Ausbildung statt Abschiebung
In Einigkeit saßen Geschäftsführer und Vorstände großer Österreicher Unternehmen an einem Tisch, um Rudi Anschober, dem oö. Landesrat für Umwelt, Wasserrecht, Integration und Konsumentenschutz recht zu geben: Die Ausbildung junger geflüchteter Menschen ist unerlässlich, ihre Abschiebung wäre eine Dummheit. Die Initiative nennt sich "Ausbildung statt Abschiebung" und wendet sich an die österreichische Bundesregierung - im konkreten an Bundeskanzler Sebastian Kurz - die Lücke der fehlenden Fachkräfte in den heimischen Betrieben durch gut ausgebildete und vor allem arbeitswillige Flüchtlinge zu füllen. Ziel der entsprechenden Petition ist, es das deutsche Modell „3plus2“ umzusetzen. Dieses sieht vor, dass Lehrlinge während ihrer meist dreijährigen Ausbildung und den ersten beiden vollen Arbeitsjahren nicht abgeschoben werden. Das Asylverfahren läuft dabei weiter, das Modell bewirkt eine Duldung der Betroffenen und damit Sicherheit für die Ausbildung und die ersten beiden Arbeitsjahre.
Dr. Hans Peter Haselsteiner: „Integrierte Lehrlinge abzuschieben, obwohl man dringend Arbeitskräfte braucht, ist eine große Dummheit.“
Studie spricht von fehlenden Arbeitskräften in den nächsten Jahren
Hunderttausende Fachkräfte werden gleichzeitig in den nächsten Jahren in Österreich fehlen, alleine in OÖ werden es 2030 nach offiziellen Prognosen 127.000 sein. Schon jetzt fehlen tausende Lehrlinge - aktuell gibt es bundesweit 5.314 und in OÖ 1387 offen gemeldete, sofort verfügbare Lehrstellen. In dieser Situation hat die Bundesregierung den Zugang von Asylwerber zur Lehre geschlossen - trotz einer Verfahrensdauer inkl. 2. Instanz von 3 Jahren und mehr. Einerseits werden potentielle Fachkräfte mit Millionenaufwand international gesucht und umworben, andererseits sollen bestens integrierte und bereits gut ausgebildete Lehrlinge aus dem Land geworfen werden.
Der Lehrlingsmangel wird immer mehr zu einem zentralen Problem für die Wirtschaft. und genau deshalb wird die Initiative sowohl von Unternehmen als auch von Prominenten unterstützt. Aktuell am Podium der Pressekonferenz saßen Spar-Vorstandsvorsitzender Dr. Gerhard Drexel, Johannes Zimmerl (Direktor Konzernpersonalwesen Rewe), Dr. Hans Peter Haselsteiner, aber auch Mag. Martin Rohla (Geschäftsführer Goodshares GmbH und Habibi & Hawara) nebeneinander, um die Petition Anschober zu stärken. Der Hintergrund ist einfach zu erklären: Der Linzer Volkswirtschaftsprofessor Friedrich Schneider präsentierte in der Kurzstudie über die volkswirtschaftlichen Auswirkungen einer Lehrausbildung von Asylwerber. Im Fall einer Abschiebung eines im fortgeschrittenen Ausbildungsstand befindlichen Lehrlings liegen die volkswirtschaftlichen und betriebswirtschaftlichen Gesamtverluste bei durchschnittlich rund 120.000 Euro. Zum menschlichen Tiefschlag, der zerstörten Integrationsarbeit, kommt also ein hoher zweistelliger Millionenschaden durch die Verweigerung einer Lösung der Vernunft.
Aber nicht nur Prominente und Wirtschaftstreibende unterstützen das Anliegen, es sind bereits 70.000 Privatpersonen, 119 Gemeinden mit über 2,8 Mio. Einwohnern und bereits 1297 Unternehmen durch alle Branchen.
Bis dato Anfang März hat sich die Bundesregierung zu dem Thema noch nicht geäußert.