Corona beeinflusst viele Kaufaspekte
Bis KW 9 und bis zum Bekanntwerden des Epidemieausbruchs in Norditalien gab es in Österreich im Großen und Ganzen eine „heile Welt“ Man könnte sagen mit einem Schlag änderte sich alles: das waren die Kalenderwochen 11 und 12, als man schon vermutete, welche Konsequenzen der Ausbruch der Krankheit auf das gesellschaftliche Leben haben wird: Quarantäne für die Menschen, Schließung der Geschäfte und Gastronomie und Schließung der Schulen, sowie vermehrtes Home-Office.
Die ersten Hamsterkäufe begannen laut einer Nielsen Österreich Market Track Daten bereits in KW 9, flachten dann wieder ab, um in KW 11 massiv (+57% zum VJ) anzusteigen. Ab KW 12 flachten die Umsätze wieder ab.
Durch die Krise wurde in Österreichs LH und DFH inkl. H/L bereits mehr Umsatz erzielt als ohne (10% vs. 4% Wachstum im aktuellen YTD). LH und DFH erreichten etwa 350 Mio. Euro mehr Umsatz durch COVID-19. Food + Drug-Warengruppen steigen gleichermaßen rasant an. Food erlebte Spitzen von +69,7% in der KW 11 und Drug von 105 % Mehrumsatz zum Vorjahr.
Welche Warengruppen stiegen an?
Mit einem Plus von 304 Mio. Euro im Vergleich zum VJ (KW 9-10) waren es folgende Warengruppen in den Kernsortimenten Food + Drug total, die den Markt antrieben: Teigwaren total, TK total exkl. Speiseeis, Gemüsekonserven, Fertiggerichte total sowie Fischkonserven. Am dynamischsten entwickelten sich Hygienereiniger (+259,9%), Beilagenknödel, Suppen nass, Seife und Pastasaucen nass/gekühlt.
Eine ähnliche Entwicklung wurde weiterhin beobachtet, nur kamen zu den begehrten Warengruppen dazu: Toilettpapier sowie Röstbohnenkaffee und Mehl. Spannend ist auch, dass bei Toilettpapier Diskonter und DFHs unterdurchschnittlich profitierten, am meisten profitieren kleine Verbrauchermärkte und Supermärkte.
Was kaufen die Frauen?
War es 2008 bei der Finanzkrise der Lippenstift, der seine Höhenflüge erlebte, so ist es bei Corona die Haarcoloration. Schönmachen ist auf einem niedrigeren Niveau angesiedelt, denn zum Ausgehen besteht keine Möglichkeit und deshalb wird auch weniger dekorative Kosmetik benötigt. Diese verliert sogar im Vergleich zum Vorjahr, ebenso wie die Düfte, während Haarcolorationen um 14% im Durchschnitt zulegten. Von wem die Haarcolorationen gekauft werden, kann man nicht nachvollziehen, wahrscheinlich ist aber, dass der Mehrabsatz von Frauen aufgrund der Friseurschließungen stattgefunden hat.
Allerdings legen Pflegeprodukte zu: Haarpflege total, Mundpflege total, Körperpflege und Seife sind die Gewinner der Corona-Krise. Deomittel und Rasur total erleben einen negativen Trend. Es wird weniger verbraucht, da es eine Ausgangsbeschränkung gibt.
Noch ein paar spannende Hinweise: Take away und Fertigsalate, -säfte und -sandwiches verlieren in der Krise. Die Verbraucher arbeiten vermehrt von zu Hause und benötigen keinen Snack, weil sie vermehrt kochen.
Auch die Multipackungen legen zu. Zu sehen ist das bei Riegeln, Getränken und auch beim Speiseeis. Die Einzelpackung Speiseeis verlor sogar 20,8% in der KW 9-12.
Was eventuell so mancher an seiner Garderobe merken wird: Pikante Snacks, vor allem Popcorn, als auch Süßigkeiten mit einem Revival der Tafelschokolade legten zu. Alkoholische Getränke verloren sogar, eventuell wurden diese über online-Shops bezogen.
Die Vorosterzeit, die von Nielsen erhoben wurde, war natürlich stark unter Druck und hatte massive Einbrüche im Vergleich zum Vorjahr. Es ist auch sehr naheliegend, dass die Osterzeit in Summe (dh. Inkl. Ostersonntag) verlieren wird.
Marken und Eigenmarken
Interessant ist auch die Entwicklung der Marken und Eigenmarken. Sowohl im Food-Bereich als auch im Drug-Bereich haben die Eigenmarken zugelegt. In der KW 2-8 waren es bei den Eigenmarken 2,8% und bei den Marken 3,7%. Ab der KW 9-12 schnellten die Eigenmarken mit 36,6% in die Höhe, während die Marken 23% zulegten.
Im Drug-Bereich war es in der ersten Periode bei den Eigenmarken 3,9% und bei den Marken 1,6%. In der zweiten Periode hatten die Eigenmarken eine Zunahme von 43,3% und die Marken von 36,6%.
Weiterhin wird der fehlende Außer-Haus-Konsum vom Lebensmittelhandel abgefangen. Es gibt weiterhin erhöhte Umsätze bei den Sortimenten Backen, Kochen und Selbermachen. Die gesunkene Einkaufsfrequenz wird noch einige Wochen anhalten. 73% von rund 1000 (n=988) Befragten schätzen, dass sie noch 1-3 Monate von Covid-19 hinsichtlich Ihrer Einkaufsfrequenz beeinflusst werden. Es sind jedoch 58% die derzeit weniger bzw. viel seltener in Supermärkte einkaufen und 60% die derzeit weniger bei Diskontern einkaufen.