Rute im Fenster
Auch der vierte Verhandlungstag hat zwischen den Vertretern der Handelsunternehmen und jenen der Handelsangestellten keine Einigung gebracht – schlimmer noch, die Arbeitnehmerseite kündigt für den 8. Dezember Aktionen und betriebliche Aktivitäten an. Dabei wollte man ein Gehaltsplus von mehr als 2%, Peter Buchmüller, Handelsobmann und Chef des Verhandlungsteams der Händler legte nochmal eins drauf und sagte Erhöhungen von 2,35 bis 2,65% zu. Plus all jener Zugeständnisse im Rahmenrecht, wie zum Beispiel die Möglichkeit der Vier-Tage-woche oder die Förderung von Aus- und Weiterbildung, aber auch die Erhöhung der Lehrlingsentschädigung.
Darüber hinaus bot man seinen Mitarbeitern mehr Freizeit: Am 24. Dezember sollen die Geschäfte eine Stunde früher schließen, also um 13:00 statt um 14:00. Damit würden die Handelsbetriebe den Beschäftigten am Heiligen Abend eine Stunde mehr (Familen-)Freizeit schenken. "Das ist in den Augen der Arbeitnehmervertreter allerdings nichts wert. Wir sehen das - wie sicher auch die Beschäftigten im Handel - aber deutlich anders", sagt Handelsobmann Peter Buchmüller.
Obwohl die Gewerkschaft GPA-djp das Angebot der Arbeitgeber abgelehnt hat, steht der Handel für eine Erhöhung der Gehälter mit 1. Jänner 2019: "Sollte es bis Ende des Jahres zu keiner Einigung kommen, werden wir den Handelsunternehmen die Empfehlung aussprechen, die Gehälter zu erhöhen. Alle Mitarbeiter sollen eine Gehaltserhöhung mindestens in dem genannten Ausmaß inklusive der neuen rahmenrechtlichen Verbesserungen erhalten."
Auch der Handelsverband steht hinter Peter Buchmüller: „Dass die Gewerkschaft das All-inklusiv-Angebot der Händler vom Tisch wischt ist, in Anbetracht der wirtschaftlichen Entwicklung im heimischen Handel, unverantwortlich. Ein höherer Abschluss übersteigt die Tragfähigkeit der Betriebe, die 600.000 Arbeitsplätze zukunftssicher ausgestalten müssen. Die angekündigten Betriebsversammlungen und Demo am 8. Dezember verschärfen die Situation und sind nur mit politischem Kalkül zu erklären. Der Handelsverband ersucht die Gewerkschaft die konstruktive Arbeit wieder aufzunehmen, einen tragbaren Abschluss zu ermöglichen und auch veränderte Marktbedingungen zu berücksichtigen. Geändertes Kaufverhalten führt zu einem Kaufkraftabfluss in Milliardenhöhe, der durch internationale Onlinehändler ohne Betriebsstätten und Arbeitsplätze in Österreich verursacht wird“, so Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbandes.
Ein neuer Verhandlungstermin steht noch nicht fest, man bemüht sich einen vor Weihnachten anzusetzen.
Bericht vom 4. Dezember 2018:
Die Regierung forderte die Arbeitnehmerseite auf, hohe Abschlüsse zu machen. Die Arbeitgeber lassen sich nicht unter Druck setzen.
Bahn-, Metall und Beamten-KV-Verhandlungen sind bereits Geschichte. Die Handelsangestellten kämpfen noch immer um einen Abschluss. Kämpfen ist vielleicht das passende Wort, denn am 3.12. gab es von Seiten der Gewerkschaft eine Kundgebung vor der WKO Innsbruck und am 4.12. vor der Bundeswirtschaftskammer in Wien. Man erwarte sich ein ordentliches Angebot beim Gehalt – auf jeden Fall über der Inflationsrate von 2 Prozent, kommt es von der Gewerkschaft. Bei den Verhandlungen geht es um die Gehaltserhöhungen und rahmenrechtlichen Änderungen für über 400.000 Angestellte und 15.000 Lehrlinge im Einzel-, Groß- und Kfz-Handel.
Für die Arbeitgeberseite sind die Kundgebungen irritierend, denn am 5.12. ist erst der vierte Verhandlungstag zwischen den Sozialpartnern. Innerhalb von drei Verhandlungstagen hat man beim Rahmenrecht ein gutes Paket geschnürt, erklärt Günther Rossmanith, stellvertretender Verhandlungsleiter der Arbeitgeber,zu retailreport.at. „Zugeständnisse gab es etwa bei der Aufnahme von Altersteilzeitmodellen in den Kollektivvertrag, einer besseren Anrechnung von Karenzzeiten sowie der besseren Förderung von Aus-und Weiterbildung – etwa durch Bildungskarenz, aber auch der 4-Tages-Woche. Und bei der Erhöhung der Lehrlingsentschädigung sind wir bereit einiges draufzulegen“, so Rossmanith. Allerdings hängt nun die Umsetzung des Rahmenrechtes von den weiteren Verhandlungen bezüglich des Gehaltes ab. „Und auch hier haben wir der Arbeitnehmerseite ein Angebot über der Inflationsrate gemacht“.
Da der Handel selbst in einer Umstrukturierung in Bezug auf e-commerce steckt, sind überbordende Angebote an die Arbeitnehmerseite schwer umzusetzen. Man ist aber bereit für partnerschaftliche Verhandlungen in einem vernünftigen Rahmen und verwundert, dass noch vor der eigentlichen Gehaltsverhandlung Protestkundgebungen auf der Tagesordnung standen.