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Nachhaltige Daten: immer mehr gefragt

Nachhaltige Daten: Immer mehr nachgefragt

Nachhaltigkeit im Handel und der Industrie - wir sind schon längst im Zukunftsthema angekommen.

Nachhaltigkeit bleibt für viele Unternehmen ein Lippenbekenntnis, während der Druck von Konsumenten und Mitarbeitern stetig wächst. Das zeigt eine aktuelle Marktforschung von Marketagent im Auftrag eines neuen Beratungsunternehmens: ThirtySix Degrees Sustainability Consulting GmbH.
76% der Befragten geben an, dass für sie als Konsument, Unternehmen, die verantwortungsbewusst und innovativ wirtschaften, attraktiver als Konkurrenzunternehmen sind. Auch am Arbeitsmarkt, sind jene Unternehmen, die sich konsequent für alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit (Umweltschutz, soziale Gerechtigkeit und Wirtschaftlichkeit) einsetzen, für 75% der österreichischen Arbeitnehmer ein attraktiverer Arbeitgeber. „Unsere Analyse zeigt deutlich: Unternehmen, die Nachhaltigkeit nicht ernst nehmen, riskieren nicht nur ihren Ruf, sondern auch handfeste wirtschaftliche Nachteile", erklärt Roman Mesicek, Mitgründer von ThirtySix Degrees Sustainability Consulting. „Gleichzeitig sehen wir, dass viele Organisationen mit der komplexen Transformation überfordert sind.“ Dazu kommt, dass die rechtlichen und politischen ESG-Forderungen immer lauter werden.

Beim WKO EDay berichtet Lukas Wiesmüller, Konzernleiter Bereich Nachhaltigkeit Spar AG, über die Herausforderungen, die das Management von 140.000 Sortimentsartikeln von tausenden Lieferanten mit sich bringt. Beispielsweise entstehen die mit den Produkten verbundenen Emissionen fast ausschließlich in der vorgelagerten Wertschöpfungskette und liegen außerhalb des direkten Gestaltungsbereichs des Unternehmens.
Durch die gesetzlichen Anforderungen wird man künftig etwa den Nachhaltigkeitsfußabdruck auf Produktebene benötigen (Product Carbon Footprint). Derzeit werden diese Daten bei Lieferanten nicht angefragt, weil sie schlichtweg nicht verfügbar sind. Für nachhaltigen Einkauf werden solche Detaildaten aber künftig gebraucht. Das Fortschreiten der Digitalisierung wird ein wichtiger Hebel sein, um dies zu ermöglichen.

CRIF-Analyse zeigt, dass nachhaltige Unternehmen erfolgreicher sind

Unternehmen mit einer starken ESG-Performance sind nachweislich erfolgreicher und stabiler am Markt. Das zeigt die aktuelle Synesgy Global Observatory 2024 (500.000 Unternehmen verschiedener Branchen aus 144 Ländern mit einem Gesamtumsatz von 8.000 Milliarden Euro und rund 55 Millionen Mitarbeitenden) – durchgeführt vom globalen Informationsdienstleister CRIF.
Dass ESG-Kriterien wichtige Faktoren für langfristigen wirtschaftlichen Erfolg sind, konnte nun erstmalig bewiesen werden. Unternehmen mit höheren ESG-Scores sind wirtschaftlich erfolgreicher und weniger insolvenzgefährdet. „Zum ersten Mal wurde nun eindeutig ein Zusammenhang zwischen Nachhaltigkeit und wirtschaftlichem Erfolg”, sagt Ruth Moss, Head of Sustainability bei CRIF Austria.

Starke ESG-Performance sorgt für wirtschaftliche Stabilität

Die Auswertung zeigt: Unternehmen mit guten oder sehr guten ESG-Scores (A oder B) erwirtschaften 72 % des Gesamtumsatzes aller ESG-zertifizierten Unternehmen. Jene Unternehmen, die ESG-zertifiziert sind, haben ein nur halb so hohes wirtschaftliches Risiko im Vergleich zur Normalverteilung in den untersuchten Ländern. Zudem weisen nachhaltige Unternehmen mit einem sehr guten oder guten ESG-Score ein bis zu 35 % geringeres Insolvenzrisiko auf als Firmen mit schwacher ESG-Performance. Ein weiterer Befund: Unternehmen mit einem hohen Governance-Score (G) zahlen nachweislich pünktlicher – im Schnitt 5,7 % besser als der Durchschnitt. „Es geht nicht mehr um die Frage, ob wir uns Nachhaltigkeit leisten können. Vielmehr ist Nachhaltigkeit essenziell für wirtschaftliche Stabilität und Wettbewerbsfähigkeit“, so Moss weiter. Die Untersuchung gilt als weltweit größte ESG-Datenanalyse, damit liefert CRIF erstmals datenbasierte Belege für einen Paradigmenwechsel in der ESG-Diskussion: Nachhaltigkeit und wirtschaftlicher Erfolg korrelieren miteinander – unabhängig von Unternehmensgröße und Branche.

Weniger ganzheitlich, mehr in Fragmenten

Zahlungsdienstleister PAYONE erstellet eine Händlerstudie in Österreich und Deutschland zum Thema Nachhaltigkeit: Nachhaltigkeit wird bei den teilnehmenden Händlern weniger in einem ganzheitlichen Ansatz gelebt, sondern nur vereinzelt wirken Aspekte der Nachhaltigkeit auf die jeweilige Geschäftstätigkeit ein. Rund 70% der befragten Händler in Deutschland und Österreich gaben an, dass Nachhaltigkeit für sie große Bedeutung habe. Auf den Einfluss hinsichtlich unternehmerischer Entscheidungen abgefragt, spielt Nachhaltigkeit allerdings nur mehr bei 51% eine größere Rolle. Beispiel Lieferantenauswahl: Für 79% der Befragten sind wirtschaftliche Kriterien für diese Entscheidung ausschlaggebend, während nur 62% Nachhaltigkeit als relevantes Auswahlkriterium nennt.
69% der Händler sind der Meinung, dass Nachhaltigkeit zur Ressourceneinsparung beitrage und 68% schreiben dem Engagement in diesem Feld einen positiven Effekt auf die eigene Außendarstellung zu. Hingegen glauben aber nur 16% der Umfrageteilnehmer, dass Nachhaltigkeit seitens ihrer Kundschaft hohe Priorität eingeräumt wird. 
Innerhalb der eigenen Wertschöpfungskette stehen in punkto Nachhaltigkeit auf Platz 1 Verpackung und Produktion mit 84% sowie 60%, gefolgt von interner Logistik, Marketing und Verkauf, Service und externen Logistikleistungen. Im Zahlungsverkehr spielt Nachhaltigkeit für das Gros der Händler mit 18% nur eine untergeordnete Rolle.

Praktisches Beispiel Nachhaltigkeit: Einweg-Pfand

Mit 1. Jänner 2025 wurde in Österreich erstmalig ein Pfandsystem für alle Einwegverpackungen eingeführt (Einwegpfandverordnung; §§ 14 bis 14e Abfallwirtschaftsgesetz). Eine aktuelle Umfrage von YouGov in der österreichischen Bevölkerung zeigt, dass bisher nur ein Viertel der Befragten (25 %) bereits leere Getränkeverpackungen mit Pfandlogo zurückgebracht hat. Weitere 13 % haben nach Getränkeverpackungen ohne Pfandlogo gesucht, um das neue System zu vermeiden, und 39 % haben gar nicht darauf geachtet.

Obwohl 80 % der Teilnehmer planen, das Pfandsystem zu nutzen und dafür entweder schon ein Behältnis zum Sammeln von betroffenen Getränkeverpackungen haben (40 %) oder noch vorhaben, ein Behältnis / eine Sammelstelle einzurichten (40 %), achten derzeit lediglich 28 % aktiv auf das Pfandlogo.

Ein möglicher Grund für die noch zögerliche Beteiligung, das Pfandsystem zu nutzen, ist die Übergangsverordnung im Jahr 2025: Während dieses Jahres sind sowohl Produkte mit Pfand als auch solche ohne Pfand im Handel erhältlich. Verbraucher sollten daher auf das Pfandlogo achten, das klar auf der Verpackung angegeben sein wird. Getränkeverpackungen, die vor dem 1. April 2025 abgefüllt wurden, sind bis Ende 2025 vom Pfand befreit, müssen aber dennoch recycelt werden. Fakt ist: Drei Monate nach Einführung des Einweg-Pfandsystems auf Getränke-Kunststoffflaschen und Metalldosen in Österreich zieht Recycling Pfand Österreich positive Bilanz: Rund 255 Millionen Pfandgebinde wurden in den ersten drei Monaten in Umlauf gebracht, davon 36 Millionen erfolgreich retourniert.

 

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geschrieben am

14.05.2025