Kosmetik-Rezyklat: Die nächsten am Start
Die Österreicher kaufen etwa 224 Millionen Packungen pro Jahr an Produkten für ihre Haut- und Körperpflege zuhause. Das ergab eine GfK-Einkaufsstudie 2020. Um die Umwelt zu entlasten, lautet die Devise der Markenartikelhersteller daher: Besserer, weniger oder gar kein Kunststoff.
Eine Studie des Kosmetikkonzerns Beiersdorf, des Reinigungsmittelherstellers Werner & Mertz und Dr. Frank Welle vom Fraunhofer Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV) hinterfragt im Detail, ob der Einsatz von Rezyklat in Kosmetikverpackungen möglich ist. Herausgekommen ist ein Leitfaden und ein erster Industriestandard für den Einsatz von mechanisch recyceltem Altplastik für Kosmetikverpackungen, der Antworten auf die wichtigsten Fragestellungen liefert und nationalen wie internationalen Recyclingunternehmen und Herstellern zukünftig gleichermaßen weiterhilft. Dieser ist frei zugänglich.
https://initiative-frosch.de
Überblick und klare Handlungsempfehlungen
Die zugehörige Studie bietet einen Überblick über die am Markt befindlichen Rezyklate, vorrangig aus der Materialgruppe HDPE, über vorhandene Recyclingverfahren, die derzeit verfügbaren Rezyklat-Qualitäten sowie deren Eignung für die Herstellung hochwertiger Kosmetikverpackungen. Die Analyse zeigt auf, welche Vorbedingungen erfüllt werden müssen, um eine funktionierende Kreislaufwirtschaft für Kosmetikverpackungen aus Altplastik zu ermöglichen. Produzierende Unternehmen finden in dem Leitfaden eine Anleitung zur Validierung von Kosmetikverpackungen aus Altplastik, die aus Endverbraucher-Sammlungen wie dem Gelben Sack stammen, inklusive einer strukturierten Vorgehensweise zur analytischen und toxikologischen Evaluation.
„Wir haben ein solides Fundament für den zukünftigen Umgang mit Rezyklaten geschaffen und aufgezeigt, dass die Konformität für Kosmetikverpackungen aus Post Consumer Rezyklat gewährleistet und eingehalten werden kann“, so Immo Sander, Leiter Verpackungsentwicklung bei Werner & Mertz.
„Unsere Ambition ist es, den Rezyklatanteil in unseren Kunststoffverpackungen deutlich auszubauen. Bis 2025 wollen wir 30 % erreichen. Mit der gemeinsam entwickelten Guideline wollen wir aktiv dazu beitragen, der Recyclingindustrie Orientierung und Hilfestellung für den dringend erforderlichen Kapazitätsausbau qualitativ hochwertiger Kunststoffrezyklate für die Kosmetikindustrie zu geben“, erläutert Michael Becker, Head of Global Packaging Development, Beiersdorf AG.
Leitfaden wird öffentlich zugänglich gemacht
Bislang gibt es im Kosmetikmarkt sowohl bei Herstellern als auch bei Recyclingfirmen große Unsicherheit über die Verwendung von sogenannten Post-Consumer-Rezyklaten (PCR) in Kosmetikverpackungen. Generell gilt laut Verordnung (EG) Nr. 1223/2009 über kosmetische Mittel, dass Hersteller natürlich nur sichere Produkte in Umlauf bringen dürfen. Unter welchen Bedingungen Rezyklat eingesetzt werden darf, ist dort nicht definiert – daher die Unsicherheit, ob und in welcher Form Rezyklat den Sicherheitskriterien entspricht.
Im Sinne eines Open-Innovation-Ansatzes wird der Leitfaden auf der Website beider Unternehmen und dem Fraunhofer Institut kostenfrei zugänglich gemacht, damit möglichst viele sich mit den Ergebnissen befassen und die Bedenken bezüglich des Rezyklateinsatzes überwinden.
Beide Unternehmen werden zudem ihr Wissen und Teilergebnisse der gemeinsamen Studie in dem Projekt CosPaTox (Cosmetic Packaging Toxicology) einbringen. Das Industriekonsortium CosPaTox entstand aus dem von dm gegründeten #ForumRezyklat und befasst sich mit der Standardisierung von hochwertigen PCR-Materialien, speziell für Kosmetik-Anwendungen.
Henkel mit Social Plastic
Henkel verstärkt sein Engagement zur Förderung einer Kreislaufwirtschaft: Im Rahmen der Relaunches der Beauty Care-Marken Nature Box, Gliss Kur und Syoss wird auch das Verpackungsportfolio nachhaltiger gestaltet. Dabei wurde beispielsweise der Einsatz von Rezyklat weiter gesteigert.
Seit September trägt die Haar- und Körperpflege-Marke Nature Box das ECOCERT-Kosmetik-Label nach dem Cosmos Natural-Standard für Naturkosmetik. Diese Zertifizierung bestätigt, dass alle Nature Box-Produkte zu mindestens 98 % aus Inhaltsstoffen natürlichen Ursprungs (einschließlich Wasser) bestehen. Zudem sind die Produkte vegan, also frei von Inhaltsstoffen tierischen Ursprungs, außerdem frei von synthetischen Farbstoffen oder je nach Produkt frei von Silikonen.
Mit dem Relaunch von Nature Box unternimmt Henkel weitere Schritte in seiner Zusammenarbeit mit dem Sozialunternehmen Plastic Bank. Nature Box ist die erste Kosmetikmarke, die Social Plastic® als Verpackungsmaterial für das gesamte Flaschen-Portfolio eingeführt hat: Alle Flaschenkörper von Nature Box bestehen zu 98 % aus Social Plastic®* – Plastik, das von Menschen in Armut gesammelt wird, bevor es in Ozeane und Wasserwege gelangen kann. Henkel arbeitet derzeit daran, die verbleibenden 2 % Kunststoff, die durch die Farbgebung der Flasche enthalten sind, ebenfalls durch das recycelte Material zu ersetzen. Dazu testet das Unternehmen bereits einen Farbträger, der aus Social Plastic®besteht.
„Wir wollen eine Kreislaufwirtschaft vorantreiben und verfolgen unsere ambitionierten Verpackungsziele für das Jahr 2025“, sagte Philippe Blank, Leiter Nachhaltige Verpackungen bei Henkel Beauty Care. Bis dahin sollen 100 % der Verpackungen von Henkel recycelbar oder wiederverwendbar sein und die Menge an neuen Kunststoffen aus fossilen Quellen um 50 % reduziert werden. Außerdem will das Unternehmen dazu beitragen, dass keine Kunststoffabfälle in die Umwelt gelangen.
Henkel und Social Plastic