Kiennast: Ältestes Handelshaus & junges Team
Österreichs ältestes Handelshaus hat einen neuen Firmensitz in Gars am Kamp und wird seit 1710 von Familie Kiennast geführt. Die Generationen reichen sich die Verantwortungen weiter, nun sind die beiden Cousins Julius jr. und Alexander Kiennast am Zug. Die Familientradition halten sie hoch, allerdings wird diese mit einer großen Portion an neuer energiegeladener Motivation angereichert: ein neues Management wurde aufgestellt; der Firmensitz vom Zentrum in Gars am Kamp zum Logistik-Standort verlagert und ein neues Büro-Gebäude errichtet; mit der Neuausrichtung wurde ein neues Logo designed; neue Projekte im Gastro-Bereich und bei Nah&Frisch wurden umgesetzt.
Das neue Management
Mit einem Wachstum des Unternehmens werden auch die Verantwortungsbereiche größer. Die Kiennast Gruppe erreichte 2023 einen Umsatz von 144 Mio. Euro. Das ist ein sattes Plus von 38,5%. Für heuer ist wieder ein Wachstum geplant. Den größten Teil macht Eurogast mit rund 70 Mio. Euro aus, gefolgt von unik mit 49 Mio. Euro und Nah& Frisch mit rund 22 Mio. Euro. Mit Ende 2023 waren mehr als 500 Personen im Unternehmen beschäftigt.
Um all die Aufgaben ausgezeichnet zu erfüllen, entscheiden sich Julius und Alexander Kiennast dazu, das Management Board zu vergrößern. Mit April 2023 wurden neue Positionen in Logistik, Einkauf und auch IT, die auch für unik arbeitet, neu besetzt. 2024 kam ein neuer Finanzleiter dazu, weitere Stabstellen wurden – wie am Organigramm ersichtlich – eingerichtet.
„Mit dem Umsatzwachstum kam auch ein Qualitätsschub“, sagt Alexander Kiennast. Es macht sich bezahlt, dass das Unternehmen seit sieben Jahren IFS zertifiziert (Logistik & Foodbroker) ist. „Auf diese Basis können wir aufbauen, wenn es um die Zukunft geht. Die Zukunft liegt in allen Bereichen, aber besonders schnell und gut entwickelt sich unik“, so die beiden Geschäftsführer. 2/3 des Umsatzes werden aus Gars manipuliert, 1/3 aus Traun und Graz, da unik ein gemeinsames Projekt mit Unimarkt ist. „Wachsen kann man heute in unserer Branche in der Gastro und in der Gemeinschaftsverpflegung. Aber auch, wenn man Lebensmittel-Standorte neu umdenkt, wie wir unsere Nah&Frisch-Standorte, die sich auf den hybriden Weg machen“, so Kiennasts.
Nah&Frisch: Zukunft ist hybrid
40-50 echte Nah&Frisch Werbepartner und in Summe 110-120 Kunden werden beliefert. Mit dem hybriden Modell werden die Öffnungszeiten erweitert, damit kann man das Personal halten und im Notfall auch reduzieren. „Wir haben Kandidaten für die Hybrid-Lösung und jeder neue Standort wird überprüft, ob er für hybrid passt“, so Julius Kiennast. Denn: Hybride Märkte sind das Thema der Zukunft. Sie verbessern die Lebens- und Arbeitsqualität und sind den Zeiten angepasst. Das unbemannte Einkaufen ist eine Möglichkeit für Kaufleute im Job nicht völlig auszupowern. „Der Markt hat 72 Stunden offen, aber den Kaufleuten wird die Möglichkeit gegeben, personal- und ressourcenschonend ihr Geschäft zu führen. Und der Kaufmann, die Kauffrau entscheidet selbst, wann die beste Zeit ist, das Geschäft zu schließen“, sagen Julius und Alexander Kiennast. „Wir sprechen damit eine ganz neue und andere Kaufleuteschicht an!“.
Außerdem bietet sich die Möglichkeit weitere Standorte zu betrieben, Tüchtige können mehrere Standorte haben. Diese Entwicklung bringt etwas Gutes mit sich: es finden sich auch wieder mehr Menschen, die den Beruf des Kaufmanns/der Kauffrau ausüben wollen.
Markt der Tankstellen
Der Tankstellenmarkt, der bei der Kiennast Gruppe vor allem durch unik abgedeckt ist, ist ein stark umkämpfter Markt. Die Zukunft geht in Richtung noch mehr Convenience, breites Sortiment, gutes Preisniveau und Nahversorger-Funktion. „Wir konnten unsere Umsätze und Frequenzen stark ausbauen, derzeit haben wir alleine 32 Nah&Frisch Punkt Standorte“, so Alexander Kiennast. Unik beliefert neben Tankstellen auch den „kleinen“ Lebensmittelhandel und zeigt so seine Vielschichtigkeit in der Struktur. „Alles, was unterwegs ist, ist genau richtig für unser Geschäft“, freuen sich die Geschäftsführer.
Hürden im Alltag
Dass die Bürokratie für Unternehmer in den letzten Jahren sehr stark zugenommen hat, ist keine Neuheit. Für Kaufleute ist das bevorstehende Pfand auf Einweg-Gebinde eine Herausforderung. Hier wurde genau geprüft, wer welche Art von Rücknahmesystem benötigt. Etwa 15 Standorte sind schon mit einem eigenen Rücknahme-Automaten ausgerüstet, viele andere müssen bei Nah&Frisch händisch zurücknehmen. „Ja, natürlich ist es ein zusätzlicher Aufwand und ob die Handling Fee alles abdeckt, werden wir erst sehen. Aber mit unserer Kiennast Logistik unterstützen wir soweit und so gut es geht“, so Alexander Kiennast.
Aber nicht nur die Kaufleute sind vom Pfandsystem betroffen. Auch die Gastronomie muss EW-Pfand zurücknehmen und als Großhändler ist man hier natürlich stark involviert. „Wir beschäftigen uns aktuell stark mit Themen wie Gastro-Säcken, Containern und die dazugehörigen Maßnahmen im Sinne von HACCP und IFS“, so Kiennast. „Es sind allgemein viele Regularien umzusetzen, deren Aufwand uns leider niemand bezahlt“. Als Großhändler und Unternehmer muss man heute genug Ressourcen haben und sich immer wieder die Frage nach der Sinnhaftigkeit mancher Gesetze stellen – als Beispiel gilt für Kiennasts die Lieferkette, die man gesellschaftspolitisch schon viel früher umsetzen hätte können. „Denn aktuell alles gleichzeitig zu stemmen, das ist schon eine Herausforderung“.
Im Verbund gut aufgehoben
Auch deshalb ist es gut, dass die Kiennast Gruppe in Verbundgruppen integriert ist. „Markant und Eurogast sind für uns sehr wichtige Schnittstellen, viele Dinge könnte man alleine nur sehr schwer bis gar nicht lösen. Ein besonderes Beispiel ist der Nachhaltigkeitsreport, die wir in der Gruppe besser umsetzen können als alleine“, so Julius Kiennast. Im Endeffekt geht es auch um Kostenmanagement. Datenpflege, Sortimente, Lieferkette und die jüngst geforderte Herkunftskennzeichnung in der Gemeinschaftsverpflegung sind für die Kiennast Gruppe im Verbund leichter zu handlen – auch, weil man sich austauschen kann.
„Wir wollen uns gegenüber dem Mitbewerb Marktanteile erarbeiten, deshalb beliefern wir mit Eurogast auch Hotels, Caterer und Gastro-Betriebe österreichweit“, so Julius Kiennast.
IT und Digitalisierung
Die Digitalisierung hilft in diesem Zusammenhang natürlich sehr. Im Gastro-Bereich ist die Zustellung sehr intensiv, wenn es um Bestellungen über den Webshop geht. Auf Nah&Frisch umgelegt erhalten die Kaufleute mehr Informationen über „nahundfrisch.kiennast.at“. Sie können bestellen, Aktionen umsetzen und das alles mit ihren MDE-Geräten nutzen.
Das neue Gebäude
Etwa 1 km vom Stammhaus entfernt wurde vor kurzem das neue Bürogebäude als Firmenzentrale eröffnet. Es ist nicht nur ein nachhaltiges und optisches Highlight, sondern verbindet nun auch die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen viel mehr miteinander. Die Wege zwischen den Abteilungen wurden kürzer und die Büros optisch freundlicher. Eine eigene Kantine im Haus wird hervorragend angenommen. Mit einer Photovoltaik-Anlage kann man 30% des Eigenbedarfs abdecken. 12 Mio. Euro wurden investiert, jeder Euro hat sich gelohnt. „Die Kiennasts waren schon immer Netzwerker“, sind sich Julius und Alexander Kiennast sicher. „Aber mit dem neuen Gebäude bestehen zum Netzwerken noch viel mehr Möglichkeiten, die uns gleichzeitig wieder voranbringen und die nachfolgenden Generationen erfolgreich weiterentwickeln lassen“, so die Manager abschließend.