MPreis: Milliarde auch mit Frequenz geknackt
MPreis hat sich auch 2022 erfolgreich am Markt behauptet. Ende Februar berichtete der Lebensmittelhändler einen Umsatz von 990 Millionen Euro, nun knackt MPreis die Milliarde. Das vergangene Geschäftsjahr war aber auch durch die Auswirkungen der Krisen geprägt. Hier spürte das Unternehmen vor allem die hohen Kosten im Bereich der Energie und generell die stark erhöhten Einkaufspreise. „Die Produktionsbetriebe sind sehr modern und energiesparend aufgebaut. Die Backöfen unserer Bäckerei können wir sogar mit unserem selbst produzierten Wasserstoff betreiben. Es sind insbesondere die Kühlungen, die die Energiekosten eines Händlers in Höhe treiben“, so Martina Dutzler, die zusammen mit Kerstin Neumayer und David Mölk die Geschäftsleitung von MPreis verantwortet. Trotz der Mehrkosten von 16 Millionen Euro in 2022, konnte MPreis noch vor Weihnachten eine Milliarde Euro Umsatz erreichen.
"Aktuell sind über 6000 Mitarbeiter aus über 60 Nationen beschäftigt und 80 % der Führungskräfte sind Frauen”, berichtet Dutzler.
Jahr für Jahr eröffnet MPreis neue Märkte und baut bereits bestehende Standorte um. Dabei geht es nicht nur um Modernisierung, sondern vor allem darum, die Märkte zukunftsfit und energieeffizient zu gestalten. Acht bestehende Märkte konnte der Lebensmittelhändler im Jahr 2022 kernsanieren und wiedereröffnen. Neu eröffnet wurden sieben Märkte, mit insgesamt über 4681 m² Verkaufsfläche. Teilweise mit Baguette, also kleiner Gastronomie mit Bäckerei, und als miniM – das sind kleinere Märkte, die vor allem in Dörfern die Nahversorgung mit rund 3000 Artikeln sichern. Zuletzt eröffnete das Tiroler Familienunternehmen den neuen Markt in Sölden. Umweltfreundliche Bauweise und ressourcenschonende Technologien sind wichtige Grundsätze bei der Errichtung von MPREIS Märkten. Die Gebäude werden in Niedrigenergiebauweise errichtet, das Dach mit Photovoltaik ausgestattet und die Wärmerückgewinnung von Kühlgeräten wird zu Beheizung verwendet.
retailreport.at: Was sind/waren Ihrer Meinung nach die echten Highlights, die zur Umsatzmilliarde geführt haben? Welche Erfolgsgeheimisse?
Rita Antonia Schörkhuber, Unternehmenskommunikation: Wir freuen uns sehr, dass uns die Kundinnen und Kunden auch in herausfordernden Zeiten die Treue halten und mehr denn je auf ihren Supermarkt im Alpenraum vertrauen. Das zeigt sich in der Kundenfrequenz, die 2022 um zehn Prozent gestiegen ist. Darüber hinaus hat auch unser Schwerpunkt auf Regionalität und Nachhaltigkeit Früchte getragen.
Warum glauben Sie, dass die Identifikation der Tiroler Bevölkerung mit MPreis so hoch ist?
Die Nähe zu unseren Kundinnen und Kunden im Alpenraum, der Fokus auf Regionalität und Nachhaltigkeit: Das sind die Werte, welche die Tiroler Bevölkerung seit Jahrzehnten an MPreis schätzt. Wir sind der Supermarkt, der die Nahversorgung der Tirolerinnen und Tiroler gewährleistet und unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen attraktiven Arbeitsplatz bietet.
Wie gehen Sie mir aktuellen Herausforderungen in Bezug auf Teuerungen und Mitarbeitersuche um?
Als Lebensmittelhändler sind wir aktuell mit mehreren Herausforderungen konfrontiert: Das reicht von den stark erhöhten Einkaufspreisen bis zu massiven Energiekostensteigerungen für Lager, Logistik, Produktion und die Filialen.
Wir gehen davon aus, dass die Preisdynamik – wenn auch verlangsamt – noch mindestens bis zum Ende des 1. Halbjahres 2023 anhält. Was aber klar ist: Wir können diese Kosten nicht 1:1 an unsere Kunden weitergeben. Die Preissensibilität nimmt weiter zu. Der Aktionsanteil ist in Österreich bereits sehr hoch, von einer Abnahme desselben gehen wir nicht aus. Konsumenten suchen aktuell gezielt nach Aktionen. Auch verzeichnet unsere Preiseinstiegsmarke (Jeden Tag) ein hohes, zweistelliges Wachstum.
Neben dem Preiseinstiegssortiment wächst auch – aufgrund des geringeren Preisanstiegs im Vergleich zu konventionellen Artikeln – das Bio-Regionalsortiment, also Produkte aus Tirol. Das gilt sowohl mengen- als auch wertmäßig. Das hat mehrere Gründe: Die Verfügbarkeit ist hier fast ausnahmslos gegeben. Die Logistikkosten sind aufgrund der Nähe zu den Abnehmern im Verhältnis gering. Damit ist die die Teuerung von regionalen Produkten deutlich geringer als bei internationalen oder nationalen Markenartikeln.
Ein weiteres Thema, das uns naturgemäß beschäftigt, ist der Anstieg der Kosten für Energie. Während der Anteil der Energiekosten am Gesamtumsatz vor vier Jahren noch unter einem Prozent lag, beträgt er heute mehr als 2,5 %. Im Vergleich zum Vorjahr haben sich die Energiekosten mehr als verdoppelt. MPreis setzt bereits seit Jahren auf alternative, ökologische Energiequellen: So zählt MPreis heute etwa zu den größten Photovoltaikbetreibern in Österreich und deckt etwa 10 % des Energiebedarfs über Sonnenenergie.
Zum Thema Mitarbeiter: Wie viele andere Unternehmen spüren auch wir den massiven Personalmangel, gerade hier in Tirol. Deswegen ist es wichtiger denn je, attraktive Pakete für potenzielle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu schnüren und gezielt junge Menschen anzusprechen. Neben dem Gehalt gewinnen Faktoren wie Arbeitsklima, flexible Arbeitszeiten, Fortbildungsmöglichkeiten sowie finanzielle Vorteile stark an Bedeutung. Dem tragen wir Rechnung: So gewährt MPreis seit Dezember 2022 allen Mitarbeitern 10 % Preisnachlass auf ihre Einkäufe bei MPreis, miniM und T&G. Dabei handelt es sich um einen echten Rabatt, der direkt an der Kassa abgezogen wird. Neben den 20 % Vergünstigung, die die Mitarbeitenden schon bisher in den Baguette Café Bistros und Brotgeschäften von MPreis bekommen haben, sorgt dieser Rabatt zumindest beim Lebensmitteleinkauf für mehr als einen Ausgleich der Teuerung.
Wie würden sie das Verhältnis zur Lieferindustrie beschreiben?
MPreis ist im Branchenvergleich ein kleines, regionales Familienunternehmen. Uns ist es ein großes Anliegen, unsere regionalen Partnerschaften zu stärken und Versorgungskreisläufe in der Region sicherzustellen. Wir sind bestrebt, auch mit internationalen Lebensmittelkonzernen auf Augenhöhe zu verhandeln und faire Geschäftsbeziehungen zu pflegen – im Sinne unsere Kunden und unserer Mitarbeiter.
Wie hoch ist Ihr Eigenmarkenanteil? Wird er im Zuge der Inflation steigen?
MPreis betreibt selbst keine klassischen Eigenmarken. Die Preiseinstiegsmarke „Jeden Tag“ wird über die Markant bezogen. Neu im Sortiment befindet sich die Marke „NaturFair“ mit derzeit 20 Artikeln. Bei dieser liegt der Fokus auf Tierwohl, fairen Bedingungen für Produzent*innen und regionalen Bezug.
Die Bio-Marke „Bio vom Berg“ (über 130 Produkte) ist exklusiv bei MPreis erhältlich, sie befindet sich im Eigentum von Tiroler Bio-Bergbauern (Genossenschaft Bioalpin).
Unsere Produktionsbetriebe stellen folgende Produkte her:
- Bäckerei Therese Mölk (naturreines Brot ohne künstliche Zusatzstoffe)
- Alpenmetzgerei (Fleisch- und Wurstwaren aus Österreich und regionale Pionierprojekte)
- I LIKE (schonend zubereitete Fertiggerichte aus regionalen Zutaten)
Wie sieht die weitere Expansion aus?
Im Jahr 2022 wurden acht MPreis Märkte neu eröffnet sowie acht MPreis Märkte erneuert und modernisiert. Der Schwerpunkt liegt auf gezielter Expansion und Modernisierung aktueller Märkte. Für das Jahr 2023 sind ca. fünf Neueröffnungen geplant sowie die Erneuerung von bis zu zehn bestehenden Märkten.
Wie sieht die Zukunft der Führung bei MPreis aus?
MPreis ist in den vergangenen Jahrzehnten stetig gewachsen. Die mittlerweile erreichte Unternehmensgröße machte es notwendig, die Unternehmensführung auf breitere Schultern aufzubauen. Daher haben sich die Eigentümer entschlossen, mit Kerstin Neumayer und Martina Dutzler zwei externe Managerinnen mit umfangreicher Branchenerfahrung an Bord zu holen. Aus der Eigentümerfamilie ist David Mölk in der Geschäftsführung vertreten.