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Lebensmittelhandel schlägt Alarm: Nahversorgung in Gefahr!

Notruf der Nahversorger

Die Kostenlawine rollt unaufhaltsam auf den Handel zu: die KV Verhandlungen stehen vor der Tür, das Einwegpfand erfordert Umbauten und die Inflation bei Energie sowie die schwindende Konsumlaune trifft vor allem die ländlichen Nahversorger.

Christian Prauchner, selbst selbständiger Eurospar Kaufmann und Obmann des Lebensmittelhandels in der WKÖ bringt es auf den Punkt: "Während verschiedene Akteure versuchen, den Lebensmittelhandel für die hohe Inflation verantwortlich zu machen, kämpfen zahlreiche Nahversorger ums Überleben“. Gemeint sind vor allem selbstständige Kauffrauen und Kaufmänner, die für alle Kosten komplett verantwortlich sind und diese zu tragen haben. Seit der massiven Erhöhung der Energiepreise, die stellvertretend für viele andere Kostenfaktoren sind, wird das Ersparte bei vielen Unternehmen angeknabbert - von Ergebnissen, von denen man leben kann ist schon gar nicht mehr die Rede.

Laut Schätzungen der Wirtschaftskammer wird bis zum Ende dieses Jahres die traurige Bilanz von 200 geschlossenen Nahversorgern verzeichnet werden - eine direkte Folge der anhaltenden Energiekrise. Sollte der bereits beschlossene Energiekostenzuschuss 2 (EKZ2) nicht rasch in Kraft treten, droht diese Zahl dramatisch anzusteigen. 

„Die Regierung hat den Energiekostenzuschuss bereits Ende 2022 beschlossen, um den Unternehmen bei der Bewältigung der steigenden Energiekosten zu helfen. Dieser Schritt war von entscheidender Bedeutung, um die wirtschaftliche Gesundheit unserer Betriebe sicherzustellen. Bedauerlicherweise wurden die für diese Unterstützung vorgesehenen bis zu 150 Millionen Euro bis dato nicht ausgezahlt“, betont Prauchner.

Die Hauptschwierigkeit liegt derzeit in einer ausstehenden Richtlinie, die seit neun Monaten auf Verabschiedung wartet. Dies führt dazu, dass die ursprünglich geplante Antragsstellung im September nicht mehr realistisch ist. „Damit der Energiekostenzuschuss 2 rechtzeitig umgesetzt werden kann, ist es dringend erforderlich, dass die Richtlinie bis spätestens Ende September in Brüssel vorliegt. Nur so kann die geplante Antragsfrist von Mitte Oktober bis Anfang November eingehalten werden. Uns bleiben also nur wenige Tage“, so Prauchner. 

Beispiel: Ein Lebensmittelhändler aus Oberösterreich mit 5 Mitarbeitern

Das Beispiel eines Nahversorgers aus Oberösterreich, der fünf Mitarbeiter beschäftigt, verdeutlicht, wie dramatisch die Lage für diese Kaufleute ist. Im Rahmen einer Offenlegung seiner Geschäftsergebnisse gegenüber der WKO zeigt sich eine alarmierende Entwicklung: 

Die Stromkosten sind von Januar bis Mai 2022 im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Jahr 2023 um stolze 226,1 % gestiegen und haben sich somit mehr als verdreifacht. Während der Kaufmann im Vergleichszeitraum 2022 noch einen bescheidenen Überschuss verzeichnen konnte, machen die Energiekosten 2023 bereits mehr als 40% des Deckungsbeitrags aus. Nach Abzug aller weiteren Kosten ergibt sich bereits für die ersten 5 Monate des Jahres ein Verlust von mehr als 10.000 Euro. Der Kaufmann, der anonym bleiben möchte, äußert seine Besorgnis: „Wenn nicht bald Unterstützung kommt, werden wir dieses Jahr wirtschaftlich nicht überleben.“ Dieses Schicksal teilen zahlreiche weitere Kaufleute, die aufgrund explodierender Energiekosten bereits ihre Türen für immer schließen mussten. 

Christian Prauchner appelliert daher eindringlich an die Politik: „Wenn wir nicht wollen, dass unsere Nahversorgung stirbt und damit die Lebensqualität in unseren Dörfern und Gemeinden, müssen wir umgehend handeln! Wir dürfen nicht zulassen, dass unsere Kaufleute aufgrund bürokratischer Hindernisse und politischer Diskussionen in ihrer Existenz bedroht werden.“

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geschrieben am

26.09.2023