Lidl nicht mehr gegen das Einwegpfand
Nach den anfänglichen heftigen Debatten rund um die Forderung der Nachhaltigkeits-Ministerin Leonore Gewessler nach einem Plastik-Einweg-Pfand, ist es ruhig geworden. Man wusste wenig um den Stand der Dinge.
Im Hintergrund brodelte es jedoch und verfolgt man die "Guerilla-Aktionen" von Global 2000, so konnte man erkennen, dass das Thema längst nicht vom Tisch sei. Bei der sogenannten "Bremser-Aktion" wurden die Verantwortlichen des Handels mit Schwerpunkt auf Lebensmittelhandel vor den digitalen Vorhang geholt und sie wurden aufgefordert darzulegen, aus welchen Gründen sie das Plastik-Einweg-Pfand ablehnen. Kurz darauf äußerte sich Lidl Österreich als erste Supermarktkette die Ziele des Kreislaufwirtschaftspaketes der EU und ein Pfandsystem zu unterstützen.
Von Seiten Lidl Österreich heißt es: "Wenn es eine politische Entscheidung für die Umsetzung von Einwegpfand gibt, ist die Umsetzung natürlich auch für uns eine große Herausforderung. Gleichzeitig haben wir im Konzern viel Erfahrung mit Einwegpfand, auf die wir zurückgreifen können".
Die Erreichung der gemeinsamen Ziele des Kreislaufwirtschaftspaketes der EU ist Teil der übergeordneten Unternehmensstrategie „REset Plastic“ der Schwarz-Gruppe, zu der auch Lidl Österreich gehört. Damit ist Lidl Österreich der erste Lebensmittelhändler, der neben vielen anderen Maßnahmen zur Reduktion und Vermeidung von Kunststoff schon seit 2018 in Kooperation mit Lieferanten und Herstellern mit einem Circular Design Guide an der Reduktion bzw. Verbesserung der eingesetzten Kunststoff- Verpackungen arbeitet. Als Resultat werden laufend Optimierungen umgesetzt, die den Einsatz von Kunststoff reduzieren, den Anteil von Rezyklat erhöhen oder die Recyclingfähigkeit der Verpackungen verbessern, um der Vision einer umfassenden Kreislaufwirtschaft näher zu kommen.
„Um die gemeinsamen Ziele der Kreislaufwirtschaftspaketes in Österreich erreichen zu können, muss das gesamte Sammel- und Recyclingsystem weiter optimiert, vereinheitlich und vereinfacht werden. Durch Einwegpfand können Kreisläufe geschlossen, die Qualität des hochwertigen Rohstoffes erhalten und Littering minimiert werden. Als einziger Lebensmittelhändler in Österreich stellen wir uns deshalb nicht gegen ein Einwegpfand“, appelliert Alessandro Wolf, Vorsitzender der Geschäftsleitung bei Lidl Österreich.
Reduktion des Gewichts der PET-Flaschen
Gleichzeitig hat Lidl Österreich bereits Maßnahmen umgesetzt, um den Rohstoffeinsatz bei PET-Flaschen zu verringern. Beispielsweise kommen mittlerweile bei Herstellung neuer Flaschen in den Produktionsbetrieben durchschnittlich mehr als 50% Recyclingmaterial zum Einsatz. Zusätzlich wurden die Flaschengewichte deutlich verringert.
Wunsch nach mehr Recycling-Möglichkeiten
Im Fokus standen in den vergangenen Monaten auch die zu geringen Möglichkeiten, Wertstoffe korrekt zu entsorgen. Das bestätigt auch eine Studie. Laut einer Umfrage der europäischen Recyclinginitiative "Every Can Counts" (Jede Dose zählt in Österreich), durchgeführt in 14 Ländern Europas, wünschen sich 93% der befragten Europäer mehr Recyclingbehälter auf öffentlichen Plätzen, Straßen, in Parks oder an Stränden. 56% geben an, dass das Fehlen solcher Behältnisse ein wesentlicher Grund dafür ist, dass sie ihre Verpackungen nicht entsprechend entsorgen. Während 83% (AT: 84%) ihre Verpackungen zuhause korrekt entsorgen, sind es im Büro schon nur mehr 54% (AT: 56%) und unterwegs lediglich 49% (AT: 40%).
Gas gegeben im Sinne des Pfandes hat auch die ÖPG Pfandsystemgesellschaft: Nur Pfand kann den drohenden Recyclingkollaps in Österreich abwenden. Das ist im Falle der Gesellschaft wenig verwunderlich. „Ohne Pfand droht uns bald ein Recyclingkollaps!“, warnt ÖPG-Geschäftsführer Christian Abl. Die heimischen Sortieranlagen für Kunststoffverpackungen sind bereits jetzt am Limit. Ein Einweg-Pfandsystem kann hier – auch mit Hilfe der Digitalisierung – deutliche Entlastungen bringen und vor allem dazu beitragen, alle Kunststoffverpackungen sortenrein einem Recycling zuzuführen.
Weitere aktuelle Aktionen
Aktuell arbeitet der Diskonter Hofer an der sukzessiven Umstellung von herkömmlichen Kunststoffschalen auf recycelte Kunststoffschalen für Obst und Gemüse. Bei Birnen und Trauben ist die Umstellung bereits - soweit möglich - abgeschlossen. Schritt für Schritt werden nun auch alle anderen Warengruppen wie Steinobst, Paprika und Tomaten auf die ressourcenschonendere Verpackung umgestellt. Recyceltes PET stellt eine umweltfreundlichere Alternative zur Verwendung von „primären Kunststoff“ dar. Durch diese Umstellung und die Nutzung von recyceltem PET kann Hofer jährlich 418 Tonnen „primären Kunststoff“ einsparen.