JKU: Konsumklima stürzt ab
Ukraine-Krise, Preissteigerungen und anhaltende Corona-Pandemie hinterlassen tiefe Spuren im Konsumklima – nicht nur in Österreich, sondern EU-weit. Das sagt das Institut für Absatz, Handel und Marketing der JKU in Linz.
Der Vertrauensindex zur wirtschaftlichen Lage der privaten Haushalte (Saldo aus negativen und positiven Einschätzungen mehrerer Indikatoren) stürzt im März 2022 um knapp -12 Zähler in Österreich bzw. um -9 Zähler im EU-27-Durchschnitt (gegenüber dem Vormonat) ab. Damit fällt das Konsumklima auf einen neuen Tiefststand zurück, der in Österreich mit -19,6 Punkten sogar noch schlechter ausfällt als zu Beginn der Covid-19-Pandemie (April 2020: -18,4 Punkte). Auch der EU-27-Index liegt im März 2022 mit -19,6 Punkten deutlich unter dem 10-Jahresdurchschnitt (-9,6Punkte). Das Vertrauen der Konsumenten ist erschüttert und das hat in weiter Folge negative Auswirkungen auf die Konsumausgaben im Einzelhandel. Größere Ausgaben werden hintenangestellt, die Sparneigung steigt wieder.
Trübe Aussichten für die kommenden Monate
Ukraine-Krise und Preiserhöhungen werfen ihren Schatten auch auf die kommenden Monate, der Konsumpessimismus hält an. Sowohl die Konsumenten in Österreich als auch in der EU rechnen in naher Zukunft nicht mit einer Erholung der wirtschaftlichen Lage – im Gegenteil, die Frühwarnindikatoren zeigen stark nach unten. Der Großteil der Konsumenten geht von weiter steigenden Preisen aus. Der entsprechende Index- Wert (Saldo der Einschätzungen bezüglich sinkender bzw. steigender Preise) klettert auf ein Allzeithoch von 65,4 Punkten in Österreich bzw. von 59,8 Punkten im EU-27-Durch- schnitt. Auf Grund der steigenden (Energie-) Preise trüben sich die Einkommensaussichten der privaten Haushalte zunehmend ein. Der Index zur finanziellen Lage rutscht auf -15,1 Punkte in Österreich bzw. auf -13,3 Punkte in der EU deutlich ab, was zur Folge hat, dass größere Anschaffungen noch weiter verschoben werden. Die große Verunsicherung der Konsumenten spiegelt sich gerade im Index zur Einschätzung der künftigen Wirtschaftskonjunktur wider, der in Österreich auf -29,4 Punkte und im EU- 27-Durchschnitt auf -35,9 Punkte geradezu einbricht. Damit einher geht ein wahrgenommenes, höheres Risiko in Zukunft arbeitslos zu werden.
Resümee
„Die sich abzeichnende Konsumerholung im Abschwung der Covid-19-Pandemie hat mit dem Krieg in der Ukraine zu einem abrupten Ende geführt. Damit einhergehende Preiserhöhungen vergiften das Konsumklima in Österreich aber auch in der EU im März zusätzlich. Es mutet an, also ob die Konsumenten wieder in eine „Angststarre“ verfallen sind und das bedeutet nichts Gutes für die Wirtschaft“, interpretiert Univ.Prof. Dr. Christoph Teller die aktuellen Konsumdaten von Eurostat.
„Die steigende Inflation lässt die Kaufkraft der privaten Haushalte abschmelzen. Die Verunsicherung ist groß, größere Anschaffungen werden verschoben und eine baldige Besserung ist aus Sicht der Konsumenten nicht zu erwarten. In anderen Worten: Die Krise im Kopf und die Inflation im Genick lassen die Euro im Portmonee kleben bzw. in den Sparstrumpf wandern“, fasst Dr. Ernst Gittenberger vom IHaM Institut für Handel, Absatz und Marketing an der JKU Linz die pessimistischen Einschätzungen der Verbraucher in Österreich und der EU für die kommenden Monate zusammen.