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Metro Vorstand Rudelt: Wir sind keine Inflationsprofiteure!

Metro: Wir sind keine Inflationsprofiteure!

Metro Supplier Convention: Kernpreise eingefroren, Lieferanten sollen Energiekosten-Senkung sofort weitergeben. AGM wird bald auf Metro umfirmiert, Verdreifachung des Zustellgeschäfts, Eigenmarken-Ausbau.

Bericht: Hanspeter Madlberger

An der virtuellen Supplier Convention von Metro Österreich, nahmen 300 Lieferanten, darunter die Firmen Berger Schinken, Handl Tyrol, Darbo, Scheiblhofer und Recheis teil. Auf der Agenda der zweistündigen Veranstaltung standen der Kampf gegen die Teuerung und die Integration der sieben, 2022 übernommenen AGM-Märkte in das „Metro Universe“.

Thomas Rudelt, Metro-Geschäftsführer für Einkauf und Supply Chain wartete bei der Convention mit pointierten, durchaus un-convention-ellen  Strategieansagen auf:

  • „Dass wir als Inflationsprofiteure  bezeichnet werden, lasse ich nicht gelten“, lautete Rudelts Message an die heimische Politik
  • Dank des guten Einvernehmens mit ihren Lieferanten und Produzenten konnte Metro nämlich die Preise von 120, für die Gastronomie besonders wichtigen Kernprodukten einfrieren.
  • Erklärbare Erhöhungen durch Energie- und Rohstoffpreis-Steigerungen können zwar akzeptiert werden, aber, wenn diese Kostentreiber bei den Lieferanten sinken, muss analog dazu der Rückgang umgehend in den Abgabepreisen seinen Niederschlag finden.  
  • Damit demonstriert Metro Österreich bei der Inflationsbekämpfung den Schulterschluss mit ihrem 27%-Gesellschafter und EKS-Partner, der Spar Österreich AG. Diese verkündete am 13. Mai mittels „Krone“-Inserat ihren Kunden: „Wir verhandeln für Sie hart um die bestmöglichen Preise. Wir haben auf einen Teil unserer Gewinnspanne verzichtet, damit wir die Preise so niedrig wie möglich halten. Wir geben Preissenkungen so schnell wie möglich an Sie weiter, sobald wir niedrigere Einkaufspreise von den Herstellern bekommen.“

AGM-Integration: Metro macht Nägel mit Köpfen

Vor einigen Monaten gab die BWB der Metro endgültig grünes Licht für die Übernahme von sieben AGM Betrieben (Abholmärkte mit Gastro-Zustellservice). Hieß es noch vor wenigen Monaten, man werde den Markennamen AGM mittelfristig beibehalten, so erfolgte jetzt der 180 Grad-Schwenk. „Aus AGM wird in den kommenden Monaten Metro“, verkündete Rudelt auf der  Convention. Die Vollintegration der von  Rewe erworbenen Gastro-Großhandels-Standorte setzt das Startsignal für eine Großoffensive im b2b Business. Rudelt im O-Ton:

  • „Wir steigern den Metro Own Brands Share (Eigenmarken-Anteil),
  • wir setzen auf massive Digitalisierung,
  • wir verdreifachen das Zustellgeschäft
  • wir verdoppeln unsere Sales Force Power (Anzahl der Verkaufs-Mitarbeiter zur Betreuung der Kunden)
  • und schärfen das Cash & Carry-Geschäft“.

Im Preiswettbewerb hat Metro gute Karten

Zusätzliche Wachstumsimpulse erwartet sich die Metro-Geschäftsführung von der Einführung eines  Staffelpreis-Modells in den Großmärkten. Niedrigere Preise sind gerade in Zeiten der Inflation ein starkes Argument, für  Gastwirte, bei einem C&C Markt einzukaufen. Auch wenn der börsenotierte Düsseldorfer Handelskonzern in den letzten Jahren umsatzmäßig stark abmagerte und damit im globalen Retailer-Ranking ordentlich absackte: Was die Nachfrage-Power und damit die Einstandspreis-„Optimierung“ auf den internationalen Beschaffungsmärkten betrifft, ist Metro der heimischen Konkurrenz per Saldo wohl überlegen. Nur Transgourmet, in Deutschland die Nummer zwei hinter Metro im b2b Geschäft, kann da  einigermaßen mithalten.

Im Gastro-Zustellgeschäft brodelt der Verdrängungswettbewerb

Kundennähe ist die andere Seite der Wettbewerbs-Medaille im Foodservice-Business. Besonders ambitioniert ist das Ziel, die Umsätze in der Gastro- Zustellung zu verdreifachen. Branchenkenner schätzen, dass Metro österreichweit bislang eine Zustellquote von  rund 15% erreichte, während bei den AGM Betrieben  dieser Anteil deutlich mehr als 60% betrug. Eine Verdreifachung würde die Zustellquote der Metro auf 45 % steigern. Setzt aber voraus, dass jene Gastronomiebetriebe, die sich bisher die Ware von AGM zustellen ließen, „bei der Stange bleiben“, wenn die Märkte demnächst unter Metro-Flagge segeln. Zugleich müsste Metro im Großraum Wien, wo keine AGM-Übernahme anstand, die Zustellquote der  Märkte in Vösendorf, Simmering und Langenzersdorf kräftig in die Höhe stemmen. 

Da wartet auf die Sales Force viel  Überzeugungsarbeit. Zumal Metro-Mitbewerber wie Trangourmet, Kastner, Kröswang, Kiennast und Wedl stark dagegen halten. Auf Österreich-Ebene ist hervorzuheben, dass die Eurogast Verbundgruppe mit Kiennast und dem neuen, starken Mitglied Gastro Alpin sich in der Branche als dritte Kraft neben Metro und Transgourmet etablieren konnte. Alle namhaften Metro-Mitbewerber haben die Gastro Zustellung in den letzten Jahren stark ausgebaut. Kröswang und Kiennast sind zu 100% als Zustell-Spezialisten unterwegs. Andererseits hat das Multi Channel-System, die Kombination von Abholung und Zustellung, von Shopper Journey und Großhändler-Zustell-Logistik gerade im Zeitalter der Digitalisierung großes verkäuferisches Potential. Der Webshop als  digitale Drehscheibe für Connected Wholesale. Ein weiteres Wettbewerbsfeld sind Regional-Sortimente, wo mittelständische Anbieter mit regionalen Wurzeln, Familienunternehmen wie die Markant-Großhändler Kastner, Kiennast oder Wedl punkten können.

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geschrieben am

17.05.2023