Direkt zum Inhalt
MPREIS Geschäftsführer Peter Paul Mölk

MPreis 100 Jahre: I Like!

Im Interview mit dem MPREIS Geschäftsführer Peter Paul Mölk erfährt retailreport.at, was es ausmacht ein erfolgreiches Familienunternehmen seit 100 Jahren zu sein.

retailreport.at: Herr Mölk, Sie feiern mit MPreis heuer 100 Jahre. Das ist beachtlich als Lebensmittelhändler in Österreich, vor allem als Familienunternehmen. Wie viele Generationen waren in der Führung? Die wievielte Generation ist das heute?

Peter Paul Mölk: Bis heute wird MPreis als Tiroler Familienunternehmen von der Gründungsfamilie geleitet. Vor wenigen Jahren übernahm die vierte Generation das Ruder. Derzeit wird MPreis von den beiden Geschäftsführern David Mölk und Peter Paul Mölk, also mir, geführt.

Auf die Meilensteine möchte ich noch später eingehen, kurz vorher: welche Unternehmensdaten geben Sie bekannt?

MPreis beschäftigt in den unterschiedlichen Unternehmensbereichen über 6.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus über 60 Nationen, darunter einen sehr hohen Anteil von ca. 80% Frauen, auch in leitenden Positionen. Als wichtiger Ausbildungsbetrieb ermöglicht MPreis die Ausbildung in acht verschiedenen Lehrberufen, darunter ganz neuen Berufsbildern wie E-Commerce und Backtechnologie. 
In über 300 Points of Sale bietet MPreis ein Sortiment von ca. 11.000 Artikeln, darunter über 1800 regionale Produkte.
150.000 Menschen vertrauen täglich auf die Nahversorgung durch MPreis. Der Umsatz bewegte sich 2019 bei ca. 900 Millionen Euro.

Was wird im Handel mit Lebensmitteln in den nächsten Monaten und eventuell Jahren wichtig werden und wie rüstet man sich? Was haben Sie bei MPreis umgesetzt, um in Zukunft besser agieren zu können?

Unsere gegenwärtige Zeit ist stark von der Digitalisierung geprägt. Den Lebensmittelhandel hat dies bisher nicht so stark betroffen wie andere Branchen. Gerade in unseren Märkten, mit ihrem angenehmen uns stressfreien Ambiente, kauft man immer noch gerne „analog“ ein. Dieses Erlebnis des täglichen Einkaufs, bei dem man neue Produkte entdeckt, mit anderen in Austausch kommt, ein paar Worte mit den freundlichen Verkäuferinnen und Verkäufern wechselt, die man schon seit Jahren kennt, Bekannte trifft und vielleicht noch bei Baguette einen Kaffee trinkt, wird sicher bestehen bleiben. Gleichzeitig entdecken immer mehr Menschen die Vorzüge des digitalen Einkaufs. Bereits jetzt haben wir mit dem „Digitalen Schaufenster“ auf unserer Webseite ein Abbild der einzelnen Märkte. Die Kundinnen und Kunden können dort die Verfügbarkeit einzelner Produkte in ihrer Lieblingsfiliale überprüfen oder auch gleich online bestellen. Die digitalen Preisschilder in den Märkten lassen sich zentral steuern. Kommt es zu Verbilligungen oder Aktionen, so werden diese in allen Märkten gleichzeitig angezeigt und alle Kundinnen und Kunden haben sofort die gleichen Preisvorteile. Mit I LIKE haben wir auf das Bedürfnis nach hochwertigem, regional hergestelltem Convenience Food reagiert. Bei regionalen Produkten sind wir Vorreiter. In der jetzigen Krise ist das Bewusstsein der Konsumentinnen und Konsumenten für den Wert regionaler Versorgung gestiegen. Hier entwickeln wir laufend neue Produkte in Zusammenarbeit mit landwirtschaftlichen Produzentinnen und Produzenten, insbesondere den Tiroler Bio-Bergbauern und ihrer Marke BIO vom BERG. Wir glauben auch an den Wert der lokalen Versorgung, also dass man nicht unbedingt ein Auto zum Einkaufen braucht. Deshalb sorgen wir für ein dichtes Netz von maßgeschneiderten Geschäften an optimalen Standorten. Wichtig ist, dass man immer in die Zukunft denkt und vorausschauend handelt.

Wie sieht ein modernes Ladenkonzept für Sie aus? Welche Ladenkonzepte gibt es bei MPreis?

MPreis hat eine ganze Reihe von unterschiedlichen Store Konzepten entwickelt. Seit den 80er Jahren sind wir bekannt für unsere gut gestalteten Märkte, die sich harmonisch in die Umgebung einfügen und ein angenehmes Einkaufserlebnis bieten. Gutes Design ist schön und funktionell. Dazu gehört auch, dass man sich intuitiv zurechtfindet und nicht akustisch von Werbebotschaften oder Kaufhausmusik berieselt wird. Die Märkte sind offen, hell und freundlich. Es geht hier also auch darum, Rücksicht auf Nachbarn und Anwohner zu nehmen, auf den landschaftsprägenden Einfluss und für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein gutes Arbeitsklima und einen angenehmen Arbeitsort zu schaffen. In den größten SuperM Märkten gibt es natürlich auch das größte Angebot. Mit Shop-in-Shop Konzepten wie im DEZ in Innsbruck bekommen einzelne Marken oder Produktgruppen einen besonderen Auftritt. Dort gibt es etwa einen Lindt Schokolade Shop sowie einen Bereich mit ausgesuchter italienischer Feinkost. Auf diese Art können wir auch regionalen Partnerinnen und Partnern wie Metzgereien oder Sennereien einen besonderen Auftritt in unseren Märkten ermöglichen. Gerade in den Südtiroler Märkten gibt es dafür viele erfolgreiche Beispiele. Aber auch in den regulären MPreis Supermärkten ist die Vielfalt groß und viele Standort verfügen etwa über einen Fachmetzger mit persönlicher Beratung, eine Brot Backstation usw. Die Baguette Café Bistros sind ebenfalls an die meisten MPreis Märkte angeschlossen. Mit miniM bringen wir die Lebensmittelgeschäfte zurück in die kleinen Gemeinden, beleben die Dorfzentren und reduzieren den Verkehr. Die Tankstellen Shops in Partnerschaft mit dem Tiroler Familienunternehmen Gutmann ermöglichen den Kunden, beim Tanken noch wichtige Dinge zu besorgen oder auch von den erweiterten Öffnungszeiten zu profitieren. Der Online Shop hat sowieso rund um die Uhr geöffnet. Last but not least haben wir mit den T&G Märkten Nahversorger mit Vollsortiment, die zusätzlich sehr praktische und günstige XL-Packungen bieten. Darüber hinaus ist das Getränkeangebot nicht nur konkurrenzlos günstig, sondern umfasst eine große Auswahl an Spezialitäten, vor allem bei internationalen Spirituosen und regionalen Bieren.

Welche Trends sehen Sie in Zukunft?

Wir freuen uns darüber, dass regionale Produkte jetzt noch stärker nachgefragt werden und bei den Kunden ein Bewusstsein entsteht, dass nicht nur der Preis ein Kriterium ist bzw. das hochwertige Waren, wie etwa regionales Fleisch aus artgerechter Haltung, auch etwas mehr kosten dürfen. Daneben werden individuelle Ernährungsstile sicher weiterhin ein Thema bleiben. Verantwortung der Umwelt gegenüber ist ebenfalls ein wichtiges Thema. Dazu gehört etwa die Lebensmittelmüllvermeidung. Hier haben wir mit unserer Brennerei, in der wir übriges Brot zu Spirituosen veredeln, einen sehr innovativen Ansatz. Da das Brot der Bäckerei Therese Mölk frei von jeglichen künstlichen Zusatzstoffen ist, können Überschüsse auch von Landwirten zur Tierfütterung genutzt werden. Einwandfreie Lebensmittel mit Verpackungsfehlern oder kurzem Mindesthaltbarkeitsdatum geben wir an soziale Einrichtungen weiter. Seit Kurzem gibt es auch eine Kooperation mit Too Good To Go.
Außerdem leisten wir mit sinnvollen Verpackungen sowie mit einer Reihe von Initiativen für nachhaltigere Mobilität einen Beitrag für die Umwelt. Das regionale Versorgungsnetz ist hier die Basis, um auch zu Fuß oder mit dem Rad einkaufen zu können. Das entlastet nicht nur die Umwelt, sondern ist auch gesund. Derzeit machen wir unsere Märkte fahrradfreundlicher, und wer selbst einen Großeinkauf mit dem Rad erledigen will, kann sich ein kostenloses E-Lastenrad bei uns ausleihen.

Was hat die COVID Krise verändert?

Neben der Wertschätzung für regionale Produkte und einem neuen Bewusstsein dafür, dass es nicht gut ist, wenn man bei wichtigen Dingen von langen Lieferketten abhängig ist, ist generell die Bedeutung der Nahversorgung mit Lebensmitteln bewusster geworden. Wir haben von vielen Kundinnen und Kunden sehr liebe Zuschriften bekommen, in denen sie die Anstrengungen und Leistungen vor allem unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Filialen gelobt und sich bedankt haben. Was früher selbstverständlich war, wird jetzt mehr gesehen und geschätzt, das hat auch einen sehr menschlichen Aspekt.

Wo sehen Sie das Unternehmen in ein paar Jahren - im Gefüge des hochkonzentrierten Marktes in Österreich?

MPreis ist eben keiner von den großen internationalen Akteuren. Wir sind ein regionaler Supermarkt aus dem Alpenraum und ein Familienunternehmen. Unseren Platz neben den Großen behaupten wir durch unsere Kompetenz und Authentizität. MPreis Märkte heben sich in vielerlei Hinsicht von den Mitbewerbern ab, das schätzen unsere Kundinnen und Kunden. Wenn wir diese Qualitäten weiterhin stetig mit innovativen Ansätzen weiterentwickeln können, werden wir uns auch in Zukunft behaupten können.

Wohin möchte MPreis noch expandieren?

Wie gesagt sehen wir uns als regionalen Lebensmittelhändler aus dem Alpenraum. Kürzlich haben wir nach Oberösterreich und in die Steiermark expandiert, damit sind wir bereits in sechs Bundesländern sowie in Südtirol präsent. Das Wachstum wird weiterhin behutsam erfolgen und sich auf sinnvolle Standorte konzentrieren.

Und last but not least, verraten Sie uns bitte noch die großen Meilensteine in der Entwicklung der MPreis-Märkte? 

1920 eröffneten Therese und Johann Mölk das erste Geschäft in Innsbruck unter den Bögen. Damals wurde vor allem mit Waren des Grundbedarfs wie Zucker, Mehl, Milch, Käse und Seife gehandelt. Auch damals galt schon: gute Qualität zum fairen Preis. Später übernahm Therese Mölk die ehemalige K.u.K. Militärbäckerei in der Innsbrucker Dreiheiligenstraße und schuf mit Mölk Brot einen der ersten Markenartikel Tirols. 1929 gab es bereits elf Geschäfte.

1946 waren über 100 Mitarbeiter beschäftigt. 1974 beginnt die Geschichte der MPREIS Supermärkte. Die erste Filiale eröffnete in der Innsbrucker Andechsstraße. In den 80er Jahren ging MPREIS neue Wege in der Architektur. Bis dahin waren Supermärkte rein funktionell gedachte Hüllen. Bei FAIRTRADE und Bio-Produkten war MPREIS ebenfalls ein Pionier.

1989 eröffnete das erste Baguette Café-Bistro und ergänzte das Angebot der Märkte mit einem Brotfachgeschäft und der für einen klassischen Marktplatz üblichen Funktion eines Treffpunkts mit gastronomischem Angebot. Gerade im ländlichen Raum, wo die Gasthäuser immer mehr verschwanden, übernahmen die Baguette Cafés diese wichtige Rolle. 

In den 90er Jahren expandierte das Unternehmen in weitere Bundesländer, zehn Jahre später auch nach Südtirol. 1998 nahm die neue Bäckerei Therese Mölk den Betrieb auf.

2012 entstehen sowohl die Bäckerei als auch die Alpenmetzgerei neu. Damit wird die Qualität der Produkte ebenso wie die Nachhaltigkeit der Bertriebe auf ein ganz neues Niveau gestellt. Wenig später erfolgt eine Offensive bei Sonnenenergie, die MPREIS zu einem der größten Photovoltaik-Betreiber des Landes macht und dem Unternehmen den Österreichischen Solarpreis einbringt. In diesem Jahr errichtet MPREIS den ersten Passivhaus-Supermarkt Mitteleuropas. 2019 wird eine Betriebsküche errichtet, in der die Produkte der neuen Convenience Linie I LIKE hergestellt werden. 2020 erfolgt der Spatenstich zum Bau einer Anlage, in der grüner Wasserstoff produziert werden soll. Dies ist ein bedeutender Schritt in Richtung nachhaltiger Mobilität, die bei der Förderung des Radverkehrs beginnt und bis zu emissionsfreien, wasserstoffbetriebenen LKWs führen soll.

Vielen Dank für das Interview.

 

Ein digitales Highlight: digitale Preisschilder
Auch wichtig in Corona-Zeiten: bargeldlose Kassen

Kategorien

Tags

geschrieben am

26.01.2021