marcus Scheiblecker.
Neben der internationalen Nachfrageschwäche leidet Österreichs Wirtschaft auch unter der zaghaften Konsumnachfrage. Obwohl sich die hohen Lohnabschlüsse des Vorjahres nach wie vor positiv auf die Einkommen auswirken und die Inflation seit Jahresbeginn deutlich zurückgegangen ist, geben die privaten Haushalte nur sehr zögerlich Geld aus. Laut Statistik Austria stiegen die nominellen Einzelhandelsumsätze (ohne Kfz-Handel) im II. Quartal 2024 lediglich um 0,4% gegenüber dem Vorjahr. In realer Rechnung entspricht dies einem Rückgang von 1,6%.
Der heimische Arbeitsmarkt leidet mit zunehmender Dauer verstärkt unter der Konjunkturschwäche. Die unselbständige Beschäftigung wuchs in den vergangenen Monaten kaum mehr, während die Zahl der beim AMS gemeldeten offenen Stellen gegenüber dem Vorjahr deutlich abnahm. Die Arbeitslosenquote steigt tendenziell an.
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Eine weitere Studie bestätigt die aktuelle Situation: Der langfristige Vergleich der Ausgabenstruktur der Österreicher zeigt deutliche Verschiebungen: Es wird anteilsmäßig weniger für „Dinge“ ausgegeben, dafür mehr für Spaß, Entertainment, Gastronomie und Selbstoptimierung.
Aktuell stehen jedem Einwohner durchschnittlich 27.075 Euro pro Jahr zur Verfügung, verglichen mit 19.970 Euro vor zehn Jahren. Aufgrund der Gesamtinflation von 33 % in diesem Zeitraum liegt der reale Kaufkraftzuwachs bei lediglich 3 %. Die verfügbare Kaufkraft steigt also im Durchschnitt nur unmerklich, während sich die Verwendung der Geldmittel teilweise sehr stark verändert hat.
Von den durchschnittlichen Konsumausgaben eines Österreichers in Höhe von etwa 27.100 Euro pro Jahr entfallen rund 23.300 Euro auf private Konsumzwecke. Die restlichen knapp 3.700 Euro, die für nicht-private Ausgaben genutzt werden, fließen größtenteils in Spareinlagen, die etwa 2.400 Euro pro Person ausmachen. Im Vergleich zum Vorjahr sind diese Spareinlagen deutlich gestiegen, wobei ein erheblicher Teil des Anstiegs auf höhere Sparzinsen zurückzuführen ist.
Der Großteil der Ausgaben geht in Wohnen, gefolgt von Verkehr. An dritter Stelle stehen Ausgaben für Ernährung (ohne Gastronomie), für die jährlich 3144 Euro aufgebracht werden.
Alles, was mit Spaß, Erholung und Selbstoptimierung zu tun hat, steigt überproportional, während die einst dominierenden Handelsprodukte wie Bekleidung, Schuhe, Elektronik und Einrichtung zunehmend an Bedeutung verlieren. Auch der Bereich Kultur sowie Bücher, die früher fester Bestandteil des Konsumverhaltens waren, rutschen immer weiter nach unten in der Prioritätenliste der Österreicher.