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MondayMemo

Metro-Umsatzschub dank AGM?

Schafft Metro dank AGM-Übernahme einen Umsatzschub von 100 Millionen?

von Dr. Hanspeter Madlberger

Welche Umsatzernte kann Metro Österreich nach dem Erwerb von sieben AGM-Standorten einfahren? Diese Frage beschäftigt vor dem Start in die Wintersaison unseren Gastro-Großhandel und seine Lieferanten aus der Lebensmittel- und Getränkeindustrie. Ausgangspunkt für eine vorsichtige Prognose ist ein Statement, das Rewe Vorstand Marcel Haraszti im Herbst 2021 gegenüber dem Medium gastro.at abgab. Damals bezifferte er den  Jahresumsatz der zwölf im Alleineigentum der Rewe befindlichen AGM-Betriebe mit 186 Millionen Euro. Nicht enthalten in diesem Betrag sind die Umsätze der fünf AGM-Standorte der Adeg Zell am See (jetzt Alpin Gastro), die mehrheitlich im Eigentum von Adeg Kaufleuten ist sowie die beiden AGM-Betriebe der Adeg Wolfsberg, die diese zwischenzeitlich an die Firmengruppe Kastner abgegeben hat.

Von den genannten zwölf Häusern verkaufte die Rewe neun an die Metro, drei AGM Märkte (Wien-Floridsdorf, Hohenems, Lauterach) waren nicht Gegenstand des Deals. Die Immobilien werden seitens der Rewe anderweitig genutzt (z.B. als Fulfillment Center für den Onlinehandel). Das Wettbewerbsgericht gab im heurigen Frühjahr der Metro grünes  Licht für die Übernahme und Weiterführung von sieben AGM-Standorten. Und untersagte dem C&C-Riesen die Integration von AGM Klagenfurt und AGM Bludenz. In Kärnten wurde mit Metros Hauptrivalen Transgourmet ein neuer Betreiber gefunden, im Ländle kam Eurogast-Großhändler  Grissemann (mit Stammbetrieb in Zams) zum Zug.

Mit welchem Umsatzvolumen darf die Metro unterm Strich als Endresultat der AGM-Akquisition rechnen? In Vösendorf hält man sich in dieser Frage verständlicherweise völlig bedeckt. Als Marktbeobachter kann man die Prognose wagen, dass der Düsseldorfer Konzern aus dem Deal im günstigen Fall einen Mehrumsatz von rund 100 Millionen Euro einfahren könnte. Diese Schätzung geht von der Annahme aus, dass einerseits das AGM-Paket um zwei Standorte verkleinert wurde und dass andererseits die bisherigen AGM Zustellkunden dem neuen Eigentümer nicht zu hundert Prozent treu bleiben werden, sondern dass ein Teil zur Konkurrenz wechselt.  

Viele Fragezeichen stehen hinter den Umsatzaussichten im Gastro-GH

Dass der, durch den Deal angeheizte Akquisitionswettlauf um die Gastronomie vor dem Hintergrund stark steigender Lebensmittelpreise und unsicherer Umsatzaussichten in der Touristik-Branche stattfindet, sorgt für zusätzliche Spannung im heimischen Gastro-GH. 2021 lag dessen Gesamtumsatz bei 1,5 Mrd. Euro. Ein Plus von 100 Millionen auf dem Konto der Metro würde somit ein Marktanteilsplus von gut 6 Prozentpunkten ergeben. Ob die Metro damit den Gastro-GH-Marktführer Transgourmet von der Pole-Position verdrängen wird, ist mehr als fraglich. Denn die Trauner haben zuletzt einen neuen Betrieb in Zell am See/Maishofen eröffnet, die Firma Riedhart in Wörgl erworben und mit der Übernahme des AGM Klagenfurt ihre Position in Kärnten massiv verstärkt. Übrigens, die Firma Gastro Profi, spezialisiert auf die Belieferung der Fastfood-Gastronomie mit Fleisch-Zubereitungen für Hamburger, zählt seit 2019 ebenfalls zum Umsatzimperium von Transgourmet.

Der AGM-Deal zwischen Rewe und Metro bringt nicht nur einen Konzentrationsschub im Gastro-GH. Auch das Marktmacht-Verhältnis zwischen der Nummer Eins und der Nummer Zwei im LEH wird, wenn auch nur geringfügig, verschoben. In  Salzburg darf man als 27%-Gesellschafter einer Umsatz-gestärkten Metro Österreich auf steigende Beteiligungsgewinne hoffen. Wiener Neudorf verzichtet mit der Liquidation von AGM auf ein entsprechendes Umsatz- und Einkaufsvolumen. Allerdings, AGM geht, aber der Billa Kaufmann kommt.

 

 

 

 

 

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geschrieben am

03.10.2022