Was beeinflusste den Wechsel?
Bericht: Dr. Hanspeter Madlberger
Es war das enorme Umsatzplus bei den Nonfood 2 –Sortimenten, das Interspar und Eurospar in den „Corona-Monaten“ einfuhren, welches wesentlich dazu beitrug, dass die Rewe im ersten Halbjahr 2020 die Marktführerschaft im heimischen LEH an die Salzburger abtreten musste. Das geht aus dem Nielsen-Datensatz über die Entwicklung des LEH-Nonfood-2 Geschäftes im 1.HJ 2020 hervor, der, aus ungenannter - aber seriöser Quelle stammend - retailreport.at vorliegt.
Ab dem Ausbruch der Pandemie spielte das Geschäft mit Gebrauchsgütern (Haushaltsartikel, Textilien, Spiel- und Sportwaren, Schreibwaren etc.), von Nielsen unter „Nonfood 2“ zusammengefasst, total verrückt. Während der gesamte LEH (inklusive Discounter) im ersten Halbjahr 2020 bei Nonfood 2 um 5,3% zulegte und damit ein Umsatzvolumen von knapp einer Milliarde Euro schaffte, war die Entwicklung, gegliedert nach Betriebstypen, extrem unterschiedlich. Die Discounter Hofer und Lidl, bei denen Nonfood 2 traditionell aufgrund der regen Aktionstätigkeit auf einen sehr hohen, deutlich zweistelligen Umsatzanteil kommt, profitierten nicht vom Lockdown im Fachhandel, sondern mussten bei diesen Warengruppen im ersten HJ sogar ein leichtes Umsatzminus von 0,1% hinnehmen.
Auch bei den Vollsortimentern kam es zu einer starken Polarisierung. Hauptnutznießer des Nonfood- Hypes im LEH waren die größeren Verbrauchermärkte (SB-Warenhäuser) mit ihren breiten Nonfood-Sortimenten. Diese Formate steigerten ihre Nonfood 2-Umsätze in den ersten sechs Monaten dieses Jahres um nicht weniger als 15,3%. Treiber dieses Wachstumsschubs war der von Corona beflügelte Konsumententrend zum One-Stop-Shopping. Die Motivation: Der Shopper-Haushalt reduziert die Virus-Kontaktrisiken auf ein Minimum, wenn er sich beim Wocheneinkauf der Lebensmittel „in einem Aufwaschen“ gleich auch die notwendigen Bedarfsartikel für Familie, Heim und Garten besorgt.
Es überrascht nicht, dass vor allem die Interspar Märkte vom One-Stop-Shopping und dem daraus resultierenden Nonfood-Umsatzhype am meisten profitierten. Im Windschatten von Interspar dürfte auch das Eurospar-Format auf der Gewinnerseite stehen, während Hauptmitbewerber Merkur sich als Lebensmittel-Superstore positioniert und daher dem Nonfood 2-Sortiment sehr wenig Regalfläche einräumt. In Euro gerechnet, kann man davon ausgehen, dass die Spar-LEH-Formate im Vergleich zu jenen der Rewe im 1.HJ. 2020 mehr als doppelt so hohe Nonfood 2-Umsätze stemmten. Eine Differenz in Höhe von rund 200 Millionen Euro. Neidlos müssen auch Mitbewerber anerkennen, dass die seit Jahren perfektionierten Interspar Warenwelten sich in Corona-Zeiten besonders bewähren.
Klar, dass dieser von Corona maßgeblich gepushte Aufwind für das Nonfood 2-Geschäft der Spar auch bei der Entwicklung des Gesamtmarktanteils Spuren hinterlässt. Marktforschungstüftler haben herausbekommen, dass die Rewe, wenn man Nonfood 2 ausblendet, die Marktführerschaft bei Food, Frischwaren (exklusive Mopro) und Drug in der ersten Jahreshälfte 2020 gegenüber der langfristig wachsenden Spar gerade noch verteidigen konnte. Ein kleiner Trost für Wiener Neudorf und eine Beruhigungspille für jene Food- und Nearfood-Markenartikler, in deren Kundenumsatzlisten noch immer die Rewe Group auf Rang Eins aufscheint.