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KMU Forschung: KMU im Fokus 2020

KMU Forschung: KMU im Fokus 2020

Die Corona-bedingte Krise hat viele KMU vor große Herausforderungen gestellt. Laut KMU Forschung dürfte die Beschäftigung im Vergleich zum Vorjahr um rund 3% und die Umsätze um rund 10% zurückgegangen sein.

retailreport.at zitiert aus dem jährlichen Bericht der KMU Forschung:

Im Jahr 2019 gab es in Österreich rund 346.200 Klein- und Mittelunternehmen (KMU), was einem Anteil von 99,6 % aller Unternehmen der marktorientierten Wirtschaft entspricht. 87 % der Unternehmen zählten zu den Kleinstunternehmen mit weniger als 10 Beschäftigten, 38 % sind Ein-Personen-Unternehmen ohne dauerhaft beschäftigte Mitarbeiter/-innen. Familienbetriebe machen einen Anteil von rund 90 % der Unternehmen in Österreich aus.

KMU sind wesentliche Arbeitgeber und Lehrlingsausbildner: Sie beschäftigen insgesamt 2,1 Mio. Erwerbstätige und bilden 53.200 Lehrlinge aus. Dies entspricht 67 % der Beschäftigten sowie 63 % der Lehrlinge der marktorientierten Wirtschaft Österreichs. Kleine und mittlere Betriebe erwirtschaften wesentliche Umsätze und Bruttowertschöpfungsanteile. 2019 beläuft sich der Umsatz auf 514 Mrd. € (= 63 % der gesamten Umsätze der marktorientierten Wirtschaft) und die Bruttowertschöpfung auf 135 Mrd. € (= 60 % der Wertschöpfung).

In den Jahren vor Ausbruch der Corona-Krise weisen Österreichs KMU eine positive Entwicklung auf. Zwischen 2008 und 2019 ist die Anzahl der KMU (inkl. EPU) um 16 % gestiegen, jene der EPU um 24 %. Das Beschäftigungswachstum in KMU hat im gleichen Zeitraum 15 % betragen. Bei den Umsätzen und der Bruttowertschöpfung beträgt das Plus 27 % bzw. 36 %. In der vergangenen Dekade haben KMU damit höhere Zuwächse als Großunternehmen (Unternehmen: +11 %, Beschäftigte: +10 %, Umsätze: +15 %, Bruttowertschöpfung: +17 %) verzeichnet. Auch die Eigenkapitalausstattung und damit die betriebswirtschaftliche Krisenfestigkeit und Resilienz der österreichischen KMU hat sich in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich positiv entwickelt, was durch eine stetige Steigerung der durchschnittlichen Umsatzrentabilität möglich war. Die Eigenkapitalquote ist von rund 26 % im Bilanzjahr 2008/09 auf rund 33 % im Bilanzjahr 2018/19 angestiegen, was somit über dem aus betriebswirtschaftlicher Sicht anzustrebenden Mindestwert von 30 % liegt.

KMU sind von den Auswirkungen der Corona-Krise stark betroffen

Die Corona-bedingte Gesundheits- und Wirtschaftskrise mit ihren drastischen Auswirkungen hat viele Unternehmen unvorbereitet getroffen und vor neue Herausforderungen gestellt. Eine im Oktober 2020 durchgeführte Befragung zeigt, dass der überwiegende Teil (rund zwei Drittel) der österreichischen KMU im Gesamtjahr 2020 einen rückläufigen Jahresumsatz aufweist. Erste Abschätzungen für das Krisenjahr 2020 gehen davon aus, dass sich die Zahl der Beschäftigten in KMU voraussichtlich um 3 % verringern wird. Die Umsätze dürften um 10 %, die Bruttowertschöpfung um rund 6 % zurückgehen. Auch Ein-Personen-Unternehmen (EPU) sind von starken Umsatzeinbußen betroffen. Drei Viertel der österreichischen EPU rechnen für das Jahr 2020 mit mäßigen bis starken Umsatzrückgängen.

Zu den am stärksten beeinträchtigten Wirtschaftsbereichen zählt die Beherbergung und Gastronomie, welche rund 7 % zur österreichischen Wertschöpfung beträgt. Der Umsatz ist hier im Zeitraum Jänner bis September 2020 um ein Viertel eingebrochen. Auch die sonstigen Dienstleistungen (inkl. Kunst, Unterhaltung und Erholung), die sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (v.a. Reisebüros und Reiseveranstalter) sowie der Verkehr sind stark von der Krise betroffen. Die beiden größten Wirtschaftsbereiche – Produktion und Handel (rund 27 % bzw. 14 % der Wirtschaftsleistung) – haben deutliche Umsatzrückgänge verzeichnet, während die Beschäftigten bislang (u.a. aufgrund der Corona-Kurzarbeit) weitgehend gehalten werden konnten. Zu den vergleichsweise weniger betroffenen Bereichen zählen die Information und Kommunikation, das Grundstücks- und Wohnungswesen, die Finanz- und Versicherungsdienstleistungen sowie der Bau.

Die kleinen und mittleren Betriebe haben jedoch auch mit vielfältigen unternehmerischen Initiativen proaktiv auf die neuen Herausforderungen und Marktbedingungen reagiert: Die Bandbreite reicht von liquiditätssichernden Maßnahmen, einer raschen Umsetzung von Digitalisierungsaktivitäten bis hin zur Innovation ganzer Geschäftsmodelle. In diesem Kontext kam es etwa zu einer Anpassung des Produkt- und Dienstleistungsangebots (z.B. Umnutzung frei gewordener Produktionskapazitäten), zur Umstellung auf neue Vertriebswege (z.B. Verkauf über Webshops oder Online-Plattformen), wie auch zu neuen Kooperationsformen über digitale Online-Plattformen. Die Digitalisierung hat sich in diesem Zusammenhang als wesentliches Instrument zur Bewältigung der Krise herausgestellt.

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geschrieben am

25.03.2021