LM-W: mehr als eine Zwischenbilanz
Über 30 Jahre Erfahrung unter anderem als Geschäftsführer der Logistik beim zweitgrößten Lebensmittelhändler in Österreich haben den gelernten Maschinenbauer DI Andreas Bayer geprägt. Seine Leidenschaft für Logistik und alle artverwandten Themen im Handel gehen weit über die beruflichen Aufgaben hinaus. Das ist auch der Grund, warum er das Management der Plattform Logistikverbund-Mehrweg (LM-W) mit Februar 2025 übernommen hat – Andreas Bayer will im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Ressourcen-Management etwas bewegen. Wo ginge das besser als unter dem GS1-Dach – national und international. Prof. Dr. Nikolaus Hartig ist in beratender Funktion nach wie vor beim LM-W aktiv.
Überdies ist Andreas Bayer Obmann des Vereins „Council für nachhaltige Logistik“.
Das Um und Auf ist der Austausch: Thema Bierflasche
Wie man an der Arbeitsgruppe zur Entwicklung der 0,33-l-Mehrweg-Glas-Bierflasche sehen konnte, hat die Zusammenarbeit zwischen Handel und Industrie zu einer wirklich guten Lösung geführt. Im Q1 2024 kam die Brau Union mit der leichteren, stabileren und ökologisch nachhaltigeren 0,33 l Vichy-Mehrwegflasche auf den Markt, bald folgten andere Marken und Hersteller. Unter allen nur möglichen kartellrechtlichen Bedingungen haben sich Händler, Hersteller, Logistikerund Automatenhersteller auf das aktuelle Format geeinigt. Die Flasche kommt bei Brauereien und im Handel sehr gut an, hat eine breite Akzeptanz und funktioniert auch im Handling sehr gut „Sogar unsere Nachbarländer beneiden uns um diese Lösung“, freut sich Andreas Bayer, der damals auch in die Arbeitsgruppen von Seiten seines ehemaligen Arbeitgebers eingebunden war. Nun soll auch eine neutrale Bierkiste für die 0,33-l-Glasflasche folgen, um auch kleine Brauereien schneller ins Boot zu holen.
Um gleich beim Thema Mehrweg-Glasflasche zu bleiben: eine neue Arbeitsgruppe ist aktuell im Entstehen. Sie soll sich intensiv mit der 1-Liter-Mehrweg-Flasche rund um AF-Getränke, vorrangig Fruchtsäfte befassen, ebenso mit der dazugehörigen Kiste. „Die Bestrebungen zielen darauf ab die Mehrwegquote im Lebensmittel- und Drogeriefachhandel weiter zu fördern“, so Bayer. Die neue angesprochene Glas-Mehrwegflasche soll in mittlerer Zukunft teilweise Fruchtsaft im Tetra-Pak ersetzen. Die Voraussetzungen für die Mehrwegflasche sind, dass sie auch größerem Druck bei CO2-Zusatz standhalten muss. Die finalen Gespräche rund um die Innovation stehen noch aus.
Mehrweg to go – mehr als Getränke
Zu Jahresbeginn wurden die Gespräche rund um Coffee-to-go intensiver. Schließlich bekannte man sich zu einer Initiative, die weit mehr als Getränke ins Visier nimmt. Diese nehmen zwar mit rund 800.000 Einweg-Bechern/Tag die größte Menge an Ressourcen ein, aber es geht auch um Behälter für andere Getränke außer Kaffee oder Speisen. Deshalb heißt die Arbeitsgruppe „Mehrweg-to-go“. Grund für die stärkere Auseinandersetzung mit dem Thema ist auch die EU-Verordnung, die in den nächsten Jahren vor allem Gastronomiebetriebe in die Pflicht nimmt, Mehrweg-Gebinde anzubieten und Speisen und Getränke darin zu verkaufen. Dabei sind die Themen Kennzeichnung, Pfand und die Art der Vertriebskanäle zu diskutieren.
Mehrweg im Handel
Auch der Handel ist gefordert sich per se mit Mehrweg auseinanderzusetzen. Konkret angesprochen sind Displays, sowie Zweitplatzierungs-Displays. Hier ist man auf einem guten Weg der Umsetzung. „In Deutschland gab es erste Pilotversuche im Drogeriefachhandel mit Rossmann und den Herstellern Beiersdorf, Unilever und Procter&Gamble. Diese Pilotprojekte sollen nun nach Ostern bei Rossmann ausgerollt werden“, berichtet Andreas Bayer. Denn, es geht um das „Permanent Display“, das sogar 2024 mit dem ECR Preis in Deutschland ausgezeichnet wurde. Dieses neutral gestaltete Display bleibt – im Gegensatz zu den bisher im Einsatz befindlichen Klapp-Mehrwegdisplays, die hin- und hergeführt werden – in der Filiale und wird vor Ort , mit den Marken-„gebrandeten“ Einschubtassen bestückt. Beim Transport erspart man sich daher enorm viel Gewicht und Raum und somit gibt es auch eine deutlich reduzierte CO²-Emission.
LM-W und PPWR (Packaging und Packaging Waste Regulation)
Diese zwei Abkürzungen könnten sperriger nicht sein, doch sind sie in Wahrheit sehr eng miteinander verbunden. Deshalb hat sich der Logistikverbund-Mehrweg dazu entschlossen in naher Zukunft eine Arbeitsgruppe ins Leben zu rufen, die sich mit der seit 11.2.2025 in Kraft getretenen PPWR der EU befasst. Mit 12. August 2026 müssen die Richtlinien nämlich auch in Österreich umgesetzt werden. Die Inhalte zielen vor allem auf Mehrweg und Transport ab. „Die Erfahrung vor allem bei der Einführung des EW-Pfandes hat gezeigt, dass solche Systeme eine lange Vorlaufzeit brauchen“, so Bayer. Bei der PPWR fehlt bei vielen Unternehmen noch Klarheit. Das will man mit einer Arbeitsgruppe verbessern. Dabei werden zahlreiche Themen angesprochen.
Noch ein zartes Pflänzchen
Ebenfalls eine Arbeitsgruppe, die im Raum steht, ist jene, die sich mit Mehrweg-Pflanzentrays beschäftigt. Rund 500 Mio Einweg-Trays werden in Europa jährlich verbraucht – ohne Nachnutzung. Diesem Thema will sich eine Arbeitsgruppe, die weit mehr Händler umfasst als die klassischen Lebensmittelhändler, widmen. Auch hier ist das Ziel eine Mehrweg-Quote ins Leben zu rufen.