Direkt zum Inhalt
Nestlé Geschäftsführer Cédric Boehm

Nestlé: Liebesgeschichte mit Österreich

Nestlé profitiert vom Binnenmarkt und betont die lokale Stärke. Cédric Boehm im Gespräch mit retailreport.at

Als größter Lebensmittelproduzent der Welt muss man sich einige Fragen gefallen lassen und steht auch ab und an in der Kritik. Das bringt zum einen die Größe des Unternehmens mit sich. Was man dabei jedoch gerne übersieht, ist, dass Nestlé im Falle von Österreich auch in die Wertschöpfung einbezahlt, wie Geschäftsführer Cédric Boehm erklärt: „Die Konsumentinnen und Konsumenten stehen im Zentrum von allem, das wir tun Wir sind eine unabhängige Einheit und pflegen guten Kontakt zum lokalen Handel. Ja, wir profitieren vom Binnenmarkt, aber wir sind ein lokales Unternehmen und wir schaffen Arbeitsplätze im Lande“.

800 Mitarbeiter sind für alle Nestlé Marken (Nespresso, Nestlé Professional, Nestlé Einzelhandel, Nestlé Health Science) unterwegs. Erst vor einem halben Jahr hat Nestlé Österreich das Grazer Unternehmen „Promedico“ vollständig übernommen. Die Steirer sind für die Apothekenmarke „Pure“ bekannt und das Pure-Portfolio passt perfekt zum jahrhundertelangen Nestlé-Auftrag des Gründers Henri Nestlé, der sich um das Wohlernähren und Wohlbefinden seiner Kunden gekümmert hat. Nutrition, Health und Wellness befinden sich in der DNA der Schweizer.

„Hier kann man unsere Präsenz im Bereich Health Science gut erkennen“, so Boehm, der das breit aufgestellte Geschäftsmodell gut beschreibt. „Wir bieten alle Produktpaletten von Nestlé in Europa an, demnach kann man die wesentliche Bedeutung des österreichischen Marktes für uns gut erkennen – und das seit über 140 Jahren. Ich möchte fast sagen, es handelt sich um eine langjährige Liebesgeschichte mit Österreich, um alle Wünsche der Verbraucher und Verbraucherinnen professionell abzudecken“.

Die wichtigen Partner des Unternehmens

Wenn man fragt, welche Produktgruppen für Nestlé in Österreich wichtig ist, so kommt im ersten Moment die Antwort: Kaffee. Hier ist das Unternehmen innerhalb des Segmentes breit aufgestellt: Nespresso, Nescafé, Nescafé Dolce Gusto, Starbucks at Home. Keineswegs weniger bedeutend sind die Bereiche Pflanzliche Produkte (Garden Gourmet oder auch das neue KitKat vegan als gutes Beispiel), Tiernahrung (Erfolgsgeschichte Felix), sowie Süßwaren (KitKat und After Eight als sehr aktuelle Beispiele), sowie Culinary (Maggi) und Cerealien.

Wenn es um Innovationen geht, ist Nestlé stets aktiv, sei es bei Produkten im rein pflanzlichen Bereich (Garden Gourmet). Aber auch in der Tiernahrung wird laufend geforscht, wenn es zum Beispiel um Inhaltsstoffe (Katzenmikrobionen) und eine recyclebare Verpackung geht.

Bei After Eight kommt eine Pralinen-Box auf den Markt, KitKat vegan ist bereits in den Regalen stark vertreten und bei Starbucks werden neue Varianten gelauncht.

Wir wissen: wir müssen etwas tun

Als internationaler Konzern ist man sowieso als erster gefordert nachhaltig zu denken. Deshalb zieht sich jeder nachhaltige Gedanke bis in die kleinsten Bereiche des Unternehmens durch. Der Nestlé Klima-Plan sieht das Ziel vonNetto-Null-Emissionen und  das Vorantreiben regenerativer landwirtschaftlicher Praktikenbis 2050 vor. „Wir differenzieren uns mancherorts von anderen Unternehmen, weil wir sehr viel Forschung und Entwicklung in unsere Klima-Pläne stecken“, erklärt Cédric Boehm. „Wir wissen, dass wir etwas tun müssen und wir passen uns als Unternehmen an die neuen Gegebenheiten des Klimawandels an“.

Übersicht ausgewählter Nachhaltigkeitsprogramme – hier für Kaffee und Kakao

Nescafé Plan: Grown Respectfully: Vor mehr als einem Jahrzehnt hat Nescafé, die größte Kaffeemarke von Nestlé, eine globale Initiative zur Nachhaltigkeit von Kaffee gestartet, den Nescafé Plan. Im Herbst 2022 wurden nun die Nachhaltigkeitsziele für das nächste Jahrzehnt definiert: Bis 2030 investiert die Marke über eine Milliarde Schweizer Franken in den Nescafé Plan 2030. Diese Investition baut auf dem bestehenden Programm auf. Regenerative Landwirtschaft steht dabei im Mittelpunkt. Nescafé unterstützt die Landwirte bei der Umstellung auf regenerative Kaffeeanbaumethoden mit Schulungen und technischer Hilfe. Die Marke stellt darüber hinaus ertragreiche Kaffeepflanzensetzlinge zur Verfügung.

Bis 2025 soll 100 % des Kaffees für Nescafé aus verantwortungsvoller Herkunft stammen, und bis 2030 auch 50% aus regenerativen landwirtschaftlichen Methoden. 2021 stammten bereits 81,5% des Kaffees für Nescafé-Produkte aus verantwortungsvollem Anbau. Allein im Jahr 2020 kaufte Nescafé mehr als 649.000 Tonnen verantwortungsvoll beschafften Kaffee, das größte Volumen eines einzelnen Kaffeeeinkäufers.

Nestlé Cocoa Plan und Income Accelerator Programm: Der Nestlé Cocoa Plan wurde entwickelt, um die sozialen und ökologischen Probleme im Kakaoanbau zu verbessern und eine verantwortungsvolle Kakaoversorgungskette zu schaffen. Im Rahmen der drei Säulen "Besseres Leben", "Besserer Anbau" und "Besserer Kakao", die im Jahr 2020 weiter ausgebaut wurden, geht der Nestlé Cocoa Plan diese Herausforderungen an.

Im Rahmen des Cocoa Plans setzt Nestlé sich dafür ein, dass Kinder Zugang zu Bildung erhalten und damit eine Alternative zur Feldarbeit aufgezeigt bekommen. Auch die Bekämpfung von Kinderarbeit ist ein wesentliches Thema. Diese stellt im Kakaoanbau ein komplexes Problem dar. Gemeinsam mit der International Cocoa Intitiative (ICI) hat Nestlé ein System zur Überwachung und Behebung von Kinderarbeit (CLMRS) eingeführt. Weiters werden durch die Vermittlung von Best Practices und Schulungen die Kakaobauern dabei unterstützt, die Qualität des Anbaus zu optimieren, Pflanzenkrankheiten zu reduzieren und ihre Plantagen zu verjüngen und sie nachhaltig zu bewirtschaften. Nestlé arbeitet zudem daran, dass die Kakao-Lieferkette transparenter und kürzer wird. Eine Säule im Zusammenhang mit der Verbesserung des Kakaos ist auch die Zielsetzung, Abholzung in der Kakao-Wertschöpfungskette zu beenden.

„Income Accelerator Programm“: Programm zur Einkommensförderung für Kakaobauern

Anfang 2022 hat Nestlé hat ein neues Programm zur Bekämpfung der Risiken von Kinderarbeit in der Kakaoproduktion bekannt gegeben, das „Income Accelerator Programm“. Zentraler Bestandteil ist ein innovatives Programm zur Einkommenssteigerung, das die Lebensgrundlage der Familien im Kakaoanbau verbessern und gleichzeitig regenerative Anbauverfahren und die Gleichstellung der Geschlechter fördern soll. Die Bauernfamilien erhalten einen direkten finanziellen Anreiz für bestimmte Tätigkeiten, wie zum Beispiel für die Anmeldung der Kinder in der Schule oder für den Baumschnitt. Das neue Programm unterstützt zudem die Transformation der globalen Kakaobeschaffung von Nestlé hin zu einer vollständigen Rückverfolgbarkeit und der ausschließlichen Verwendung von zertifizierten Kakaoprodukten. Das Unternehmen weitet seinen Einsatz für Nachhaltigkeit im Kakaoanbau aus und plant, bis 2030 insgesamt 1,3 Milliarden Schweizer Franken zu investieren. Dies ist das Dreifache der aktuellen jährlichen Investitionen.

Kategorien

geschrieben am

02.03.2023