Jeder gegen jeden – echt jetzt?
Wettbewerb belebt ja bekanntlich das Geschäft und ist in Märkten mit einer so hohen Marktkonzentration wie in Österreich gelebte Realität. Mit der Einführung der FFP2-Maskenpflicht erreicht dieser aber derzeit ein neues Level – in der Branche gehen die Wogen hoch. Dass sich Händler und Hersteller immer wieder harte Machtkämpfe liefern – Sie erinnern sich an interne sowie öffentlichkeitswirksame Diskussionen zu Listungen, Lieferfähigkeiten und Eigenmarken – ist ja nichts Neues, jetzt wird aber der Ton unter den Händlern selbst rauer – im Übrigen nicht zum ersten Mal seit Ausbruch der Corona-Pandemie. Und wenn Sie mich fragen, nicht ganz zu Unrecht. Den Stein ins Rollen gebracht hat wieder einmal die Bundesregierung, die nämlich zwar die Verpflichtung zum Tragen von FFP2-Masken verordnet, sich aber nicht um die Ausstattung der Österreicher mit ebensolchen kümmert. Diese Verantwortung hängt man erneut dem Lebensmittelhandel um, der sich um die Beschaffung kümmern soll.
Das Erschreckende an der Sache ist aber, dass man es wieder einmal nicht geschafft hat, den Dialog mit ALLEN Händlern zu suchen, sondern sich die Gespräche wie schon im März 2020 auf die großen vier Ketten Rewe International, Spar, Hofer und Lidl beschränkt haben. Dass das bei den kleineren, aber regional sehr bedeutenden Nah&Frisch-Kaufleuten nicht gut ankommt, ist wenig überraschend.
Das Fass zum Überlaufen gebracht hat aber nicht die Sache mit der fehlenden Kommunikation – daran scheint man sich mittlerweile schon gewöhnt zu haben – sondern die Ankündigung der großen vier Ketten, FFP2-Masken zum Preis von 59 Cent pro Stück zu verkaufen. Und zwar nicht mit Beginn der Maskenpflicht, sondern bereits vier Tage vorher. Die Folge waren gestürmte Läden und ausverkaufte Produkte. Mich erinnert das an die gängige Praxis bei Aktionen. Im Kampf um die Marktanteile macht’s der Eine vor und der Andere zieht nach. Mit der Folge, dass sich die Preisspirale weiter nach unten dreht und die Diskussionen um den angemessenen Wert von Lebensmitteln wieder bei null beginnen. Jetzt sind FFP2-Masken natürlich keine Lebensmittel, aber heutzutage im Schutz gegen Corona gefragter denn je. Eine schiefe Optik ergibt sich zudem aus der Tatsache, dass FFP2-Masken bisher zu Preisen jenseits von 2 Euro pro Stück verkauft wurden. Da ist der Vorwurf der Geldmacherei, den Nah&Frisch ins Treffen führt, schon irgendwie nachvollziehbar. Denn immerhin werden nun bei den besagten Unternehmen zum Teil die gleichen Produkte wie bisher, Mehrwertsteuerbefreiung hin oder her, deutlich günstiger verkauft.
Was am Anfang der Pandemie so gut funktioniert hat, nämlich der Zusammenhalt untereinander, fehlt jetzt leider an allen Enden und Ecken. Und zwar nicht nur im beruflichen Kontext zwischen Händler und Händler oder Händler und Lieferant, sondern auch im privaten Umfeld in der Gesellschaft. Egoismus und auf den eigenen Vorteil bedachte Aktionen bremsen das Miteinander immer wieder aus. Dabei wäre genau jetzt das Ziehen an einem Strang so wichtig, um im Kampf gegen das Coronavirus, von dem wirklich jeder schon die Nase voll hat, als Sieger hervorzugehen,
meint Ihre Michaela Schellner