Milchbilanz 2021: Fernab der Idylle
Milchproduktion wirkt auf Bildern oft sehr idyllisch, die Arbeit, die dahinter steckt ist jedoch hart und die Entlohnung könnte besser sein. Dazu kommen aktuell hohe Kostensteigerungen bei Vorleistungen: die Pandemie und jetzt vor allem der Ukraine-Krieg lassen die Ausgaben auch bei der Bauern in die Höhe schnellen. Dies berichten die Vertreter der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter, Dir. Helmut Petschar, Geschäftsführer der Kärntnermilch reg.Gen.m.b.H. und Präsident der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM), sowie Mag. DI Johann Költringer, Geschäftsführer der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter.
Die Gesamtanlieferung ist mit 3,4 Mio. t in Österreich um 0,5 % leicht gestiegen, wobei zu Beginn des Jahres eine niedrigere und in der zweiten Jahreshälfte eine steigende Anlieferung zu beobachten war. Der Anteil von Biomilch konnte weiter gesteigert werden, Österreich erreichte mit 19,4 % bzw. 613.000 t den höchsten Bioanteil in der EU. Dazu kommen mit Heumilch und der Biowiesenmilch weitere höherwertige Milchsorten.
Die Anzahl der Milchbauern verringerte sich 2021 um 3,2 % von 24.645 auf 23.868. Der Milchkuhbestand hat mit 526.461 leicht zugelegt, im Durchschnitt hielt jeder Landwirt 22,1Kühe, international gesehen ein kleiner Wert. Die durchschnittliche Milchlieferleistung der Kühe erreichte mit 6.464 kg (+ 0,2 %) im internationalen Vergleich einen moderaten Wert, der die nachhaltige Produktion dokumentiert. Die durchschnittliche Anlieferung je Landwirt stieg von 137,3 t auf 142,6 t. Das durchschnittlich ausbezahlte Milchgeld je Landwirt (Umsatz aus Milchverkauf) lag mit 63.907 € um 9,1 % über dem Vorjahr.
Die Großhandelspreise für Milchprodukte zeigten zuletzt eine sehr feste Entwicklung. Bereits vor dem Ukrainekrieg kam es zu unüblich festen Notierungen, die infolge des Ukrainekrieges nochmals anstiegen. Hintergrund ist eine stabile Absatzsituation und eine weltweit gute Nachfrage, während die Produktion in großen Milchproduktionsländern der EU und auch in anderen wichtigen Exportländern rückläufig war.
Erstmals seit zwölf Jahren verzeichnete die EU damit eine rückläufige Anlieferung. Die Gründe dafür sind rückläufige Kuhzahlen und dramatisch gestiegene Kosten, verbunden mit einer teils geringeren Futtergrundlage infolge von Trockenheit oder strengere Umweltauflagen in wichtigen Produktionsgebieten.
Die Erzeugerpreise konnten in Österreich sowie in der EU zulegen, besonders in den letzten Monaten. Die Zuschläge bei den Erzeugerpreisen erreichten aber nicht die Anstiege der Notierungen auf den Spotmärkten. Hier lassen die bisherigen Abschlüsse mit den Handelsketten nur eine gebremste Preisentwicklung zu. Der durchschnittliche Auszahlungswert konnte 2021 auf 44,82 Cent (2020 42,65 Cent) für Milch mit natürlichen Inhaltsstoffen inkl. USt. um 5,1% zulegen. Für gentechnikfreie Qualitätsmilch wurden durchschnittlich 36,01 Cent/kg erzielt (2020: 34,26 Cent, für Milch mit 4,0 % Fett, 3,4 % Eiweiß, ohne USt.), im Februar 2022 39,43 Cent. Dieser Preisentwicklung stehen bei den Landwirten massive Kostensteigerungen bei Futtermitteln, Treibstoffen und Baukosten gegenüber.
Die Umsätze der heimischen Milchverarbeiter sind 2021 insgesamt um ca. 3,3 % auf 3,05 Mrd. € gestiegen, wobei die Zuwächse bei den Lieferungen an den Lebensmittelhandel im In- und Ausland zu verzeichnen waren. Die Ertragslage der Molkereien ist weiter gesunken, zumal die massiven Preissteigerungen bei den Vorleistungen und die Corona bedingten Schutz- und organisatorischen Maßnahmen zusätzliche Kosten verursachten. Erzielte Preissteigerungen bei den Milchprodukten konnten die massiv gestiegenen Kosten in den Molkereien und bei den Landwirten nicht abdecken. Das Ergebnis vor Steuern der öst. Milchverarbeiter bezogen auf den Umsatz ergab 2021 einen Wert von 0,8 % und war nach einem Vorjahreswert von 1,5 % damit neuerlich rückläufig.