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Wolfgang Ahammer, Geschäftsführer von VFI Oils for Life

Neue Gentechnik: Es muss transparent bleiben

Aufschub aufgrund der EU-Wahlen im Juni hat das „Neue Gentechnikgesetz“ bekommen. Das nutzen die heimischen Hersteller, um weiter für die Kennzeichnung auf allen Verarbeitungsstufen einzutreten. Ein Interview mit Wolfgang Ahammer, Geschäftsführer von VFI Oils for Life.

Gleich vorweg: Seit sich die Neue Gentechnik (NGT) etablierte, blieb kein Stein auf dem anderen. Die neuen genomischen Verfahren (CRISPR/Genschere) unterscheiden sich von der klassischen Gentechnik, in der „fremdes“ genetisches Material von außen in eine Pflanzenzelle eingeführt wird. Mit der Entwicklung der NGT spaltete sich auch die „Gentechnik“-Szene, denn man fordert nun für die Neue Gentechnik eine andere beziehungsweise keine Kennzeichnung mehr. Darüber hinaus sollte auch die Kennzeichnung „Ohne Gentechnik“ laut EU Beschluss fallen.

Da haben jedoch die Gentechnik-Befürworter nicht mit den Österreichern und Deutschen gerechnet, deren erklärtes Ziel es ist, weiterhin Transparenz in der Kennzeichnung zu behalten.

Denn: Die EU-Kommission hatte einen Prozess eingeleitet mit dem Ziel, die europäischen Gentechnik-Gesetze zu reformieren und „an den wissenschaftlichen und technischen Fortschritt anpassen“. Nun hätte der Vorschlag in den Trilog der EU gehen sollen, was aber aufgrund der EU-Wahlen im Juni nicht so passieren wird. „Diesen Aufschub nutzen wir, um weiterhin klare Regeln für die Deklaration von Gentechnik in allen Verarbeitungsstufen zu fordern“, so Wolfgang Ahammer, Geschäftsführer für Vertrieb und Marketing bei VFI Oils for Life und Vorstandsmitglied der Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller (AöL): „Für uns als Hersteller, die sich für Lebensmittel ,Ohne Gentechnik‘ und Bio-Lebensmittel engagieren, ist es wichtig, dass dieser Status durch eine konturierte Zulassungspraxis und durch Einhaltung wichtiger marktwirtschaftlicher Prinzipien wie Transparenz, Beweislast des Anwendenden und Produkthaftung gesichert wird.“

Die Vorgeschichte startet schon 2023: Lebensmittelunternehmen von Rewe Group bis Spar, Lidl und Hofer sowie Sutterlütty, UniGruppe und Denn’s BioMarkt sind sich hier einig und die Industrie hat im Rahmen der Lebensmittelmesse Anuga zusammen mit dem Verband Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG) und der Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller (AöL) an die Politik in Berlin und Brüssel appelliert, die bisherige durchgängige Gentechnik-Kennzeichnung zu bewahren.

Sie alle erteilen damit dem aktuellen Plan der EU-Kommission eine deutliche Absage, einen Großteil künftiger Gentechnik-Lebensmittel nicht mehr zu kennzeichnen und sie keiner Risikoprüfung mehr zu unterziehen.

Absage an die EU

Die „Ohne Gentechnik“- sowie die Bio-Produktion sind europaweit boomende Erfolgsmodelle seit Jahrzehnten und dürfen durch eine Deregulierung des bewährten Rechtsrahmens nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden. Allein in Deutschland stehen gentechnikfreie Lebensmittel bei einem Jahresumsatz von rund 30 Mrd. Euro (16. Mrd. Euro „Ohne Gentechnik“, 14 Mrd. Euro Bio); in Österreich sind es rund 4,5 Mrd. Euro (2,5 Mrd. „Ohne Gentechnik hergestellt“, 2 Mrd. Bio).

Insbesondere aus österreichischer Perspektive ist die weitere Kennzeichnung „Ohne Gentechnik“ oder „Gentechnik-frei“ von großer Bedeutung, da der heimische Konsument vollstes Vertrauen in die Produkte aus österreichischer Herstellung hat und seit jeher Gentechnik stark ablehnt. „Mündige Konsumenten und Marktteilnehmer müssen weiterhin in der Lage sein, ihren Präferenzen entsprechende Kaufentscheidungen zu treffen, und das funktioniert am besten durch klare und durchgängige Kennzeichnung über alle Verarbeitungsstufen hinweg und nicht über eine Aufweichung bisheriger Spielregeln“, meint Ahammer.

Überdies befürchtet der Lebensmittelhandel, dass die seitens der EU-Kommission geplante weitgehende Aufhebung von wissenschaftlicher Risikobewertung, Vorsorgeprinzip und Rückverfolgbarkeit für NGT ohne entsprechende Kennzeichnungspflicht zu Mehraufwendungen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg führt, die schlussendlich bei jenen Marktteilnehmern landen, die gar nicht die Verursacher der dann nötigen Vorsorge-Maßnahmen sind. Diese Mehraufwendungen resultieren mit hoher Wahrscheinlichkeit in Preissteigerungen die speziell bei Qualitätsprodukten wie Bio und „Ohne Gentechnik“ in Zeiten hoher Inflation vermieden werden sollten.

Bis zur endgültigen Begutachtung im Trilog wird es nun noch dauern. Damit ist es im offenen Dialog mit den relevanten politischen Stakeholdern weiterhin möglich, die klare Position der österreichischen Hersteller gentechnikfreier Lebensmittel und Konsumenten zu vertreten. „Die österreichische Lebensmittel-Wirtschaft hat ihre hervorragende Position im Export unter anderem auch der Differenzierung über die Gentechnikfreiheit zu verdanken“, so Ahammer. „Es muss auch weiterhin Transparenz herrschen“.

Über VFI Oils for Life

VFI Oils for Life ist Österreichs größter Hersteller von Ölen und Fetten mit Produktionsstandorten in Wels, Ennsdorf und Ústí (CZ). Der Verbraucher kennt die VFI-Produkte Kronenöl, Bona, Frivissa, Ceres und Osolio. Das Unternehmen ist klarer Marktführer bei Speiseölen in Österreich. International ist VFI Oils for Life bekannt für Bio-Pflanzenöle. Im anspruchsvollen Spezialsegment „Ölmischungen für Bio-Säuglingsnahrung“ ist VFI Oils for Life weltweit führend.
Für den österreichischen Handel ist VFI Oils for Life ein langjähriger Partner, der die Versorgung mit Speiseölen aus heimischer Produktion sicherstellt. Einen ähnlichen Status möchte sich VFI auch bei der Versorgung der Futtermittelwerke mit Bio-Eiweißfutter erarbeiten. Jetzt kommen auch noch geschälte Bio- Sonnenblumenkerne aus Ennsdorf dazu. Das österreichische Familienunternehmen im Mehrheitseigentum der Familie Rauch wächst seit Jahren kontinuierlich.
Als starker Arbeitgeber für rund 260 Mitarbeiter mit Firmensitz in Wels bekräftigt VFI Oils for Life mit dieser Großinvestition das Bekenntnis zum Standort Österreich.

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geschrieben am

19.04.2024