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Edzard Meenen, Market Director Consumer Products Division L’Oréal Österreich

L'Oréal: fünfmaliges "A" bei Umweltthemen

Edzard Meenen, Market Director Consumer Products Division L’Oréal Österreich, spricht in einem Interview über die strategischen Nachhaltigkeitsthemen des Unternehmens.

L'Oréal ist das einzige Unternehmen der Welt, das fünf Jahre lang in Folge ein "A" für alle drei vom CDP (Carbon Disclosure Project) bewerteten Umweltthemen erreicht hat: Bekämpfung des Klimawandels, Maßnahmen zum Schutz der Wälder und Wassermanagement. Edzard Meenen gibt retailreport.at einen tieferen Einblick in die Strategie des Kosmetikkonzerns.

 

Wo ist die Strategie zu Nachhaltigkeit bei L’Oréal verankert?

Wir bei L’Oréal haben unser Unternehmen in den letzten zehn Jahren tiefgreifend verändert – und die Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt gerückt. Mit unserer neuen Nachhaltigkeitsinitiative „L’Oréal for the Future“ beschleunigen und verstärken wir diesen Wandel: L’Oréal hat sich für 2030 transformative Nachhaltigkeitsziele gesetzt, die sich auf das eigene Geschäft, das wirtschaftliche Öko System und die Gesellschaft beziehen. Diese fußen auf wissenschaftlich basierten Zielen (science based targets), respektieren die natürlichen Grenzen des Planeten und verstärken das Engagement der Gruppe in Bezug auf Nachhaltigkeit und Inklusion. Wir sind der Ansicht, dass es unsere Aufgabe als Branchenführer ist, zum Aufbau einer inklusiven und nachhaltigen Gesellschaft beizutragen. 
Mit diesem grundlegenden Wandel möchten wir die Veränderungen in der Beauty-Branche und darüber hinaus vorantreiben und hoffen, dass wir unsere Verbraucher und die breite Öffentlichkeit dafür begeistern können, diesen Weg mit uns gemeinsam zu gehen.

Was ist bei einem Kosmetik-Unternehmen an Nachhaltigkeit besonders zu beachten?

Neben der Verringerung unserer eigenen Auswirkungen auf die Umwelt und somit den Planeten, sind wir außerdem der Ansicht, dass unsere Verantwortung auch darin besteht, unsere Kunden, Lieferanten und Verbraucher in unseren Transformationsprozess einzubeziehen, um sie auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Welt zu unterstützen.

Ein Beispiel unsere Verbraucher einzubeziehen, ist das "PRODUKT UMWELT & SOZIAL IMPACT LABEL", eine Methodik zur Kennzeichnung ökologischer und sozialer Konsequenzen von Produkten. Eine Skala von A bis E erleichtert es den Konsumenten, bei Kaufentscheidungen Nachhaltigkeitsaspekte zu berücksichtigen. Die Kennzeichnungsmethode wurde von externen Wissenschaftlern validiert und von unabhängigen Prüfern bestätigt. Diese wird schrittweise bei allen Marken und Kategorien umgesetzt. Bis 2022 wird diese Kennzeichnungsmethode für alle Rinse-off-Produkte der Gruppe verfügbar sein. Siehe https://www.garnier.de/nachhaltigkeit/pil

Welche Bereiche sind betroffen?

L’Oréal for the future ist eine transversale Transformation, die jeden Bereich und jeden einzelnen Job betrifft – es lässt sich daher nicht auf einzelne Bereiche begrenzen, sondern umfasst die gesamte L’Oréal Gruppe weltweit.

Geben Sie uns bitte Infos zu: 

Plastik/Glas:

L’Oréal wird ab 2030 nur noch Verpackungen aus recyceltem oder biobasiertem Kunststoff verwenden.  Seit 2007 verfolgt L’Oréal eine Politik der Verpackungsoptimierung, die auf mehreren Säulen beruht:

  • Sämtliche Packmittel, die in direkten Kontakt mit dem Produkt kommen, entsprechen den Qualitätsstandards für Lebensmittel.
  • Als weitere Schritte wurde PVC aus sämtlichen Produktverpackungen verbannt, Gewicht und Größe der Verpackungen reduziert – oder Verpackungen komplett entfernt – und der Einsatz von wiederbefüllbaren Lösungen bevorzugt. Dazu kommt die Verwendung von Recycling- (PCR) sowie Biokunststoffen. Sämtliche Maßnahmen trugen dazu bei, dass 2019 rund 13.200 t Neumaterial eingespart wurden – eine Menge, die im Vergleich zu 2018 um rund 50 % gesteigert werden konnte. 
  • Um die Verfügbarkeit von Kunststoff Rezyklat zu erhöhen, hat die Gruppe Partnerschaften mit Recyclingspezialisten wie Carbios (www.carbios.fr) oder mit Pure Cycle Technologies (www.purecycletech.com),um recyceltes Polypropylen (PP) in Lebensmittelqualität herzustellen und mit Loop Industries (www.loopindustries.com), um per chemischem Recycling PET in Lebensmittelqualität herzustellen.

Mikroplastik:

Der Begriff Mikroplastikpartikel wird für kleine Kunststoffpartikel verwendet, die weniger als einen Millimeter groß sind und die für gewöhnlich aus Polyethylen, aber auch Polypropylen und Polystyren bestehen. L´Oréal verwendet keine Mikroplastik-Partikel als Reinigungs- oder Peeling Wirkstoffe in seinen Produkten zum Abwaschen, die durch Abspülen ins Abwasser gelangen können.

Herstellung (Tierversuche?):

Die Gesundheit und Sicherheit unserer Verbraucher haben für L’Oréal schon immer höchste Priorität. Genauso wichtig ist uns das Wohlergehen von Tieren. L´Oréal testet keines seiner Produkte oder Inhaltsstoffe an Tieren und ist seit mehr als 30 Jahren Vorreiter für Alternativmethoden.  

Transport:

Von 2011 bis 2020 konnten wir die Scope3 CO2-Emissionen, also die CO2-Emissionen, die mit dem Transport unserer Produkte in Verbindung stehen, um 24% senken.
Dies umfasst die Transportströme von Fertigprodukten von den Produktionsstandorten bis zum ersten Kundenlieferpunkt. Ab 2018 wurden zur Unterstützung der nachhaltigen Verkehrsstrategie sieben Prioritäten in Form eines Manifests an die Verkehrsteams der Länder kommuniziert. Parallel zur Umsetzung der Strategie und des Manifests wurde bei einer vertieften Analyse der Ergebnisse der Schwerpunkt auf die größten Emissionsverursacher im Verkehr gelegt: die Nutzung des Flugzeugs und der Stadtverkehr.

Die Strategie für nachhaltigen Verkehr im Jahr 2020 stützt sich dem folgend auf drei Säulen:

1. Stärkere Reduzierung des Luftverkehrs und Einrichtung des Global Freight Cockpit.

2. Das Programm „Greener Lanes" für den Straßenfernverkehr (ohne Luftverkehr), das Lösungen zur Verringerung der CO2-Emissionen auf den emissionsstärksten Straßenfernverkehrsströmen vorsieht.

3. Das Programm GLAM (Green Last Mile), das auf die Umsetzung von Lösungen zur Verringerung der CO2-Emissionen im Stadtverkehr abzielt. In den letzten Jahren wurden 20 innovative Initiativen in 12 Ländern umgesetzt.

Bis 2030 werden wir eine durchschnittliche Reduzierung der Treibhausgasemissionen im Zusammenhang mit dem Transport von Produkten der Gruppe um 50% pro Endprodukt im Vergleich zu 2016 erreichen und das weltweit.

Recycling/Kreislaufwirtschaft:

Wir arbeiten intensiv daran, Einwegmaterialen aus Kunststoff, somit Plastikmüll zu verringern und den Weg zur Kreislaufwirtschaft mit zu stärken.
Bis 2030 werden 100 % des in unseren Verpackungen verwendeten Kunststoffs entweder aus recycelten oder biobasierten Quellen stammen (bis 2025 werden wir 50 % erreichen). Bis 2030 werden wir die Menge der für unsere Produkte verwendeten Verpackungen um 20 % reduzieren. der für unsere Produkte verwendeten Produkte im Vergleich zu 2019. Bis 2025 werden 100 % unserer Kunststoff Kunststoffverpackungen wiederbefüllbar sein, wiederverwendbar, recycelbar oder kompostierbar sein.

Da gerade die Kreislaufwirtschaft ein System mit vielen essentiellen Playern ist - von Produzenten über Inverkehrbringer, kommunale Entsorger, Verwerter und auch KonsumentInnen – sind wir Teil von Industrie-Initiativen. In Deutschland beispielsweise das „Forum Rezyklat“, in Österreich „Plattform Verpackung mit Zukunft, die an ganzheitlichen Lösungen für ressourcenschonende Verpackungen und einer funktionierende Kreislaufwirtschaft arbeitet.

Um auch Innovation weiter zu fördern, haben wir zusätzlich einen Fonds mit 50 Millionen Euro gelauncht, mit dem in innovative Projekte im Bereich Recycling und Verwertung von Kunststoffabfällen investiert wird. Unser Ziel ist es, die Entwicklung innovativer, verantwortungsbewusster Lösungen und die Schaffung neuer Geschäftsmodelle zu beschleunigen, die zur Förderung einer stärker zirkularen Wirtschaft beitragen.

Wasserverbrauch:

Seit vielen Jahren setzen wir uns für eine hohe Wasserqualität und die Nutzung nachhaltiger Wassermengen über unsere gesamte Wertschöpfungskette hinweg und in allen Wassereinzugsgebieten und Communities ein, in denen wir präsent sind. Zur Erhaltung dieser wertvollen Ressourcen werden die Innovation und Bewertung unserer Produkte eine entscheidende Rolle spielen.

Bis 2030 werden wir über unsere ökologische Testplattform alle bisherigen Rezepturen evaluieren, um sicherzustellen, dass alle aquatischen Ökosysteme in Binnengewässern oder Küstengebieten geschützt bleiben. Bis 2030 werden wir durch Innovation unsere Verbraucher in die Lage versetzen, dass sie den durch den Einsatz unserer Produkte entstehenden Wasserverbrauch im Vergleich zu 2016 im Durchschnitt und pro Fertigprodukt um 25% senken zu können. 2030 wird das in unseren Fertigungsprozessen verwendete Wasser zu 100% wiederaufbereitet und im Kreislaufsystem wiederverwendet. 2030 werden alle unsere strategischen Lieferanten in den Gebieten, in denen sie tätig sind, eine nachhaltige Wassernutzung sicherstellen.

Viele Unternehmen bezeichnen sich als „Klimaneutral“ und kaufen Zertifikate oder sind von sich aus klimaneutral. Wie sieht es damit bei L’Oréal aus?

Alle fünf deutschen Standorte von L'Oréal Deutschland sind seit Anfang des Jahres CO2-neutral und bis 2025 werden es alle Standorte von L’Oréal weltweit sein und das ohne Kompensation. Das bedeutet, dass alle Prozesse und Aktivitäten der Produktion, Logistik und Verwaltung von L'Oréal Deutschland zu 100% aus erneuerbaren Energien bestehen.

Die CO2-Neutralität wurde erreicht, indem die gesamte von unseren Standorten genutzte Energie aus erneuerbaren Quellen stammt und der Einsatz fossiler Energie ausgeschlossen wurde, während gleichzeitig der Energieverbrauch gesenkt wurde. Am Standort Österreich werden Büroflächen angemietet; das Gebäude ICON Vienna hat soeben die höchste LEED Zertifizierungsstufe PLATIN verliehen bekommen.

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geschrieben am

13.08.2021