Hick Hack spitzt sich zu
Offensichtlich führte kein Weg mehr daran vorbei, dass sich der steirische Fleischerbetrieb Schirnhofer und die Rewe Group (in Form der Category Managerin) außermedial einigen. Vor wenigen Tagen warf der Firmenchef Karl Schirnhofer der Rewe „erpresserische Methoden“ vor. Dabei war es einst vor rund 6 Jahren die Rewe mit Penny und Merkur, die Schirnhofer-Produkte nach der Zielpunkt-Pleite in ihren Filialen listete. Damals war Schirnhofer in den Zielpunkt-Märkten mit einem Shop-in-Shop-System vertreten und wurde mit der Pleite des Diskonters Zielpunkt mitgerissen. Nun sind die Worte härter und das Verhältnis mehr als abgekühlt. Wie bekannt ist, will Schirnhofer Billa nicht mehr mit Almo-Fleisch beliefern (er besitzt die Exklusivrechte dafür), seit Rewe an die Almo-Bauern herantrat und sie bat, das Fleisch direkt an Rewe zu liefern – die Rewe dementiert das in dieser Art und reagiert ebenso mit einem öffentlichen Brief:
"Im Herbst 2021 startete Billa im Rahmen eines Projekts rund um die Aufwertung des Fleischsortiments Sondierungsgespräche mit mehreren bekannten österreichischen Unternehmen aus dem Rind- und Schweinefleischbereich, darunter auch dem Unternehmen von Karl Schirnhofer.
Im November 2021 erhielt Schirnhofer - unabhängig von diesen Sondierungsgesprächen - im Rahmen einer Ausschreibung den Zuschlag, die Fleischproduktion für die Belieferungsfilialen von Penny Österreich zu übernehmen. Er gewann diesen Auftrag als Bestbieter und übernahm ihn von der im Rewe International Konzernverbund tätigen Rewe Fleischwaren, die ebenfalls an der Ausschreibung teilgenommen, den Auftrag jedoch verloren hat. Dieser Auftrag und die Geschäftsbeziehung zu Penny Österreich sind – unabhängig von Schirnhofers Verhältnis zu Billa- aufrecht und stehen derzeit nicht in Frage.
Im Rahmen des Sondierungsgesprächs wurde auch die Möglichkeit angefragt, Schirnhofers Almochsen bei Rewe Fleischwaren zu zerlegen. Es ging nicht darum – wie medial kolportiert – ihm die Ochsen „wegzunehmen“, sondern lediglich um die Zerlegung seiner Tiere und zusätzliche Gegenangebote.
Im Dezember bot Karl Schirnhofer dem Vorstand der Rewe International AG an, die ALMO-Lizenzrechte an Billa zu verkaufen. Gleichzeitig forderte er eine Preiserhöhung für die Belieferung, die am nächsten Tag von Billa bestätigt wurde. Die Preise wurden per 1.1.2022 erhöht. Herr Schirnhofer legte folgend als Befristung für die Verhandlungen über den Verkauf der Lizenzrechte den 28.01.2022 fest und kündigte gleichzeitig die Liefervereinbarung mit Billaper 31.3.2022.
Billa bietet daraufhin der Steirische Bergland Marktgemeinschaft – so von deren Seite gewünscht – eine langfristige Partnerschaft und gibt eine Abnahmeversicherung ab."
Spar setzt schon lange auf Tann
Spar Österreich hat sich schon vor vielen Jahren die Fleischproduktion in das eigene Unternehmen geholt. Mit Tann ist man gut aufgestellt und kooperiert mit den Bauern auf gute Art und Weise. Die Spar verarbeitet seit rund 60 Jahren Fleisch in den sechs Tann-Betrieben selbst, seit mehr als 25 Jahren ausschließlich aus heimischer Landwirtschaft. Ebenso lange besteht eine intensive Zusammenarbeit mit regionalen Erzeugergemeinschaften und Schlachthöfen. Tiere von 7300 heimischen Rinder- und 1800 Schweinemästern bezieht Tann – zu fairen Preisen für 100 % österreichisches Fleisch. Zahlreiche dieser jahrzehntelangen Kooperationen beruhen bis heute auf Handschlagqualität zwischen den regional vernetzten Leitern der Fleischverarbeitungsbetriebe und Erzeugergemeinschaften.
Hingegen belastend für Mäster und auch jene Händler, die sich zum Angebot von ausschließlich heimischem Fleisch gegenüber Kunden verpflichtet haben, ist Billig-Importfleisch. Spar fordert daher von der zuständigen Politik, bei der Kennzeichnungspflicht auch in der Gastronomie endlich Nägel mit Köpfen zu machen. Frankreich führt genau diese ab 1.3.2022 verpflichtend ein. Im heimischen Handel ist dies weitgehend umgesetzt, für die Gastronomie aber nicht ernsthaft verfolgt.