Im Land der Verbote
Der Aufmerksamkeit einiger Mitglieder des Markenartikelverbandes bzw. des Fachverbandes der Nahrungs- und Genussmittelindustrie ist es zu verdanken, dass eine Richtlinie eben nicht im Hintergrund und Geheimen zu einer Bombe für die gesamte Werbe- und Lebensmittelindustrie werden kann/konnte – man ist gewappnet. Jener Entwurf des Gesundheitsministeriums zur Lebensmittelwerbung und dem „Österreichischen Nährwertprofil“ ist laut unseren Informationen vorerst nicht verabschiedet. Unter Begutachtung war er seit Mitte Oktober, am Freitag, dem 13.11. sollte die Entscheidung fallen, die nun für die Industrie vorerst gut ausging. So ist mein letzter Informationsstand.
Alleine die Tatsache, dass diese Diskussion überhaupt zustande kommen konnte, lässt mich Kopf schütteln: leben wir nur mehr in einem Land von Verboten? Was denn noch?
Die komplette Freude am Genuss wird einem Stück für Stück genommen – bis hin zum Essen. Ja, viele werden sagen: man muss die Leute vor sich selbst schützen, aber durch all diese Verbote und auch Gebote erzeugen wir immer mehr Menschen ohne Eigenverantwortung. Der Staat wird es schon richten und wenn etwas schief geht, suche ich die Schuld bei jemandem anderen. Jedes Kilo zuviel? Da muss doch die Nahrungsmittelindustrie schuld sein! Und der Handel gleich dazu!
Leider, kann ich da nur sagen, es ist der urzeitliche innere Schweinehund jedes Einzelnen, der die Mitverantwortung trägt.
Und eines noch zuletzt: während Nahrungsmittel, Regionalität und Handel in kurzen Abständen immer wieder am Pranger stehen, entwickeln sich Mobiltelefonhersteller und Telekommunikationsanbieter munter weiter. Wie wäre es mit einer virtuellen Daumenschraube für all jene, die schon Kinder von Internet und „Handy“ abhängig machen?! Hier muss man später nicht unbedingt den Internisten, sondern den Orthopäden konsultieren: wo ist da der Unterschied? Wer schützt die Kinder vor Fake-News und durchgehend schlechten Nachrichten? Wer verantwortet ein zu geringes Sport-Programm in den Schulen? All das kommt kaum zur Debatte, wenn es um den Schutz unserer Kinder geht. Denn es ist einfacher Fischstäbchen, Chips und Schnitten für die Überernährung unserer Gesellschaft verantwortlich zu machen. Das ist – salopp gesagt - das, was Lebensmittel nie sein sollten: einfach nur billig!