Sutterlüty: Regionalität ist Herzstück
Sutterlüty entstand 1952 aus der Warenversorgung der Großküche eines Sägewerkes. Drei Jahre später eröffnete Ulrich Sutterlüty seinen ersten Selbstbedienungsladen mit 80 m² Verkaufsfläche. Heuer feiert der Geschäftsführer Jürgen Sutterlüty mit dem Unternehmen den 70. Geburtstag. Er war in vielen Belangen ein Pionier. Wie er die Geschichte und die Gegenwart des Vorarlberger Handelsunternehmens sieht, dazu hat ihn retailreport.at befragt.
retailreport.at: 70 Jahre Sutterlüty – ein Händler, der die Tradition mit wirklichen Innovationen verbunden hat – wie schafft man das? Gibt es Ideen, die man langfristig plant oder entstehen/ entstanden Dinge sehr spontan?
Jürgen Sutterlüty: Ja, wir sind sehr dankbar, immer noch Teil einer 70ig-jährigen, bewegten Handelsgeschichte und -Gegenwart zu sein.
Dass wir ursprünglich einem Landwirtschaftsbetrieb mit Sägewerk entsprungen sind, mag Zufall sein. Dass wir die Regionalität in diesem Land schon zu Zeiten aktiv gepflegt und ausgebaut haben, als es noch Mode war, Importprodukte als große Errungenschaft zu kommunizieren, ist allseits bekannt.
Wir haben immer versucht, den Blick über den Tellerrand gleiten zu lassen und waren bei den Ersten, die sich mit der Selbstbedienung, Frischfleisch im Supermarkt, Gastronomie, größeren Verkaufsflächen, neuen Services, neuen Angebotsformen, Kennzeichnung regionaler Produkte, moderner Architektur, nachhaltigem Wirtschaften als erster klimaneutraler Händler uvm. beschäftigt haben.
Viele Ideen sind aus langfristigen Überlegungen entstanden am Beispiel der eigenen Produktionsbetriebe für Fleisch- und Wurstwaren, Backwaren oder der Käsereifung mit Be- und Verarbeitung. Das waren notwendige Schritte, um unsere regionale Ausrichtung in jenen Bereichen zu verbessern, wo die Wertschöpfungsketten ineinandergreifen müssen. Andere Themen waren manchmal auch spontan wie beispielsweise mein Besuch von Superquinn in Irland vor fast 30 Jahren. Da habe ich gesehen, wie die Regionalität durch POS-Kommunikation – wie direkte Kennzeichnung am Regal oder Bekanntgabe des wöchentlichen Umsatzanteils von regionalen Produkten – an jedem einzelnen Standort, deutlich verbessert werden konnte. Das haben wir umgehend auch bei uns umgesetzt und sind bis heute der einzige Supermarkt in Österreich wo die Kunden und Kundinnen direkt vor Ort im Geschäft den regionalen Anteil am Umsatz und am eigenen Kassabon die Anzahl regional gekaufter Produkte ablesen können. Und wir haben auch einige Ideen für die Zukunft an denen wir leidenschaftlich arbeiten.
Welche Fixpunkte in der Entwicklung gab es immer, wofür ist Sutterlüty immer eingestanden? Wie etwa Regionalität? Herkunft? Nachhaltigkeit?
Regionalität war, ist und bleibt das Herzstück unseres Handelns. Wir sehen uns in erster Linie als Plattform für Vernetzung und Austausch in der Region. Für die Produzenten untereinander und natürlich für alle Vorarlberger und Vorarlbergerinnen, denen die regionale Genusskultur genauso am Herzen liegt wie uns. Enge Zusammenarbeit und Handschlagqualität bilden die Grundlage der oft bereits seit Jahrzehnten andauernden Partnerschaften mit unseren regionalen Produzenten. Dabei setzen wir klar auf ein Miteinander auf Augenhöhe bei unseren über 1500 bäuerlichen Partnern, regionalen Produzenten und über 700 Teammitgliedern. Unser nachhaltiges Denken und Handeln erhält die Wertschöpfung und viele Arbeitsplätze in Vorarlberg und leistet einen großen Beitrag zum Ausbau der Versorgungsautonomie in diesen Zeiten.
Apropos Nachhaltigkeit: hier zählt auch Generationswechsel in guter Form dazu. Wie ist das bei Ihnen gelöst? Und wie wurde das gelöst?
Eine gute Frage, zumal das Thema bei uns ganz aktuell ansteht. Mein Sohn Florian wird im Jänner, nachdem er 15 Jahre weg war, im Unternehmen einsteigen und die Verantwortung für den Vertrieb übernehmen. Er hat in Holland Volkswirtschaft und Finanzen studiert, war im Ausland bei namhaften Händlern und später im Bereich Retail-Consulting tätig. Zuletzt war er bei Rewe International als Projektleiter in der Strategieabteilung. Mein zweiter Sohn – Constantin - studiert in Wien technische Physik. Ob er mit dieser Ausbildung Interesse am Handel hat, wird sich erst zeigen. Meine beiden Töchter – Theresa und Laura – leben und arbeiten in Norddeutschland und sind im Pferdesport tätig.
Welche Besonderheiten weisen die Märkte im Vergleich zu anderen Märkten auf? Wie würden Sie selbst das Sortiment beschreiben?
Wir sehen unsere 26 Ländlemärkte als urban-regionale Erlebnismärkte mit b’sundrigem Konzept. Vor allem unsere neuen Märkte zeichnen sich durch eine helle, offene Ladenraumgestaltung mit einladender Gusto-Gastronomie aus. Eben ein Ort zum Wohlfühlen. Dabei ist es uns wichtig, auch hier Mehrwert zu schaffen – sei es durch Photovoltaikanlagen auf den Dächern oder aber durch die Nutzung der Abwärme der Kühlsysteme zum Heizen oder Wohnraum für Mitarbeiter – wie bei unserem jüngsten Standort in Frastanz. Dies ermöglicht uns, neben vielen anderen Maßnahmen, ein sehr klimafreundliches Wirtschaften, ganz unserer Nachhaltigkeitsstrategie entsprechend.
Das Sortiment unserer Ländlemärkte lässt vor allem in den Bereichen Obst- und Gemüse, Käse, Backwaren, Fleisch und Wurstwaren keine Wünsche offen – besonders wenn es um regionale Produkte geht. Mit einem Umsatzanteil von 34% am Gesamtumsatz, sehen wir uns nach wie vor als „Weltmeister der Regionalität“. In den größeren Märkten bieten wir zudem Dry Aged Beef, Frischfisch in Bedienung und Sushi von Eat Happy.
Wie geht es Ihnen in der Zusammenarbeit mit der Rewe? Gibt es hier einen regen Austausch?
Die Zusammenarbeit mit der Rewe ist sehr speditiv und professionell. Viele unserer Teammitglieder sind regelmäßig in Wr. Neudorf, stimmen sich ab, holen die neuesten Informationen oder bringen Ideen und Gedanken unsererseits ein. Die Rewe lässt uns den Freiraum, den wir für unseren eigenen Auftritt und unser individuelles Konzept benötigen und unterstützt uns dort, wo die Systeme eines großen Konzerns sehr hilfreich sind. Ich habe persönlich einen regelmäßigen Austausch mit Marcel Haraszti als mein Ansprechpartner und Mitglied im Aufsichtsrat.
Wie sehen die weiteren Expansionspläne aus?
Am liebsten wachsen wir auf der bestehenden Fläche – das macht Spaß und ist nachhaltiger. Sowohl die Umwelt als auch die Ergebnisse betreffend (schmunzelt).
Darüber hinaus verbessern wir laufend die bestehenden Standorte, bauen diese neu oder verändern sie den heutigen technischen Anforderungen entsprechend. In diesem Jahr haben wir drei Märkte eröffnet – am Bahnhof in Feldkirch, in Bludesch-Gais nach einem Brand und in Frastanz die ehemalige Billa-Filiale die wir völlig neu mit Mitarbeiterwohnungen im Obergeschoss errichtet haben.
Über Daten freue ich mich: Filialanzahl, Mitarbeiter, Umsätze, Expansionsgeschwindigkeit?
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Gegründet: 1952, von Ulrich Sutterlüty
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26 Ländlemärkte
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707 Mitarbeitende
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3000 regionale Produkte, davon 150 Sutterlüty’s Spezialitäten
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Aktuell 34% Umsatzanteil mit regionalen Lebensmitteln
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Arbeitet seit Jänner 2016 zu 100% klimaneutral
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Umsatz: 140 Mio. Euro 2022 geplant
Interviewer: Gabriele Jiresch