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Lebensmittelhandel: So beugen wir Omikron-Engpässen vor

Lebensmittelhandel: Omikron-Engpässen vorbeugen

Österreichs Lebensmittelhandel sorgt mit einem guten Krisenmanagement gegen Ausfälle vor. Wie das geht, haben wir nachgefragt.

Auch wenn in den kommenden Tagen und Wochen ein Heer von zigtausenden Menschen wegen positiver Omikron-Tests ihren Arbeitsplätzen fernbleiben wird, die Nah- und Voll-Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln, Körperpflege- und Haushaltsartikeln durch Österreichs große Handelsketten bleibt dennoch in vollem Umfang gewährleistet. Das ergab eine Blitzumfrage, die retailreport.at zu Beginn dieser Woche in den Zentralen unseres Lebensmitteleinzel- und Drogeriefachhandels durchführte.

Gut eingespieltes Krisenmanagement

Wie die folgenden Statements der Mediensprecher von Spar, Rewe, Hofer, Lidl, dm, MPreis, Sutterlüty und Unimarkt eindrucksvoll beweisen, verfügt die Branche nach 22 Corona-Monaten über ein gut eingespieltes Krisenmanagement, das eine Vielzahl an organisatorischen Maßnahmen ergreift, die auch während des Omikron-Hypes für funktionierende Lieferketten und maximale Verkaufsbereitschaft in den Filialen und den Läden der Kaufleute sorgt. Einmal mehr beweisen damit der LEH und der DFH ihre Systemrelevanz, indem sie die Versorgung der Bevölkerung mit lebensnotwendigen Gütern auch in Krisenzeiten sicherstellen. "Unsere Läger sind gut gefüllt", betont Rewe-Sprecher Paul Pöttschacher. Vor Bevorratungsaktionen warnt Spar-Sprecherin Nicole Berkmann: "Das würde nur zu Hamsterkäufen und Panik führen. Am besten funktioniert alles, wenn alle so entspannt wie möglich einkaufen gehen."

Wer unserem Lebensmittelhandel vorwirft, er wäre ja Nutznießer der Corona-Krise, darf daran erinnert werden, dass die Aufrechterhaltung der Ernährungs-Lieferkette in Corona-Zeiten den Unternehmen auch höhere Kosten und ein hohes Maß an Flexibilität und Innovationsbereitschaft abverlangt. Und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Märkten eine enorme physische und psychische Mehrbelastung auferlegt. Besonders hart trifft Omikron freilich den Nonfood-Handel, der zusätzlich zu den Umsatzeinbußen 2020 und 2021 jetzt auch noch die erhöhten Omikron-Sicherheitsauflagen schultern muss und unter der anhaltenden aber notwendigen 2G-Regelung besonders leidet. Die Buchhandelskette Thalia wird, wie bei der Pressekonferenz des Handelsverbandes vom 12.1. zu erfahren war, sogar auf die Dienste von Security-Firmen für G2-Kontrollenzugreifen. Social Entrepreneurship wird in der Pandemie zur Pflichtübung für jeden Händler.

Bericht: Hanspeter Madlberger

Hier die einzelnen Statements der Handelsketten

Nicole Berkmann, Konzernsprecherin Spar: Mobile Einsatztruppe, Stufenplan für die Märkte

"Wir haben uns bereits im vergangenen Jahr verschiedene Szenarien angesehen und durchgespielt, was passiert, wenn im Lagerbereich oder in den Märkten eine größere Anzahl Mitarbeitende gleichzeitig ausfällt. Darauf haben wir uns vorbereitet und Pläne erarbeitet, was wir dann tun. Im Lagerbereich haben wir unsere für Krisenzeiten vorgesehene mobile Eingreiftruppe (140 Personen, die freiwillig bereit sind, an einem anderen Ort zu arbeiten), aktiviert. Zusätzlich werden alle Mitarbeitenden im Lagerbereich mehrmals pro Woche getestet, um mögliche Fälle frühzeitig zu erkennen. Einige Produkte wurden auch etwas mehr auf Lager gelegt.
Auch in den Produktionsbetrieben wurden die Testungen intensiviert. 

In den Märkten und in der Verwaltung sind die Mitarbeitenden aufgerufen, die in unseren Märkten verfügbaren Gurgeltests ebenso verstärkt zu nutzen. In der Verwaltung werden die Teams verstärkt in Homeoffice geschickt.

Für die Märkte haben wir einen Stufenplan erarbeitet. Das reicht von der Hintanstellung mancher Arbeiten, über die Schließung der Bedienung (sodass Produkte nur mehr in Selbstbedienung erhältlich sind) bis zum möglichen Zusammenlegen zweier nahegelegener Standorte und so weiter.

Wir glauben, dass wir gut vorbereitet sind und die Bevölkerung gut versorgen werden, wie immer. Von Bevorratungsaktionen halten wir nichts. Das führt nur zur Hamsterkäufen und Panik. Damit ist niemandem geholfen. Am besten funktioniert alles, wenn alle so entspannt wie möglich einkaufen gehen.

 

Paul Pöttschacher, Pressesprecher Rewe Group: Interne Krisenstäbe, Gesundheitsschutz für Kund.innen und Mitarbeiter.innen hat Vorrang

Wir bereiten uns als Rewe Group (Billa, Penny, Bipa, Adeg) in unseren internen Krisenstäben auf mögliche Szenarien hinsichtlich der neuen Omikron-Variante vor, die situationsbedingt angepasst werden können und stehen in ständigem, engem Austausch mit den zuständigen Behörden. Vorrangig dabei ist einerseits die gesicherte Versorgung mit Lebensmitteln sowie die Gesundheit unserer Kund:innen und Mitarbeiter:innen zu schützen.
Je nach Unternehmensbereich wurden Stufenpläne erarbeitet, darin setzen wir auf bewährte Maßnahmen wie möglichst engmaschige 3-G-Kontrollen, FFP2-Maskenpflicht, bei Bedarf auf Zugangsbeschränkungen für Kund:innen, die durch Einkaufswagen-Ausgabe geregelt werden kann oder Home-Office für Zentralmitarbeiter:innen, wo möglich. Weiters wird für Mitarbeiter:innen ein möglichst breitflächiges PCR-Test-Angebot wie bei „Alles Gurgelt“ in Wien genutzt, in sensiblen Bereichen wie der Logistik wird in geteilten Teams gearbeitet und es sind für die Personalplanung in den Märkten Springer-Teams einsatzbereit.

Aber das allerwichtigste, um der Pandemie entschieden entgegenwirken zu können, ist die Impfung. Wir haben unseren Mitarbeiter:innen früh betriebliche Impfungen angeboten, haben eine Impf-Kampagne aufgesetzt, um möglichst viele unserer rund 47.000 Mitarbeiter:innen zu erreichen und werden ab heute, 10.1., die Booster-Impfung anbieten.

 

Hofer KG: Zwei getrennte Arbeitsgruppen, regionale Lieferanten sichern Frischwaren-Nahversorgung

Wir setzen bei unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern - genauso wie bei unseren Kundinnen und Kunden - auf höchste Sicherheitsstandards. So werden in unserer Hofer Zentrale in Sattledt und in den Niederlassungen weiterhin umfassende Vorkehrungen zur Kontaktreduzierung umgesetzt. Hierbei findet das Arbeiten vor Ort in zwei Gruppen statt und es wird, wo möglich, verstärkt auf Home Office gesetzt. Interne Meetings werden über Videokonferenzen abgehalten. Ebenso stehen wir mit unseren externen Lieferanten in erster Linie mittels Onlinemeetings in Kontakt - nur in Ausnahmefällen finden Termine mit diesen persönlich statt. Gut angenommen werden außerdem unsere Impfangebote, bei denen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter derzeit die Möglichkeit zur Impfung erhalten. Weiters optimieren wir stetig Prozess- und Personalabläufe in unseren Filialen, um auch hier im Anlassfall mit reduzierter Mannschaft den Betrieb optimal aufrechterhalten und unseren Kundinnen und Kunden in allen Filialen österreichweit ein uneingeschränktes Einkaufserlebnis bieten zu können.

Was Logistik und Lieferketten betrifft, konnten wir bereits zu Beginn der Corona-Pandemie sehr gute Erfahrung sammeln. Dank unseres engmaschigen Netzwerks an leistungsstarken Lieferanten und Partnern, lief und läuft unsere Lieferkette auch in solchen anspruchsvollen Zeiten sehr gut. Wir standen und stehen weiterhin in engem und regelmäßigem Kontakt mit all unseren Lieferanten und geben zu jeder Zeit unser Bestes, um die Warenverfügbarkeit im Food- sowie Non-Food-Bereich aufrecht zu erhalten und auf etwaige kurzfristige Engpässe rechtzeitig reagieren zu können. Daran werden wir auch weiterhin festhalten, da wir vor allem im Frischebereich überwiegend regionale Lieferanten haben - denn diese sind ein Garant für bestehenden Warenfluss. Es ist also auch jetzt nicht die Notwendigkeit für Hamsterkäufe gegeben.

Wir beobachten die Situation selbstverständlich laufend. Erfordert es die Situation, so werden Maßnahmen - auch wie bereits in den vergangenen Monaten - adaptiert und angepasst.

 

Simon Lindenthaler, Leiter Unternehmesnkommunikation Lidl Österreich: Springerteams, gut eingespielte Präventionsmaßnahmen

Wir nehmen das Thema sehr ernst und beschäftigen uns intensiv mit den Herausforderungen einer erneuten Welle. Die Abläufe unserer Präventions-Maßnahmen sind gut eingespielt und haben uns bisher gut durch die vergangenen Monate gebracht. Alle unsere Mitarbeiter:innen halten sich weiterhin streng an die Vorgaben wie z.B. 3G-Nachweise, regelmäßiges Testen, das Tragen einer FFP2-Maske oder wo möglich Homeoffice. Außerdem wurden verschärfte Maßnahmen wie z.B. eine A/B Team Regelung in den Logistikzentren wieder aktiviert. Sollte es dennoch zu Engpässen beim Personaleinsatz kommen, stehen Springerteams und Ersatzpersonen aus internen Abteilungen bereit, um in Bereichen des Kerngeschäfts wie z.B. im Lager oder in der Filiale auszuhelfen.

Auch bei den Lieferketten gibt es aktuell keine Probleme. Zwar ist die Nachfrage nach einzelnen Produkten etwas höher als normal, klassische Hamsterkäufe können wir aber nicht beobachten bzw. sind auch nicht zu erwarten. Wichtig ist und bleibt: Es gibt genug Lebensmittel in Österreich. Niemand muss sich Sorgen machen. Wir werden jedenfalls weiterhin, wie gewohnt, die Lebensmittelversorgung sicherstellen.

 

Stefan Ornig, Pressesprecher dm: Filialen definiert, die auf alle Fälle offen zu halten sind. Lagerreichweiten erhöht

Grundsätzlich sind wir bei dm gut vorbereitet und haben bereits im Herbst Maßnahmen für das Worst-Case-Szenario entwickelt sowie noch vor Weihnachten mit unseren Führungskräften abgestimmt. Dazu zählen neben den gesetzlich vorgeschriebenen Maßnahmen etwa auch das Arbeiten in festen Teams, eigene Richtlinien für die Pausengestaltung und weitere präventive Schritte, um das Infektionsgeschehen möglichst gering zu halten.

Nach Beurteilung der aktuellen Situation gehen wir davon aus, dass wir an manchen Standorten mit Mitarbeiterengpässen konfrontiert werden. Um unserem Versorgungsauftrag gerecht zu werden und um rechtzeitig auf den Engpass der Mitarbeiterverfügbarkeit zu reagieren, haben wir im Vorfeld Filialen definiert, die in jedem Fall offen zu halten sind, und Einsatzpläne definiert, die uns erlauben, Ressourcen zu bündeln und Mitarbeiter filialübergreifend einzusetzen.

Im Bereich der Logistik am Standort Enns arbeiten wir mit einem Präventionsstufenkonzept. Dieses umfasst nicht nur einen mit allen Abteilungen abgestimmten Krisenplan rund um Abverkaufs- und Mitarbeiterverfügbarkeitssituationen, sondern regelt auch das Kontaktmanagement hinsichtlich Lieferanten und Partnern. Weiters haben wir die Reichweite bei den Warenbeständen – gerade bei kritischen Artikeln – in allen Lagern erhöht und in den Filialen bereits Sicherheitsbestände durch erhöhte Parametrierung aufgebaut.

 

Lorenz Wedl, Sprecher der Geschäftsführung Wedl Handels GmbH: Schichtbetrieb, fallweise  Wechsel zu Alternativlieferanten

Die Omikron-Welle ist für nahezu jeden Betrieb, im Falle von Clusterbildungen und dem damit einhergehenden temporären Mangel an Mitarbeitern, eine große Herausforderung. Natürlich treffen auch wir als systemrelevanter Betrieb (Belieferung Krankenhäuser, etc.) notwendige interne Vorkehrungen.

  • Allgemein bekannte Hygieneregeln (Masken, 3G Kontrollen, Abstand halten, Mund- und Atemhygiene…)
  • Homeoffice Empfehlung für Angestellte / Meetings ausschließlich online
  • Im operativen Bereich: Prüfung Schichtbetrieb, Vermeidung von Menschenansammlungen (z.B. in Pausenräumen), Gegenseitige Aushilfe zwischen Standorten (Fahrer, Kommissionierer, etc.)
  • Laufende intensive Abstimmung mit Lieferanten, um Versorgungsengpässe vorherzusehen bzw. zu vermeiden => zum Teil Bevorratung, zum Teil kurzfristig Wechsel auf Alternativlieferanten

 

Alexander Kappaurer, Geschäftsführer Sutterlüty Handels GmbH: Sonder-Mitarbeiterpool, stufenweise Schließung von Bedienungsabteilungen

Der Maßnahmenplan zur Bewältigung von Mitarbeiterengpässen sieht bei Sutterlüty unterschiedlichste Maßnahmen in den Märkten und Zentralbereichen vor. Unter anderem folgende:

  • Alle nötigen und auch gesetzlich geforderten Hygienemaßnahmen im Verkaufsraum sowie allen Lager- und Nebenräumen sind implementiert und in Anwendung.
  • Ständige Information und Kommunikation der aktuellsten Regelungen mit den Marktmitarbeiter*innen durch unser Service Center und unsere Vertriebsmitarbeiter*innen.
  • Aufbau eines Sonder-Mitarbeiterpool, durch den uns in Notsituationen schnell und unkompliziert Mitarbeiter*innen in den Märkten zur Verfügung stehen würden.
  • Ablaufplan für stufenweise Schließung unterschiedlicher personalintensiver Bedienungsbereiche in den Märkten.
  • In den kritischen Einkaufs- und Verwaltungsbereichen werden die Mitarbeiterteams nach Funktionsbereichen jeweils zwischen Homeoffice und Office gesplittet, um eine ständige Abdeckung aller nötigen Funktionen gewährleisten zu können.

Im Bereich unserer regionalen, nationalen und auch internationalen Lieferanten setzen wir auf deren Verantwortung und die gesetzlich geschaffenen Regelungen. Wir setzen alles daran unsere Regale voll bestückt zu halten und forcieren mit unseren Aktivitäten vor allem in einer kritischen Phase der Pandemie ein geregeltes und „normales“ Einkaufsverhalten der Konsumenten.

 

Sandra Pichler, Marketing/Kommunikation Unimarkt Gruppe: Zwei getrennte  Teams (schwarz/weiß-Regelung), Mengensicherung für Filialen

Bei uns herrscht Maskenpflicht, heißt alle Mitarbeiter der Unimarkt Gruppe (POS, Zentrale, Lager) tragen FFP2-Masken. Und auch so achten wir auf alle gängigen Hygienerichtlinien. Auch haben wir einen schwarz/weiß-Regelung bei unseren Mitarbeitern der kritischen Infrastruktur in der Zentrale sowie auch bei den Führungskräften in den jeweiligen Standorten. Vorbestellung der kritischen Produkte in unseren Zentrallägern sowie Mengensicherung für die Filialstandorte. Wir planen keine gezielten Bevorratungsaktivitäten für die Konsumenten.

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geschrieben am

14.01.2022