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Dr. Magne Setnes

Österreich hat starke Position

Die Brau Union ist in Österreich stets aktiv in allen Belangen - Bestätigung kommt vom Generaldirektor & Vorstandsvorsitzenden Magne Setnes.

Auszeichnungen säumen den Weg der Brau Union in Österreich, die jüngste stammt vom Econ Verlag und Handelsblatt und zeichnet seit 2007 die besten Projekte im Bereich Corporate Communications aus dem deutschsprachigen Raum aus. Einen zog die Brau Union Österreich für ihren Bierkulturbericht 2017 ins Land: den Econ Award in Bronze in der Kategorie Imagepublikationen. „Diese Auszeichnung zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind: Wir wollen Österreich zum Land mit der besten Bierkultur Europas machen“, freut sich Magne Setnes, Vorstandsvorsitzender der Brau Union Österreich, über diese Ehrung.  Für retailreport.at stand er für ein Interview zur Verfügung:

retailreport: Haben Sie aktuelle Zahlen der Brau Union in Österreich?

Magne Setnes: 2017 wurden rund 5 Millionen HL Bier abgesetzt, mit 13 Marken und über 100 Biersorten. Das Absatzvolumen im Bereich Bier konnte 2017 im Inland um +2,4 % gesteigert werden. Dadurch konnte der mengenmäßige Marktanteil der Brau Union Österreich AG leicht gesteigert werden. Auch im Exportgeschäft verzeichnete die Brau Union Österreich AG im vergangenen Jahr einen deutlichen Zuwachs, wodurch der Bierabsatz insgesamt um 3,4 % über dem Vorjahresniveau liegt. Auch der Umsatz konnte 2017 im Vergleich zum Vorjahr etwas gesteigert werden.

Können Sie Details zur Bierpreiserhöhung geben?

Aufgrund der aktuellen Inflation, erhöhter Personal- und Energiekosten und der deutlich steigenden Kosten bei Rohstoffen als Folge der schlechten Ernte von Braugerste gab es auch in der Brau Union Kostensteigerungen. Diese können innerhalb des Unternehmens durch Effizienzsteigerungen nur teilweise aufgefangen werden. Daher werden die Preise ab 1. Dezember um rund 3 % erhöht.

Welche Gebindeform ist tatsächlich im Wachsen?

Die 0,33l Glasflaschen, Dosen und PET-Flaschen verzeichnen ein geringes, aber konstantes Wachstum.

Wie entwickelt sich der Biermarkt im Unternehmen, welche Marken boomen? Welche Kategorien? Welche Biertrends können Sie erkennen international und in Österreich?

Nach wie vor ist die Kategorie Märzen die beliebteste Kategorie unter den Bieren. Da die Konsumenten verantwortungsvoller genießen und für den Genuss untertags verstärkt zu alkoholfreien und alkoholreduzierten Bieren greifen, haben diese Kategorien am Biermarkt die größten Wachstumschancen. Jeder zweite Österreicher (51 %) trinkt (sehr) gerne Radler. Auch alkoholfreies Bier erfreut sich immer größerer Beliebtheit und wird von 22 % der Bevölkerung gerne getrunken. Rund 40 % davon geben an, im Vergleich zu früher häufiger alkoholfreies Bier zu trinken. Zudem glaubt die Hälfte der österreichischen Bevölkerung, dass der Konsum von alkoholfreiem Bier in den nächsten zehn Jahren zunehmen wird. Knapp die Hälfte, genauer 45 %, vermuten, dass in Zukunft neue Biersorten und mehr Spezialbiere verstärkt ein Thema sein werden. Diese Zahlen gehen aus dem aktuellen Bierkulturbericht der Brau Union Österreich hervor, der heuer zum zehnten Mal erscheinen wird. Diese für Österreich repräsentative Studie wird jährlich vom Linzer market-Institut im Auftrag der Brau Union Österreich erarbeitet, um aktuellen Entwicklungen und Trends in der österreichischen Bierkultur auf den Grund zu gehen.

Um dem Konsumverhalten der Österreich zu entsprechen, setzt die Brau Union Österreich Schwerpunkte in den Segmenten alkoholfreie Biere und Produkte sowie bei Bierspezialitäten. Mit aufwändigen, aber völlig natürlichen Brauverfahren – die zum Teil auch unterschiedliche Braumethoden miteinander kombinieren – können wir alkoholfreie Biere herstellen, die dem Biergenießer typisches Bieraroma ohne Alkohol bieten. Mit laufenden Innovationen in diesem Bereich – wie Gösser NaturGold, Edelweiss Alkoholfrei, Heineken 0.0, Zipfer HOPS und Gösser Kracherl – werden wir zunehmend zu einem Spezialisten für alkoholfreie Biere und Getränke und antworten so entsprechend auf den Trend zum verantwortungsbewussten Konsum.

Mit Bierspezialitäten wie Zipfer Meisterwerke Pale Ale und Weizen, Gösser Brauschätze – ein helles und ein dunkles Stifts-Zwickl sowie das neue Stifts-Troad, Schwechater Wiener Lager oder Sondereditionen aus der Spezialitäten-Manufaktur Hofbräu Kaltenhausen können wir Biertrinkern auch in diesem Bereich ein genussvolles Sortiment bieten.

Die beliebtesten Marken der Brau Union sind Puntigamer, Gösser, Zipfer und Schwechater.

Die Brau Union ist für ihre Innovationskraft bekannt und auch für das Eröffnen neuer Kategorien. Deshalb die Frage: Welche Neuheiten werden Sie demnächst lancieren oder haben Sie vor kurzem auf den Markt gebracht?

Unsere Innovationsführerschaft basiert auf der Entwicklung neuer Getränkekategorien, die am Puls der Zeit liegen und Trends wie etwa alkoholfreie/-reduzierte Biere, Bierspezialitäten oder auch Cider aufgreifen. Diese Innovationsführerschaft wollen wir auch in Zukunft beibehalten und weiter ausbauen.

Unsere letzten Innovationen haben sich stark am Thema alkoholfrei orientiert, dieser Bereich hat noch Wachstumspotenzial: Das alkoholfreie Zipfer HOPS mit Hopfenlimonade war im ersten Jahr bereits ein großer Erfolg. 2017 wurden in Summe 2,7 Millionen Flaschen verkauft, zudem haben wir die 0,5-l-Dose für den To-Go-Markt gelauncht. Auch mit dem in Wieselburg mitentwickelten Heineken 0.0, das im Mai 2017 auf den Markt kam und seither ebenfalls sehr erfolgreich ist, setzen wir auf diesen Trend. Geplant ist, die alkoholfreie Produktpalette im nächsten Jahr weiter auszubauen.

Diesen Herbst werden wir z.B. das Design der Marke Edelweiss modernisieren, um der Marke ein zeitgemäßes, einzigartiges Outfit zu geben, das sie auch verdient. Immer mehr Konsumenten in Österreich und weit über unsere Landesgrenzen hinaus, entdecken den Geschmack dieses großartigen Weizenbiers aus den Alpen.

Für die vielen Puntigamer-Fans und Bierliebhaber haben sich die Puntigamer Braumeister auch etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Sie launchen saisonal limitierte Bierspezialitäten wie den Puntigamer Herbstmeister und den Puntigamer Winterkönig.

In der Getränkekategorie Cider sind wir mit den Zahlen unseres Ciders Stibitzer aus 100 % österreichischen Äpfeln sehr zufrieden. Mit Strongbow, Stibitzer sowie Old Mout und Stassen wird ein geschmacklich vielfältiges Portfolio angeboten, heuer auch in neuen Verpackungen (Dosen, Flaschen Multipacks).

Neben immer neuen Getränken sind auch Innovationen in der Schanktechnik gefragt. In Sachen Fassbierqualität ist die Brau Union Österreich Kompetenzvorreiter und baut die Fasskompetenz durch die Einführung des Zapfsystems Blade weiter aus. Das neue Theken-Zapfsystem Blade wurde speziell für kleinere Abgabemengen (8l), zum Beispiel von Bierspezialitäten, aber auch für kleine Gastronomiebetriebe wie beispielsweise im Streetfood-Bereich konzipiert. Mit dem platzsparenden Design ist es möglich, überall frisch gezapftes Bier zu genießen. Im ersten Verkaufsjahr wurden in Österreich bereits 4000 Blade-Geräte verkauft.

Für den Heimgebrauch bieten wir "The Sub", eine neue innovative Heimzapfanlage für Bierspezialitäten, die mit 2-Liter-Fässern befüllt wird und Premium-Zapfqualität für zu Hause bietet. Das Bier wird gekühlt und bleibt 15 Tage lang frisch – perfekt zum Ausprobieren neuer Bierspezialitäten oder für ein gepflegtes Feierabendbier.

Können Sie mir bitte die Situation mit dem Patent auf Brau Gerste kurz skizzieren und die Auswirkungen auf den Heineken-Konzern? Wie hat das EU-Patentamt entschieden?

Am Europäischen Patentamt (EPA) in München wurden Einsprüche gegen zwei Patentanmeldungen von Heineken und Carlsberg verhandelt. Diese Patente auf neue, innovative Braugerstenvarietäten wurden gesetzkonform angemeldet und in einer gemeinsamen Forschungsarbeit von Heineken und Carlsberg jahrelang entwickelt.

Das Europäische Patentamt hat entschieden, dass Heineken und Carlsberg die Patente mit Einschränkungen auf bestimmte Pflanzen weiter behalten können.

In Österreich ist derzeit aber nicht geplant, diese Braugerstensorten zu verwenden. Denn die Mälzereien und Brauereien verwenden grundsätzlich nur jene Sorten von Braugerste, die vom Braugersten-Sortenkomitee, einer Abstimmungsrunde bestehend aus Vertretern der Saatzüchter, des Getreidehandels, der Mälzer und Brauer, der Landwirtschaftskammer und der AGES, freigegeben sind. Und keine der patentierten Sorten ist in Österreich als Standardsorte gelistet bzw. befindet sich auch nicht in der Wertprüfung, um nach mehrjährigen Versuchen in diese Liste aufgenommen zu werden.

Wie wichtig ist der heimische Markt Österreich für den Konzern?

Österreich war immer eine führende Biernation und die österreichische Bierkultur hat sich in den letzten Jahren nochmal hervorragend entwickelt. Die Position von Österreich innerhalb der Heineken-Familie ist daher eine starke. Heineken als familiengeführtes Unternehmen ist sehr dezentral organisiert und setzt auf lokale Strukturen und Marken. Die Brau Union Österreich ist ein eigenständiges, sehr erfolgreiches Unternehmen unter dem Dach der Heineken-Familie. Heineken hat international viele hunderte Marken – lokale Marken spielen dabei eine wichtige Rolle. Und das gilt besonders für Österreich. Mit so vielen Marken im Portfolio ist es wichtig, die Positionierung unserer lokalen, regionalen und nationalen Marken mit einigem Regelmaß zu beleuchten und kontinuierlich anzupassen, um am Trend der Marktentwicklung zu bleiben. Für uns in Österreich ist es auch wichtig, dass wir selber Entscheidungen über unsere Brauereien und unsere Produkte treffen. Aber es gibt auch einen intensiven Austausch in der Heineken-Familie, wir unterstützen uns gegenseitig bei Innovationen oder Mitarbeiterprogrammen.

Und wir hinterlassen international Spuren. Mit der grünen Brauerei Göss haben wir weltweit für Aufsehen gesorgt. Auch die Marke Gösser ist eine starke Exportmarke in Deutschland und Russland. Der Radler wurde im steirischen Göss gebraut und hat weltweit einen Siegeszug angetreten. Für das alkoholfreie Heineken 0.0 wurde in Wieselburg ein spezielles Verfahren für alkoholfreie Biere entwickelt. Nach wie vor unterstützen wir andere Länder bei der Einführung des Bieres und beim Einbauen einer eigenen Anlage.

Bitte um einen Rückblick nach dem ersten Jahr operativer Führung der Brau Union in Österreich?

Die Brau Union Österreich ist ein stabiles Unternehmen mit einem starken Markenportfolio, die sich über viele Jahre mit internationalen und nationaler Vielfalt von Bieren und Ciders bewährt hat. Unser Erfolg basiert auf dem kontinuierlichen Engagement und der Leidenschaft für gute Biere und Ciders, die unsere Konsumenten, Kunden und auch unsere Mitarbeiter auszeichnet. Um erfolgreich zu bleiben, müssen wir uns immer wieder auch selbst hinterfragen, ob wir auf den richtigen Weg sind.

Meine internationale Erfahrung und meine langjährige Tätigkeit in der Heineken-Familie ermöglichen mir einen anderen Blickwinkel. Ich verbinde diesen mit den wertvollen Ideen und dem Feedback, das ich von den 2400 Mitarbeitern erhalte.

Da ich den österreichischen Biermarkt bereits sehr gut kenne, liegt mein Fokus klar auf Strategie und Innovationen – nicht nur im Bereich Getränke oder Zapftechnik, sondern auch im Bereich der nachhaltigen Produktion und erneuerbaren Energie sowie in der Digitalisierung unserer Geschäftsprozesse. Für e-commerce haben wir mit Kollegen weltweit einen internationalen Shop für die Heimzapfanlage "The Sub" eingerichtet, der eine große Vielfalt an internationalen und nationalen Bieren bietet. In Sachen Nachhaltigkeit setzen wir laufend tolle Projekte um. Zuletzt die Nutzung unserer Abwärme vom Gärungsprozess für das Heizen von Wohnungen in der Nachbarschaft der Brauereien in Schwechat bei Wien und in Graz-Puntigam.

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geschrieben am

15.11.2018