Spagat zwischen „Save Planet“ und „Consumer“
Nestlé hat es sich – wie viele große Konzerne der Welt – auch zur Aufgabe gesetzt, die Treibhausgasemissionen bis 2050 auf null zu setzen, was dem höchsten Ziel des Pariser Klimaabkommens entspricht. Dem nicht genug, auch viele andere Themen der Nachhaltigkeit werden im Nestlé-Aktionsplan aufgegriffen: Biodiversität, Verpackung, erneuerbare Energie. Für Nestlé ist „Climate Pledge“ auch deshalb so bedeutend, da es sich beim Haupt-Geschäftsmodell ja bekanntermaßen um Food-Produktion handelt. Eine Verbesserung der gesamten Herstellungskette ist demnach anzustreben. In einer virtuellen Pressekonferenz über die Ziele und bisherigen Ergebnisse sprachen Nestlé CEO Mark Schneider und Executive Vice President und Head of Operations, Magdi Batato, über den Aktionsplan.
Klimawandel und Konsumfreudigkeit
Für Unternehmen wie Nestlé ist die Entwicklung eines Konzeptes für ein verbessertes Klima auch deshalb so wichtig, da man immer den Konsumenten im Auge behalten muss. Einerseits geht es um die „Rettung der Erde“, auf der anderen Seite um die „Befriedigung“ des Konsumenten. Niemand hätte etwas davon, wenn das Pendel in eine oder die andere Richtung zu sehr ausschlägt. Aber dass es dem Konzern sehr ernst ist, zeigt alleine die angesprochene Tatsache, dass Managergehälter und -boni mit einer erreichten oder umsetzbaren Reduzierung des Klimawandels ohne Ausnahme verknüpft werden.
Und es geht nicht nur um die Produktionsseite. Auch das Thema Verpackung ist für diese Vielzahl an Produkten ein ganz wesentliches. 2019 wurde deshalb ein eigenes „Packaging Research Institute“ geschaffen, das sich um neue Arten und Wege für die Verpackung der Nestlé-Produkte kümmert – bis hin zum kleinsten Würzwürfel.
Klarerweise stehen die Vertragsbauern und die Landwirtschaft in einem starken Fokus der nachhaltigen Zusammenarbeit. 2/3 der CO2-Ausstöße stammen aus der Landwirtschaft, hier kann man mit Verbesserungen ansetzen, wie etwa durch die Pflanzung von rund 300 Mio. Bäumen oder die Umstellung auf 100% Strom aus erneuerbaren Energiequellen bis 2025. Zusätzlich steigert Nestlé kontinuierlich die Anzahl ihrer „CO2-neutralen“ Marken.
Im Detail
Nestlé arbeitet bereits mit mehr als 500.000 Landwirten und 150.000 Lieferanten zusammen, um sie bei der Anwendung von regenerativen Anbauverfahren zu unterstützen. Diese Methoden verbessern die Bodengesundheit und stellen Ökosysteme wieder her. Nestlé erhöht im Gegenzug die Abnahmemengen, zahlt einen Aufpreis für die Produkte und beteiligt sich an den erforderlichen Investitionen. Das Unternehmen rechnet, bis 2030 mehr als 14 Millionen Tonnen seiner Zutaten aus regenerativer Landwirtschaft zu beziehen und damit die Nachfrage nach eben diesen Erzeugnissen anzukurbeln.
Nestlé weitet auch ihr Wiederaufforstungsprogramm aus. Das Unternehmen wird in den nächsten zehn Jahren in den Erzeugerländern jährlich 20 Millionen Bäume anpflanzen. Mehr Bäume bedeuten mehr Schatten für die Anbaupflanzen, mehr Bindung von Kohlenstoff aus der Atmosphäre, höhere Erträge und Biodiversität sowie gesündere Böden. Bis 2022 werden die Lieferketten der wichtigsten Agrarerzeugnisse wie Palmöl und Soja abholzungsfrei sein. Diese und ähnliche Anstrengungen ermöglichen es dem Unternehmen, langfristige Partnerschaften zu schließen und bieten der ländlichen Bevölkerung größere Sicherheit und höhere Einkommen.
Bei ihrer operativen Tätigkeit plant Nestlé, innerhalb der nächsten fünf Jahre sämtliche 800 Standorte in 187 Ländern auf 100% Strom aus erneuerbarer Energie umzustellen. Bis 2022 stellt das Unternehmen seinen globalen Fuhrpark auf Fahrzeuge mit niedrigeren Emissionswerten um. Es wird außerdem Geschäftsreisen reduzieren und kompensieren. Darüber hinaus trifft Nestlé Maßnahmen zum Schutz und zur Regenerierung von Gewässern und zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen in der Produktion.
Innerhalb ihres Produktportfolios baut Nestlé das Angebot an pflanzlichen Lebensmitteln und Getränken kontinuierlich aus und passt die Rezepturen von Produkten an, um sie umweltfreundlicher zu machen. Das Unternehmen bietet mehr „CO2-neutrale“ Marken an, um den Konsumenten die Möglichkeit zu geben, einen persönlichen Beitrag zur Bekämpfung des Klimawandels zu leisten. Pflanzliche Lebensmittel von Garden Gourmet sowie Nahrungsergänzungsmittel von Garden of Lifewerden bis 2022 CO2-Neutralität erreichen; dasselbe gilt bis 2025 für pflanzliche Lebensmittel von Sweet Earth und weitere Marken. Sie ergänzen die Verpflichtung von Nespresso, S.Pellegrino, Perrier und Acqua Panna zur CO2-Neutralität bis 2022 und von der restlichen Nestlé Waters-Kategorie, welche dasselbe Ziel bis 2025 erreichen will.
Mithilfe dieser Anstrengungen werden die Emissionen reduziert und die Biodiversität auf allen Ebenen erhöht. Das kann man unter anderem auch durch veränderte Rezepturen in den Produkten erreichen.
Das Unternehmen rechnet in den nächsten Jahren mit Investitionen von insgesamt CHF 3,2 Milliarden, um den Prozess zu beschleunigen. Dazu gehören CHF 1,2 Milliarden für die Einführung der regenerativen Landwirtschaft entlang der gesamten Lieferkette des Unternehmens. Diese Investitionen werden primär durch operative und strukturelle Effizienzsteigerungen finanziert, um die Initiative ergebnisneutral zu gestalten.
Die „Science-Based Targets Initiative“ (SBTi) hat den Aktionsplan zur Reduktion von Treibhausgasen überprüft und bestätigt, dass die Maßnahmen von Nestlé die Kriterien zur Erreichung des Pariser Abkommens erfüllen. SBTi ist aus der Zusammenarbeit gemeinnütziger Organisation entstanden. Sie gilt als Goldstandard für die Bewertung von Netto-Null-Verpflichtungen. Nestlé wird jährlich transparent über die erzielten Fortschritte berichten.